In Kooperation mit lokalen Unternehmen und Forschungseinrichtungen wird in HydroNet wesentliches Knowhow für die Entwicklung einer kompletten Region hin zur Nutzung von Wasserstoff für die regionale Wertschöpfung aufgebaut. Dieses Projekt verfolgt erstmals einen integrativen und interdisziplinären Ansatz über unterschiedliche Wertschöpfungsketten und Sektoren hinweg.
Mit diesem Alleinstellungsmerkmal vereint und integriert HydroNet regionale Akteure entlang der gesamten Wasserstoff-Wertschöpfungskette von der Wasserstoffgewinnung vor Ort, der infrastrukturellen Verteilung des grünen Wasserstoffs, bis hin zur industriellen Transformation und Nutzung des Wasserstoffs mit digitalem Herkunftsnachweis. Im Fokus stehen vor allem Unternehmen der Metallproduktion/-verarbeitung, Automobilzulieferung, Papierherstellung sowie Mobilität und Abwasseraufbereitung.
Für eine energieoptimierte Wasserstoffwirtschaft
HydroNet besteht aus einem Konsortium aus zwölf Verbundpartnern unter der Leitung des Energieunternehmens Westnetz als Konsortialführer, neun assoziierten Partnern, einem Projekt-Forum mit zahlreichen interessierten Unternehmen sowie einem politischen Beirat aus einem breiten Parteienspektrum.
Das Großprojekt wird bis Ende 2029 neue Produkte, Lösungen und Erkenntnisse für die Planung, die Errichtung und den Betrieb einer energieoptimierten Wasserstoffwirtschaft erarbeiten. Ziel des Projekts ist es, fossile Energieträger in der Region Arnsberg weitgehend zu ersetzen, sowie die Partner als flexible Teile eines zukünftigen Energiesystems zu Akteuren der Energiewende werden zu lassen. Dafür investieren die Partner insgesamt rund 75 Millionen Euro. Die Differenz in Höhe von 46 Millionen Euro wurde über den Projektträger Jülich (PtJ) beim BMWK eingereicht und wird nun mit insgesamt 18 Millionen Euro gefördert.
Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz sagt dazu: „Systemische Demonstrationsprojekte wie HydroNet sind essenziell für den Markthochlauf von Wasserstoff. Von der Erzeugung bis zur Nutzung zeigt das Projekt, wie die Dekarbonisierung der Industrie gelingen kann. Im Sauerland schaffen wir damit ein Wasserstoff-Ökosystem, an das sich später weitere Erzeuger und Verbraucher anschließen können. Im Rahmen des Energieforschungsprogramms des BMWK fördern wir das Projekt HydroNet mit 18 Millionen Euro. Besonders freue ich mich, dass auch insbesondere kleine und mittlere Unternehmen aus dem Sauerland an der Umsetzung beteiligt sind und von der Zuwendung profitieren und damit einen Beitrag zur Transformation der Industrie leisten. Mit der Förderung von Wasserstoffprojekten entlang der gesamten Wertschöpfungskette gehen wir einen wichtigen Schritt hin zu einer klimaneutralen und nachhaltigen Wirtschaft in Deutschland.“
Die grüne Transformation der Industrie
Prof. Dr. Jens Strüker, Fraunhofer FIT äußert sich folgendermaßen: „Wir freuen uns darauf, in HydroNet die digitale Nachweisführung von Wasserstoff in der Wertschöpfungskette zusammen mit unseren Konsortialpartnern zu erarbeiten. Informationen zu den Eigenschaften von Wasserstoff, die sektorenübergreifend geteilt, genutzt und weiterverarbeitet werden können, sind ein zentraler Baustein für die Wertschöpfung durch die grüne Transformation der Industrie. Verifizierbare Daten zur ökologischen Nachhaltigkeit bilden die Basis für eine Vielzahl an Use Cases, die für Unternehmen zukünftig wichtig sind – angefangen bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung bis hin zur finanziellen Risikobewertung. Durch unsere Arbeit in HydroNet möchten wir Handlungsempfehlungen ableiten, wie Ende-zu-Ende Digitalisierung von der Datenerfassung bis hin zur Verifizierung dazu beitragen kann, Regulatorik wie die CSRD zielgerichtet umzusetzen und die grüne Transformation gewinnberingend zu steuern.“
Das Sauerland ist eine Region, die sich durch eine Vielfalt von kleinen, mittelständischen sowie großen Unternehmen in unterschiedlichsten Industriebranchen besonders für eine optimale Testumgebung eignet. Durch neue Ansätze und mithilfe erneuerbarer Energien können Kohlenstoffdioxidemissionen aus Verbrennungsprozessen deutlich verringert oder vollständig vermieden werden. Wasserstoff stellt einen wesentlichen Hoffnungsträger für die Realisierung dar. Die Bewältigung des Wandels sollte mit möglichst geringen gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Einbußen erfolgen.
Das hierfür notwendige Grundlagen- und Erfahrungswissen auf dieser Maßstabsebene fehlt bisher. Der Aufbau einer nachhaltigen Wasserstoffinfrastruktur im laufenden Betrieb in regionalem Umfang stellt Entscheidungsträger vor einen regelrechten Paradigmenwechsel. Insofern beschränkt sich der nationale Wasserstoffinfrastrukturaufbau – trotz seiner enormen Potenziale – bislang auf technische, in sich abgeschlossene Versuchs- und Testanlagen innerhalb lokaler Modellprojekte. Ein ganzheitlicher und netzorientierter Ansatz fehlt bislang.
Welche neuen Wertschöpfungspotenziale können erschlossen werden?
HydroNet verspricht in Kooperation mit Forschungseinrichtungen einen Wissensvorsprung und wesentliche Erkenntnisgewinne in der Entwicklung beziehungsweise Umstellung einer kompletten Region hin zur Nutzung von Wasserstoff, die sich auch auf andere Regionen übertragen lassen. Gleichzeitig geht es darum, herauszuarbeiten, welche neuen Wertschöpfungspotentiale erschlossen werden können und wie der weitere Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft gestaltet werden muss. Die dafür notwendigen technischen, prozessualen und betriebswirtschaftlichen Entwicklungen werden interdisziplinär nur durch die enge Kooperation zwischen Forschung und Industrie ermöglicht
Dadurch werden innerhalb des Projekts, Methoden und Verfahren zur Zertifizierung und zum Herkunftsnachweis für grünen Wasserstoff entwickelt. Mithilfe von HydroNet können Auswirkungen der skalierten regionalen Wasserstoffinfrastruktur auf überregionaler Ebene in Richtung nachhaltiger Raumwirkung exakt betrachtet und langlebige Szenarien für Infrastrukturaufbau abgeleitet werden. Der Wasserstoffhochlauf wird so industriell greifbar, realitätsnah und auf eine zukunftssichere Ebene gestellt.
Neben der Untersuchung der optimalen, industriellen Produktionsumstellung vor Ort wird auch die Nachweisführung des grünen Wasserstoffs mitbetrachtet. Im Rahmen des Projekts wird analysiert, wie digitale Technologien für eine digitale Ende-zu-Ende Nachweisführung von Wasserstoff gezielt eingesetzt werden können. Das Fraunhofer FIT wird mit seinen Partnern ein technisches Konzept ausarbeiten und implementieren, welches es den Unternehmen in der Wasserstoff-Wertschöpfungskette ermöglichen soll, effizient Daten zur Herkunft und anderen Eigenschaften des Wasserstoffs auszutauschen. Ziel ist es die Datenerfassung, -bewertung und -überprüfung so zu gestalten, dass eine effiziente, digitale Verifizierung erfolgen kann.