Der technische Fortschritt führt in vielen Jobs zu besonderen Anforderungen, andere Berufe werden durch ihn zu Auslaufmodellen. Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber müssen sich mit dem Gedanken anfreunden, dass lebenslanges Lernen nicht mehr „nice to have“ ist, sondern Pflicht um auf dem Arbeitsmarkt zu bestehen. Durch die industrielle Automatisierung erhalten Mitarbeiter neben ihren ursächlichen Aufgaben auch neue Aufgabenbereiche; so wird heute für alle Fachkräfte ein Grundverständnis in verschiedenen Bereichen wie Finanzen, Planung und Projektmanagement vorausgesetzt.
Früher reichte ein Studium für das ganze Berufsleben. Heute ist kontinuierliches Weiterbilden nahezu unverzichtbar. Gleichzeitig wird der Wettbewerb um Talente härter. Unternehmen sind gezwungen, sich als Arbeitgeber attraktiv zu präsentieren. Wie real der Fachkräftemangel ist, zeigt die Arbeitsmarktberichterstattung 2016 der Bundesagentur für Arbeit: Im technischen Bereich, vor allem in der Elektrotechnik und Mechatronik, ist die Vakanzzeit für ausgeschriebene Stellen 37 Prozent höher als bei anderen Berufen.
Weiterbildung weiterentwickeln
In einer flexiblen und schnelllebigen Arbeitswelt, deren Prozesse digital und automatisiert sind, muss sich auch die berufliche Weiterbildung entwickeln. Sie soll die individuellen Kompetenzprofile der Mitarbeiter schärfen und an die sich wandelnden Anforderungen der Unternehmen anpassen. Damit rücken die Mitarbeiter im Unternehmen in den Fokus; sie gilt es zu halten und ihnen neue Handlungsspielräume zu verschaffen. Um neue Mitarbeiter zu gewinnen, sind Weiterbildungsangebote der Unternehmen enorm wichtig. Eine gute Möglichkeit, um Personal zu rekrutieren, sind berufsbegleitende Masterstudiengänge: Mitarbeiter müssen sich nicht für den Berufseinstieg mit dem Bachelor-Abschluss und gegen den Master entscheiden. Sie können ihren Masterabschluss erlangen, während sie bereits im Unternehmen arbeiten. Hochschulen wie die Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft bieten dafür vielfältige Möglichkeiten und flexible Angebote auf wissenschaftlichem Niveau, damit der Spagat zwischen Arbeiten und Studieren gelingt. So ermöglicht das umfangreiche Angebot an Studiengängen aus den Bereichen Ingenieurwissenschaften, Informatik, Wirtschaft- und Mediendisziplinen in Karlsruhe eine qualifizierte Ausbildung.
Die Verbindung zwischen Wissenschaft und Forschung an der Hochschule einerseits und der Praxis im Arbeitsleben andererseits ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für die berufliche Weiterbildung von Ingenieuren. Staatliche und staatlich anerkannte Hochschulen stellen dabei nicht nur sicher, dass den Teilnehmern der berufsbegleitenden Masterstudiengänge die neuesten Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung vermittelt werden. Sie können zudem die Lehrinhalte im Rahmen des European-Credit-Transfer-Systems mit sogenannten ECTS-Punkten bewerten, gleich ob für komplette Studiengänge, mit denen Absolventen einen akademischen Abschluss erhalten, oder für einzelne Module, die in enger Absprache mit den Unternehmen konzipiert werden können. In diesem Fall können die ECTS-Punkte für spätere Studiengänge anerkannt werden.
An Instituten für Wissenschaftliche Weiterbildung der Hochschulen – wie dem IWW der Hochschule Karlsruhe – entstehen aus dieser Entwicklung heraus Angebote für eine zielgerichtete Weiterqualifizierung der Ingenieure. Das IWW ist in den Bereichen Technik und Wirtschaft eine zentrale Einrichtung der Hochschule Karlsruhe. Basierend auf einer vertiefenden Fachausbildung ermöglichen diese Angebote an der Hochschule Karlsruhe eine Weiterbildung im wissenschaftlich-methodischen Bereich. Neben fundierten theoretischen Kenntnissen, etwa in der Elektrotechnik, lernen die Studenten komplexe Sachverhalte zu verstehen, diese in mathematischen und physikalischen Modellen darzustellen und Erkenntnisse für ihre Arbeit im Unternehmen daraus zu gewinnen. Projektarbeiten, praktische Arbeit im Labor und die Anleitung zum wissenschaftlichen Arbeiten runden solche Studiengänge ab. Die Inhalte sind eine gut abgestimmte Mischung aus Fachwissen und Management-Themen.
Expertenwissen und Netzwerke
Die personelle und räumliche Nähe der Institute für Wissenschaftliche Weiterbildung zu Forschung, Lehre und zur regionalen Wirtschaft generiert für die Studenten und die Unternehmen einen positiven Effekt: Mehr Know-how für die Studenten durch den Austausch und qualifiziertere Ingenieure für die Unternehmen. Und je qualifizierter die Mitarbeiter, desto flexibler können sie in den Unternehmen eingesetzt werden. Doch was bringt berufliche Weiterbildung den Mitarbeitern? Neben den Vollzeitstudiengängen bieten berufsbegleitende Masterstudiengänge einige Vorteile: Statt auf den Arbeitsplatz und ein sicheres Gehalt zu verzichten, können Arbeitnehmer beides kombinieren. Sie werden wieder zu Studenten und erweitern nicht nur ihren Horizont, sondern erlernen spezielles Expertenwissen. Zudem genießen sie während des Studiums den Austausch mit ihren Kommilitonen, mit Experten aus der Industrie und Professoren aus Hochschulen.
Gleichzeitiges Arbeiten im Unternehmen ermöglicht es den Studenten, theoretisches Wissen direkt in die Praxis umzusetzen. Laut einer aktuellen Weiterbildungsstudie von Infratest sollten sich Mitarbeiter nicht nur für ihre Weiterbildung einbringen, sondern dabei auch eigene Wünsche äußern. Zeigt sich dieses Engagement, sind viele Unternehmen bereit, Mitarbeiter finanziell und durch flexible Arbeitszeiten zu unterstützen. Das ist eine Win-Win-Situation für beide Seiten, auch wenn berufsbegleitendes Studieren eine höhere Arbeitsbelastung bedeutet. Diese erleichtern jedoch moderne Lehr-Lernkonzepte, wie die Kombination aus Präsenzveranstaltungen und E-Learning. Unternehmen profitieren in vielfacher Hinsicht von beruflicher Weiterbildung – gerade in Zeiten von Industrie 4.0: Denn sie erhalten neues, wertvolles Wissen, das anderen Mitarbeitern weitergegeben wird. Die industrielle Automatisierung schreitet fort und stellt neue Ansprüche an die Arbeitswelt. Darauf müssen Arbeitnehmer und Arbeitgeber vorbereitet sein.