Software & Security Schreiben kann doch jeder...

04.06.2013

Betriebsanleitungen für Elektronikgeräte sind eine ebenso notwendige wie lästige Pflichtaufgabe für die Elektronik-Entwicklung. Unter Berücksichtigung einiger grundlegender Regeln wird aus der lästigen Pflicht schnell ein Mehrwert für den Hersteller.

Beim Auspacken eines Gerätes stoßen wir auf ein gedrucktes Schriftstück, das Informationen zum Gebrauch des Artikels enthält. Dieses Papier wird auf unterschiedlichste Art und Weise bezeichnet, hier wird es im Folgenden „Betriebsanleitung“ heißen. In einer Betriebsanleitung sollten sämtliche Informationen enthalten sein, die der Nutzer für Montage, Anschluss, Bedienung, Inbetriebnahme, Wartung und Service des Gerätes benötigt. Leider genügt der größte Teil der Anleitungen den Ansprüchen nicht. Die Ursache dafür liegt darin, dass der Betriebsanleitung sowohl vom Ersteller als auch von Anwenderseite nicht genügend Bedeutung beigemessen wird. Was sind die Gründe dafür? Beim Hersteller eines Gerätes muss nach dem Abschluss der Entwicklung und dem Vorliegen der ersten Produktmuster eine Betriebsanleitung konzipiert werden, obwohl bereits großer Zeitdruck existiert, da das Produkt ohne Zeitverlust auf den Markt gebracht werden soll. Das Erstellen einer Betriebsanleitung gehört auch nicht gerade zu den beliebtesten Aufgaben, so dass am Ende vielfach eine fehlerhafte und unzweckmäßige Anleitung steht. Dabei ist gerade im Hinblick auf die rechtlichen Aspekte der Produktsicherheit äußerste Sorgfalt geboten. Trotzdem halten einer Marktstudie zufolge über 50 Prozent der Hersteller die benötigten Angaben nicht für wichtig.Der Nutzer des Gerätes wiederum wird dann mit schlecht konzipierten Anleitungen konfrontiert. Nicht selten legt er sie nach kurzem Studium frustriert zur Seite, weil er mit dem Aufbau nicht klarkommt oder wichtige Informationen vermisst. Schätzungen zufolge lesen nur ca. 30Prozent der Nutzer die Betriebsanleitung.Beispiele:

Eine Betriebsanleitung für ein Senioren-Handy, das nicht nur diverse Informationen in einem bunten Sammelsurium aufführt, sondern dazu so klein gedruckt wurde, dass sie selbst für Benutzer mit guter Sehkraft schlecht lesbar ist. Eine Anleitung für ein Sauna-Steuergerät, bei dem die vorgegebene Leitungsqualität nicht durch die angebrachten Kabelverschraubungen passt. Eine Benutzerinformation für eine Digital-Schaltuhr, bei welcher in der deutschsprachigen Anleitung die Vorgehensweise zur �?nderung des Wochenprogramms fehlt (die in einer englischsprachigen Version aus dem Internet jedoch enthalten ist).

Rechtliche Grundlagen

Nach BGB haftet der Hersteller für umfassende Benutzerinformation über alle mit einem Produkt verbundenen Risiken und Gefahren und hat eine komplette und verständliche Anleitung des Anwenders zu Inbetriebnahme, Handhabung und Gebrauch seines Produktes sicherzustellen. Zusätzlich sind zum Beispiel anzuwenden:

National: Produktsicherheits-, Produkthaftungs- und EMV-Gesetz. EG-weit: Maschinen-, Niederspannungs- und EMV-Richtlinie.

Daraus folgt, dass er nicht nur für Schäden durch technische Fehler haftet, sondern auch für fehlerhafte Anwenderinformationen, da diese ebenfalls den Produktfehlern zugerechnet werden. Die Betriebsanleitung ist integraler Bestandteil des Produktes.

Richtlinie regelt die Gestaltung

Die Gestaltung einer Betriebsanleitung muss nach der neuen Richtlinie IEC82079 erfolgen. Sie ist für Produkte aller Art gültig. Grundsätzlich ist der Umfang einer Betriebsanleitung nicht vorgeschrieben, er muss sich jedoch an der Komplexität des Produktes sowie an den Fähigkeiten des Anwenderkreises orientieren. Immer ist eine gedruckte Betriebsanleitung erforderlich und dem Produkt beizulegen. Die Anleitung muss in einer der Amtssprachen der EG verfasst sein. Zusätzlich ist eine Übersetzung in die Sprache des Verwendungslandes erforderlich.

Auf den Aufbau kommt es an

Zunächst einmal gilt: Der erste optische Eindruck zählt. Ein attraktives Layout schafft emotionale Reize und verführt den Benutzer zum Weiterlesen. Darüber hinaus sollte man sein Augenmerk noch auf folgende Punkte richten:

Das heutzutage vielfach verwendete „Anwenderhandbuch“, das eine kurze Anleitung in unzähligen Sprachen enthält, ist eine Mogelpackung und schreckt den Benutzer schon beim ersten Anblick ob seines Umfangs ab. Eigene Vorteile für den Anwender in den Vordergrund stellen. Kurze, prägnante Bemerkungen mit hohem Informationsgehalt kommen besser an als langatmige, verschachtelte Sätze und überlange Textabschnitte. Den Text mit Abbildungen auflockern. Durchgängige Symbole zur Sicherheitskennzeichnung verwenden. Fachjargon nur eingeschränkt einsetzen. Die Anleitung sollte in chronologischer Folge aufgebaut sein, das heißt, die Informationen sollten beim Durchblättern in der bei der Inbetriebnahme eines Gerätes benötigten sinnvollen Reihenfolge erscheinen. Am Anfang stehen stets Angaben bezüglich o Version bzw. Ausgabedatum, o das Gerät, auf welches sich die Anleitung bezieht (einschl. Version/Softwarestand usw.), o die erforderliche Qualifikation des Installations- bzw. Bedienpersonals. Inhaltsverzeichnis (bei mehr als vier Seiten Gesamtumfang)

Eine gute Betriebsanleitung

Die nachfolgende Aufstellung gibt gleichzeitig die ungefähre chronologische Reihenfolge in der Anleitung an.

Inhaltsverzeichnis Produktfotos bzw. -zeichnungen Produktbeschreibung Lückenlose technische Daten, hierzu gehören auch Angaben zu den Umgebungsbedingungen bzw. -eignungen, Zulassungen sowie Materialdaten Entsorgungshinweise, Angaben bezüglich WEEE-Richtlinie Maßzeichnungen Funktionsbeschreibungen Schaltplan (interner Funktionsplan des Gerätes) Allgemeiner Anschlussplan für die externe Beschaltung Hinweise zu Installation, Anbringung usw., benötigte Leitungsqualitäten bzw. -querschnitte, Sonderwerkzeuge Anschlusspläne mit gängigen Verdrahtungsbeispielen Betriebshinweise, wie Bedienungsabläufe, Betriebsarten Hinweise zu Einstellungen, Justierungen usw. Hinweise zu benötigter Software Programmieranleitungen mit Beispielen, Befehlsliste, Flussdiagramme Fehlersuchhinweise, z. B. Fehlersuchdiagramme Wartungshinweise, z. B. Wartungspläne, Angaben zu Verschleißteilen und Lebensdauer Liste der lieferbaren Verschleiß- bzw. Ersatzteile Hinweise und Beschreibungen zu Reparaturvorgängen Garantiehinweise und -bedingungen Herstellerkontakte für Verkauf und Service (Telefon-Hotline), Bezugsquellen für Ersatzteile.

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