Das Unternehmen Plasmatreat aus Steinhagen ist Anbieter von Plasmatechnologie und forscht seit Langem an deren Anwendung für verschiedene Bereiche. Spezialisiert hat sich der Anbieter bislang auf die Oberflächenvorbehandlung in der Luftfahrt, Elektronik, Verpackungstechnik, Textilfertigung oder dem Automobilbau.
Im Rahmen der Corona-Pandemie will Plasmatreat jetzt größer in das Desinfektionsgeschäft einsteigen und arbeitet an Lösungen für die Desinfektion von Schutzkleidung. Ein Prototyp eines Reinigungsautomaten ist bereits beim Bayerischen Roten Kreuz im Einsatz, in der technischen Uniklinik München befindet sich ein weiterer Automat in der klinischen Testphase und auch die amerikanische Yale-Universität hat Interesse bekundet.
Die Idee ist es, Einweg-Schutzkleidung durch ein sicheres und einfaches Verfahren zu desinfizieren und den eigentlichen Wegwerfartikel ein weiteres Mal zu benutzen. Engpässe, die aufgrund der Pandemie bei Schutzmasken und Schutzanzüge entstehen, ließen sich dadurch schnell und mit wenig Aufwand ausgleichen.
Wie funktioniert Plasma?
Plasma entsteht, wenn Luft und Hochspannung zusammenkommen – zum Beispiel, wenn es bei Gewittern blitzt. Das Licht des Blitzes besteht aus reinem Plasma, einer gasförmige Materie.
Möglicherweise ein Lichtblick in der derzeitigen Corona-Krise, denn Plasma zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass es mithilfe eines speziellen Verfahrens hervorragend desinfiziert. Selbst besonders stabile, multiresistente Keime lassen sich mit Plasma abtöten, so die Ergebnisse jahrelanger Forschung im mikrobiologischen Labor des Plasmatreat-Technologiezentrums.
Zulassung beschleunigen
„Wenn wir Plasma jetzt erfolgreich in der Corona-Krise anwenden können, wird unsere Forschung enorm vorangetrieben, und letztendlich könnte das noch ausstehende Zulassungsverfahren beschleunigt werden. Denn noch befinden wir uns in einem Graubereich“, sagt Plasmatreat-Geschäftsführer Christian Buske. Dafür, dass das Verfahren wirkt, habe das Unternehmen ausreichend Beweise, zugelassen sei es aber noch nicht. „Dieser Prozess dauert unglaublich lang!“
Dabei sei Zeit heute besonders kostbar, wie Buske nachdenklich anfügt. „Ich will, dass wir als Firma weiter expandieren können und dass unsere Belegschaft neue Produkte bauen kann, die ein weltweites Problem lösen helfen“, sagt der Geschäftsführer.
Plasma im Einsatz gegen Corona
Das erste Plasma-Desinfektionsverfahren wird bereits in Bayern angewandt. Plasmatreat arbeitet seit Jahren eng mit dem Bayerischen Roten Kreuz zusammen. Das BRK ist katastrophenerfahren und hat die Ebola-Krise zum Anlass genommen, neue Wege der Desinfektion zu gehen.
Denn herkömmliche Desinfektionsmöglichkeiten sind im Kampf gegen Viren wie Ebola oder Corona sehr begrenzt. Das liegt unter anderem an Transportproblemen, Nachschubschwierigkeiten, begrenzter Haltbarkeit sowie daran, dass es sich häufig um augen- und textilschädigene Substanzen handelt. Der wenig aufwendige und umweltfreundliche Plasmaeinsatz bietet hier eine Alternative.
Derzeit sind drei Plasma-Infektionsautomaten aufgebaut und einsatzbereit – weitere könnten laut Plasmatreat sofort in Serie gehen. Dass das nötig ist, spüren Buske und seine Mitarbeitenden fast täglich: „Wir bekommen viele Anrufe und Anfragen mit Hilferufen von Ärzten und Kliniken, aber auch Privatpersonen und Unternehmern. Schutzmasken werden knapp – da ist Desinfektion eine Lösung“, berichtet Bruske.
Weitere Einsatzmöglichkeiten
Plasmatreat arbeitet ebenfalls an anderen Lösungen im Bereich der Desinfektion. So wird etwa Leitungswasser mit Plasma bereichert und dadurch zu einem einfachen Desinfektionsmittel. Auch hier laufen im Plasmatreat-Technologiezentrum seit Jahren die Versuchsreihen.
Für Buske und sein Team bestätigt sich derzeit die über dem Unternehmen schwebende Vision: „Plasma hilft uns, Innovation mit Nachhaltigkeit zu verbinden und die Welt ein bisschen sicherer zu machen.“