Alle reden vom Smart Grid, aber keiner baut es auf – den Eindruck konnte man bislang haben, auch wenn seit Jahren in unterschiedlichen Ecken der Republik in Einzelprojekten technische Lösungen getestet werden, die der wachsenden Stromeinspeisung ins Verteilnetz Herr werden sollen. Jetzt steht ein wichtiger Baustein der Technik für den flächendeckenden Ausbau bereit: Regelbare Ortsnetztrafos (RONTs) sind so zuverlässig, dass Eon Deutschland bis Jahresende 180 in den Dienst nehmen will – die ersten 60 sind bereits in Betrieb. „Wir transportieren bereits heute über 50 Prozent regenerativen Strom“, betonte etwa Reimund Gotzel, der Vorstandsvorsitzende der Bayernwerk AG, bei der Präsentation der Ronts in Regensburg. Während der größte regionale Netzbetreiber in Bayern, der zu 100 Prozent Eon gehört, vor allem mit Solarstrom aus 240.000 PV-Anlagen zu kämpfen hat, sind es bei der in Fürstenwalde ansässigen Edis, an der Eon zu rund zwei Dritteln beteiligt ist, die Windkraftanlagen, die fluktuierende Einspeisungen verursachen: Über 7000 MW Spitzenlast muss das Netz in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern inzwischen absorbieren können.
Etwa 10 bis 20 Prozent der rund 500.000 Ortsnetzstationen in Deutschland können durch regelbare Ortsnetztrafos an die gewachsenen Anforderungen angepasst werden, schätzt Dr. Nicolas Maier-Scheubeck, Geschäftsführer der Maschinenfabrik Reinhausen (MR). Das Regensburger Unternehmen, dessen Kerngeschäft im Übertragungsnetz ab 110 kV angesiedelt ist, ergänzte die Ortnetztrafos um die Regelungseinrichtung „Gridcon iTap“, bestehend aus Laststufenschalter, Regler und Sensor, sowie auf die Nieder- beziehungsweise Mittelspannungssituation angepassten Algorithmen. Dank der Bauweise bleiben die Einbaumaße in Breite und Tiefe unverändert und der „Gridcon Transformer“ damit kompaktstationkonform. Wartungsfreie Technik soll durch den Verzicht auf Elektronik im Transformatorkessel eine hohe Lebensdauer sicherstellen.
Bedarf sieht MR-Chef Dr. Maier-Scheubeck zudem in Osteuropa, vornehmlich in Polen und in Tschechien. Mit dem Anlaufen der Produktion in größeren Stückzahlen stellt er bis in etwa drei oder vier Jahren eine Halbierung der Kosten für die Komponente in Aussicht.