Elektromobilität, autonomes Fahren und Digitalisierung gelten als die größten Umbrüche in der Automobilindustrie seit 130 Jahren. Die Mobilität der Zukunft wird digital vernetzt sein, dieser Trend ist eindeutig und schon heute ändern sich die Spielregeln im Mobilitäts- und Infrastruktursektor: weg von einer produktzentrierten und hin zu einer vernetzten, serviceorientierten Mobilität, in der Kunden intelligente Mobilitätsdienstleistungen für ihre Wege kombinieren und dabei auch Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigen wollen.
In den letzten Jahren haben sich Synergien aus den unterschiedlichsten Bereichen gebildet, die gemeinsam an neuen Geschäftsmodellen und Services arbeiten. Im Bereich Elektromobilität ist ein solches Beispiel Hubject mit Sitz in Berlin. Das Joint Venture wurde im Jahr 2012 von führenden Unternehmen der Automobil-, Technik- und Energiebranche gegründet, um über eine offene Plattform die Insellösungen in der internationalen Ladeinfrastrukturlandschaft für Elektrofahrzeuge zu vernetzen und digitale Mehrwertservices an den Ladestationen anzubieten.
eRoaming verbindet
Gegenwärtig ist der Elektromobilitätsmarkt von verschiedenen technischen Standards und heterogenen Ladelösungsansätzen geprägt. Die vielen im Markt vorhandenen Ladestationsbetreiber nutzen oft unterschiedliche und nicht miteinander vernetzte IT-Systeme für den Datenaustausch. Das Nachsehen hat dabei der Elektroautofahrer, der die Ladestationen in seinem Navigationssystem oder seiner Fahrstrom-App weder auffinden kann, noch Zugang zu ihnen bekommt. Über eine eRoaming-Plattform können Betreiber ihre Ladestationen miteinander vernetzen und so für alle Kunden zugänglich machen, die einen Vertrag mit einem Fahrstromanbieter aus dem Netzwerk haben. Innerhalb der letzten vier Jahre ist so ein homogenes Ladenetzwerk aus mehr als 200 Partnerunternehmen entstanden, von dem alle Akteure in der Elektromobilität profitieren können: das intercharge-Netzwerk. Zugang zu den Ladestationen bekommt der Elektroautofahrer über alle gängigen Zugangsmedien, wie RFID-Ladekarten, Smartphone-Apps, NFC (Near Field Communication) oder Plug&Charge. Die Abrechnung erfolgt für ihn über den präferierten Fahrstromanbieter. Über eine standardisierte technische IT-Schnittstelle und ein einheitliches Vertragsrahmenwerk kann ein Fahrstromanbieter auf viele Ladestationen zugreifen. Erste Statistiken aus den bundesweiten Schaufensterprojekten der Elektromobilität zeigen, dass bereits mehr als zwei Drittel aller Ladevorgänge an Ladestationen entlang der Bundesautobahn A9 über die eRoaming-Plattform von Hubject getätigt werden.
Digitale Mehrwertservices
Auf Basis dieser Technik ist es Hubject möglich, weitere digitale Mehrwertservices anzubieten, die sich in die Geschäftsmodelle der Partner im intercharge-Netzwerk integrieren lassen. Diese neuen Mehrwertdienste richten sich an den Bedürfnissen der Elektroautofahrer aus, um den gesamten Ladevorgang vom Suchen und Finden der Station bis zur Abrechnung einfach, komfortabel und transparent zu gestalten. Eines dieser Grundbedürfnisse der Elektroautofahrer ist das punktuelle Laden, das heißt das spontane Laden ohne festen Vertrag mit einem Fahrstromanbieter. Ladestationen sind in der Regel weder mit Münzeinwurf noch mit EC-/Kreditkartenterminals ausgestattet. So entwickelte Hubject parallel zum gängigen vertragsbasierten Laden eine digitale Direktbezahllösung, die Ladestationsbetreiber an ihren Stationen ergänzen können. Über das Einscannen eines QR-Codes an der Ladestation oder das Auslesen des NFC-Chips gelangt der Elektroautofahrer auf eine mobile Webseite. Er wählt über das Smartphone das gewünschte Ladeprodukt und bezahlt den Ladevorgang direkt über PayPal oder Kreditkarte. Auch die Europäische Kommission macht sich für das kundenfreundliche punktuelle Laden stark. So legte bereits 2014 eine EU-Richtlinie einen wichtigen Grundstein, um den Aufbau einfach zugänglicher Infrastruktur für alternative Kraftstoffe voranzubringen. Daraus leitet sich die politische Forderung an alle EU-Staaten ab, bis Ende 2016 ihre nationalen Strategierahmen an die EU-Kommission zu übermitteln, wobei jedes Land auch die Frage nach dem spontanen Zugang zu Ladestationen ohne langfristigen Fahrstromvertrag beantworten muss.
Ein weiterer Mehrwertservice, der sich an den Interessen der Fahrstromkunden orientiert, ist die Übermittlung von Parkplatzinformationen vor Ladestationen über Parkraumsensoren. Dabei erfasst und meldet die eRoaming-Plattform nicht nur die dynamischen Belegungsdaten von Ladestationen unterschiedlicher Betreiber, sondern bietet auch betreiberübergreifende Informationen zur Verfügbarkeit der Parkflächen vor der Ladestation an. Eine wesentliche Herausforderung der heutigen Elektromobilität kann damit gelöst werden: belegte Parkplätze vor Ladestationen. Durch die Echtzeitvernetzung der Sensoren mit der Plattform wird der Status des Parkplatzes vor der Ladestation in die Navigationssysteme und Ladestationsfinder der Partnerunternehmen übertragen und dem Elektroautofahrer unmittelbar angezeigt. Doch nicht nur die Verfügbarkeit der Ladestation wird über die eRoaming-Plattform erfasst, auch eine betreiberübergreifende Reservierung von Ladepunkten wird durch digitale Vernetzung möglich.
Vernetzte Ladeinfrastrukturen
Um das Ziel von einer Million Elektroautos bis 2020 zu erreichen, ist die Errichtung von 15 000 neuen Ladepunkten eine der Maßnahmen des Förderprogramms der Bundesregierung. Die Ladepunkte erfüllen nur dann ihren Zweck, wenn sie in ein öffentlich zugängliches Netzwerk und in die digitalen Kundenangebote integriert werden – unabhängig von Vertrag und Betreiber. Die Grundvoraussetzung dafür, ist der Austausch von Informationen zwischen den beteiligten Systemen. Die Grundvoraussetzung dafür, ist der Austausch von Informationen zwischen den beteiligten Systemen in Echtzeit.