Erfolgreiche Unternehmen blicken über den Tellerrand hinaus, sind vorausschauend, antizipieren Entwicklungen und gehen proaktiv mit Chancen und Risiken um. Sie entwickeln widerstandsfähige Strategien, die nachhaltiges Wachstum ermöglichen. Sie implementieren Prozesse, die durch moderne Technologien optimiert werden, sie legen kulturelle Agilität an den Tag und übernehmen gezielt Verantwortung für Kunden. Damit heben sie sich von der Konkurrenz ab und bringen Schritt für Schritt einen umfassenden Wandel voran.
Was die produktivsten Unternehmen anders machen
Wenn Produktivität als strategisches Instrument zur Gewinnsteigerung, zur Erhöhung des Unternehmenswertes und zur Beschleunigung der Produktinnovation definiert wird, stellt sich als Nächstes die Frage, was die Treiber dieser positiven Entwicklung in Unternehmen sind. Eine weltweite Untersuchung unter 500 Entscheidern aus technologiegetriebenen Fertigungsunternehmen zeigt, worin sich die produktivsten Unternehmen von den am wenigsten produktiven Unternehmen unterscheiden. Je größer die Wertelücke in einem bestimmten Bereich, umso größer ist die Chance für Unternehmen mit einer geringen Produktivität hier durch gezielte Technologieinvestitionen aufzuholen und einen höheren Mehrwert zu erschließen. Die Untersuchung hat vier Erfolgsfaktoren identifiziert, die die Wertschöpfung antreiben.
Erfolgsfaktor Prozesse und Systeme
Die Wertelücken im Bereich Prozesse und Systeme liegen zwischen 21 Prozent bei den Prozessen, die eine bessere Produktivität zum Ziel haben und 28 Prozent bei den Compliance-Prozessen. Industrieunternehmen, die die Produktivität ihres Unternehmens steigern wollen, müssen prüfen, wie sie ihre Prozesse automatisieren können, um die Abläufe in der gesamten Lieferkette zu optimieren. Ein möglicher Ansatz ist die Einführung von Process Mining. Diese fortschrittliche Technologie, die Echtzeitdaten analysiert, hilft bei der Identifizierung von Engpässen, Ineffizienzen und Abweichungen in den Produktionsabläufen und bildet die Grundlage für die Automatisierung von Aufgaben, die keinen Mehrwert schaffen. Auch viele kleine Steigerungen bei mehreren Prozessen können sich zu einer erheblichen Gesamtverbesserung summieren.
Erfolgsfaktor Agilität und Zukunftsbereitschaft
Mit 43 Prozent zeigt sich im Bereich der Innovationen eine besonders auffällige Wertelücke: Die am wenigsten produktiven Unternehmen nutzen digitale Technologien nur zu 14 Prozent während die am produktivsten Unternehmen dies zu 58 Prozent tun, um schneller Produktinnovation zur Marktreife zu entwickeln. Wenn produzierende Unternehmen Produkte schneller auf den Markt bringen, können sie sich von der Konkurrenz abheben, die Kundenzufriedenheit verbessern und den Marktanteil erhöhen. Die kleinste Wertelücke ist im Bereich Automation mit 17 Prozent zu verzeichnen.
Erfolgsfaktor datengetriebene Kultur
Die leistungsstärksten Unternehmen nutzen ihre Daten auf eine Art und Weise, die ihnen aufschlussreichere Erkenntnisse über ihr Kerngeschäft liefert. Auch hier geht die Schere weit auseinander: Bei Predictive Intelligence – dem Bereich also, in dem Unternehmen digitale Technologien für die Vorhersage der zukünftigen Nachfrage nutzen – fällt die Wertelücke mit 14 Prozent vergleichsweise gering aus. Anders verhält es sich hingegen in jenem Bereich, in dem Datenanalysen für eine verbesserte Produktivität (verbesserte Arbeitsabläufe, bessere Produkte) genutzt werden und zu fundierten Entscheidungen beitragen: Hier beträgt die Wertelücke 42 Prozent und bietet damit viel Verbesserungspotenzial für Unternehmen, die eine geringere Produktivität aufweisen.
Erfolgsfaktor Kundenorientierung
Über den eigenen Erfolg hinaus den Erfolg der Kunden gleich mitzudenken – auch das unterscheidet die Besten vom Großteil der Unternehmen. Das Feedback der Kunden fließt in jede Entscheidung ein, es wird genutzt, um Produkte und Dienstleistungen bestmöglich an den Bedürfnissen der Kunden auszurichten. Mit 32 Prozent erweist sich die größte Lücke im Bereich der fest in der Unternehmenskultur verankerten Innovationsfreudigkeit eines Unternehmens. 50 Prozent der produktivsten Unternehmen arbeiten mit einer eigenen Innovationsabteilung. Eher gering hingegen fällt die Wertelücke im Bereich intelligente Technologien aus, die in Produkte und Dienstleistungen eingebettet sind, um besser zu verstehen, wie diese genutzt werden. Diese beträgt 7 Prozent.
Deutsche Industrieunternehmen können sich auf der Suche nach Verbesserungspotenzialen an diesen dedizierten Einblicken orientieren. Die Besten der Branche sind den Nachzüglern bei den genannten Erfolgsfaktoren in unterschiedlichen Bereichen deutlich voraus. Die Implementierung von Technologien, die auf bestimmte Anwendungsfälle und Prozesse in der industriellen Fertigung abgestimmt sind, kann einen erheblichen Produktivitätsvorteil bringen und letztlich zur Wertschöpfung führen. Führungskräfte müssen den Wert digitaler Transformationsinitiativen genau einschätzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten zeigt auch der deutsche Industriesektor eine klare Tendenz zur technologischen Erneuerung.“
Guido Herres ist als VP Solutions Consulting bei Infor tätig und arbeitet seit 1991 für das Unternehmen. Er ist für das Solution-Consulting-Team verantwortlich, das den Fokus auf die industrielle Fertigung in der Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika (EMEA) legt. Er verfügt über mehr als dreißig Jahre Erfahrung auf dem Markt für Unternehmenssoftware. Zuvor arbeitete er auf Kundenseite an der Implementierung von ERP-Systemen. Sein Augenmerk liegt auf dem Erfolg seiner Kunden bei der digitalen Transformation, der Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle, verbesserter Geschäftsergebnisse sowie einer produktiveren und engagierteren Belegschaft.