Mehr Potenzial als erwartet Was ist die wichtigste Basis für das industrielle Metaverse?

Das industrielle Metaverse verschmilzt die physische und digitale Welt, ermöglicht Kostenreduktion und verbesserte Prozesse durch virtuelle Umgebungen und digitale Zwillinge. Forscher arbeiten an dynamischen Netzen, um den Anforderungen gerecht zu werden.

Bild: iStock, ismagilov
05.07.2023

Es klingt vielversprechend: Laut einer aktuellen Metaverse-Studie von Nokia und EY sehen Unternehmen, die bereits industrielle Metaverse-Anwendungen einsetzen, mehr Vorteile als solche, die sich noch in der Planungsphase befinden. Sehr viele der 860 befragten Führungskräfte aus sechs Ländern gehen davon aus, dass insbesondere das industrielle Metaverse die Erwartungen erfüllen oder sogar übertreffen kann. Für diese Zukunft spielt jedoch ein bestimmter Faktor eine wichtige Rolle.

Das Metaverse nutzt virtuelle und erweiterte Realität, um die physische mit der digitalen Welt zu verschmelzen. Es ermöglicht der Industrie, Kosten zu senken, nachhaltiger zu arbeiten, den Arbeitsalltag zu verbessern und Prozesse zu beschleunigen.

Das funktioniert, indem teure und zeitaufwändige Aktivitäten in virtuelle Umgebungen verlagert werden. In diesen Umgebungen können Unternehmen Systeme, Prozesse und Infrastrukturen testen und optimieren, um Fehler zu beheben, bevor Zeit und Ressourcen in die „reale“ Welt investiert werden.

Warum digitale Zwillinge für das industrielle Metaverse bedeutend sind

Digitale Zwillinge gehören zu den vielversprechendsten Anwendungen des noch jungen industriellen Metaverse. Indem sie physische Objekte (zum Beispiel ein Flugzeugtriebwerk, ein Kfz-Motor oder eine Windturbine) virtuell nachbilden, helfen sie Unternehmen bereits heute dabei, schneller zu planen sowie Prozesse und Abläufe zu optimieren. Sobald sich das industrielle Metaverse etabliert hat, werden Umfang und Komplexität der digitalen Zwillinge exponentiell zunehmen. Unternehmen und öffentliche Einrichtungen können dann:

  1. digitale Zwillinge ganzer Umgebungen erstellen, zum Beispiel von Stromnetzen, Bahnhöfen oder sogar ganzen Städten

  2. aussagekräftige Echtzeitdaten für die Analyse des Unternehmensbetriebs nutzen

  3. die physische Welt im virtuellen Raum nicht nur erleben, sondern auch steuern

Schnelle Netze als Basis für das industrielle Metaverse

Um die Entwicklung industrieller Metaverse-Anwendungen zu realisieren, benötigen Unternehmen die richtige Infrastruktur, die auf leistungsfähiger Konnektivität und Hochgeschwindigkeits-Computing basiert. Sichere, ultraschnelle Netze mit geringer Latenz und hoher Zuverlässigkeit sind nötig, um Anwendungen des industriellen Metaverse betreiben zu können.

Bei gewünschten Latenzzeiten nahe Null ist das Edge Computing ein Muss. Dabei rücken zum Beispiel industrielle Anwendungen wie die vorausschauende Wartung („predictive Maintenance“) näher an die Datenquellen heran, was eine schnellere Datenverarbeitung der riesigen Datenmengen ermöglicht.

Netze, die auf Nachhaltigkeit, Effizienz und Sicherheit sowie auf Belastbarkeit und Agilität getrimmt sind, werden entscheidend sein, um die weltweiten Herausforderungen der nächsten Jahre zu bewältigen und das Potenzial des industriellen Metaverse zu nutzen. Nokia Bell Labs geht davon aus, dass der Mobilfunkverkehr bis 2028/29 die Netzkapazitäten übersteigen wird, was eine Aufrüstung des Frequenzspektrums und der Übertragungstechnik erforderlich macht.

Die Anforderungen durch das Metaverse werden selbst die fortschrittlichsten 5G-Netze an ihre Grenzen bringen. Folglich wird sich die Netztechnologie in den nächsten zehn Jahren grundlegend verändern, um die erforderliche Kapazität und Skalierbarkeit zu ermöglichen. Forscher wie die von Nokia arbeiten deshalb gemeinsam mit Partnern an dynamischen Netzen, die sich an neue Anwendungen, Anwendungsfälle und Geschäftsmodelle anpassen können.

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