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Weg zur Elektromobilität Wie Finanzdienstleister beim Aufbau der Ladeinfrastruktur helfen

Smart Financing kann den Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur vorantreiben, indem es die Anschaffung von Technologie und Equipment ermöglicht, ohne große Kapitalbeträge zu riskieren.

Bild: Siemens
15.12.2023

Zurzeit gibt es in Deutschland rund 70.000 öffentliche Ladepunkte. Die Regierung will diese Zahl bis zum Ende des Jahrzehnts auf eine Million erhöhen. Wie spezialisierte Finanzdienstleister bei der Erreichung dieses Ziels behilflich sein können, zeigt das Fallbeispiel von Siemens und dem Start-up EZE.network.

Während Regierungen auf der ganzen Welt versuchen, sich aus der Abhängigkeit fossiler Brennstoffe zu lösen, ist die Diskussion über Elektromobilität und die Rolle, die sie spielen kann, wichtiger denn je. Im Jahr 2019 verbrauchte der Straßenverkehr mehr als 40 Prozent der gesamten Ölnachfrage weltweit und war für mehr als die Hälfte des gesamten Ölnachfrageanstiegs seit 2000 verantwortlich.

In Deutschland ist der Verkehrssektor für rund 20 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Laut dem Bundesklimaschutzgesetz müssen diese bis zum Jahr 2030 um fast 50 Prozent reduziert werden. Der Aufbau der Ladeinfrastruktur für Pkw und Nutzfahrzeuge zählt hierbei zu den Klimasofortmaßnahmen des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV).

Auf deutschen Straßen sind derzeit rund 757.000 Pkw mit ausschließlich elektrischer Energiequelle und circa 684.000 Plug-in-Hybrid-Pkw unterwegs, Tendenz steigend. Darüber hinaus sind die Zulassungen von Elektroautos trotz des Rückgangs der weltweiten Autoverkäufe während der Pandemie weiter gestiegen. Dies ist ein Beweis für den zunehmenden Trend zu Elektromobilität, der eher noch weiter an Popularität gewinnen wird, vor allem, weil sich die Menschen immer mehr mit Klimathemen beschäftigen.

Erhebliche Investitionen voraus

Doch die von der Bundesregierung geplante Steigerung der öffentlichen Ladepunkte auf eine Million ist leichter gesagt als getan. Der Anschluss neuer Ladesäulen an das Stromnetz kann teuer und langsam sein. Netzbetreiber brauchen oft sechs bis neun Monate, zum Teil auch erheblich länger, von der Antragsstellung bis zur Errichtung eines Mittelspannungsanschlusses.

Verzögerungen kommen auch durch Baugenehmigungen oder Fachkräftemangel bei Dienstleistern zustande. Gerade bei der Errichtung von Ladesäulen mit höherer Kapazität sind oft Grabungsarbeiten und neue Kabel nötig, die die Installationskosten steigen lassen. Zusätzlich braucht man dem Bedarfsszenario angepasste (zunehmend intelligente) Ladetechnik, die den Anschlussbedingungen des Verteilnetzbetreibers (TAB) entspricht.

Für den Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur sind also erhebliche Investitionen erforderlich, und die Regierung hat sich verpflichtet, insgesamt 6,3 Milliarden Euro aufzuwenden, um die Einführung zu beschleunigen. Allein für das „Deutschlandnetz“, für das bis Ende 2023 mindestens 1.000 neue Schnellladestandorte gebaut werden, sollen 1,9 Milliarden Euro Steuergelder ausgegeben werden.

Attraktivität durch Ladepunkte

Öffentliche Mittel und Anreize sind für die Förderung von Investitionen von entscheidender Bedeutung, werden aber – angesichts des sonstigen Drucks auf öffentliche Mittel – nicht ausreichen, um die Nachfrage zu decken. Das BMDV stellt hierzu im „Masterplan Ladeinfrastruktur II“ fest, dass die Mobilisierung privater Investitionen nötig sein wird, um den Ausbau des Ladenetzes zügig voranzutreiben.

Mit der zunehmenden Verbreitung von Elektrofahrzeugen wird auch die Nachfrage nach der notwendigen Infrastruktur seitens der Verbraucher steigen. Autofahrer, die keinen Zugang zu einer privaten Hauseinfahrt haben, müssten sich darauf verlassen, dass ihre Kommune über die entsprechende Infrastruktur verfügt, zum Beispiel auf öffentlichen Parkplätzen. Ist dies nicht der Fall, müssten die Autofahrer ihre Fahrzeuge an Zielorten aufladen, indem sie Ladeinfrastruktur von Unternehmen wie Supermärkten, Fitnessstudios oder Gastronomien nutzen.

Dass viele führende Supermärkte Ladesäulen aufstellen, zeigt, dass Unternehmen ihre Attraktivität für Kunden auf diese Weise steigern können. Doch wie bereits gezeigt, kann sich ein langwieriger und umfangreicher Antrag bei einem Netzbetreiber als kostspielig erweisen.

Smart Financing

Eine aktuelle Studie von Siemens Financial Services (SFS) schätzt die „Investitionslücke“, die in den nächsten sechs Jahren für den raschen Aufbau von Elektrofahrzeug-Ladenetzen weltweit erforderlich ist. Diese Lücke stellt die Differenz zwischen der installierten Ladeinfrastruktur dar, die bereits finanziert wird, und jener, die noch über Investitionen und entsprechende Ausgaben (CAPEX) abgedeckt werden muss. Die Gesamtsumme beläuft sich weltweit auf fast 150 Milliarden US-Dollar, und in Europa beträgt die Lücke derzeit 11,77 Milliarden US-Dollar, wird aber bis 2026 auf 27,23 Milliarden US-Dollar anwachsen.

Es liegt auf der Hand, dass diese Lücke nicht allein mit öffentlichen Mitteln geschlossen werden kann. Aber welche Art von Finanzmitteln wird benötigt, um die Entwicklung von Elektromobilität zu unterstützen?

Smart Financing – angeboten von spezialisierten Finanzdienstleistern – ermöglicht die Anschaffung von Technologie und Equipment zur Erzielung von Wettbewerbsvorteilen auf finanziell nachhaltige Weise und zugeschnitten auf die spezifischen Geschäfts- und Cashflow-Bedürfnisse der Organisation. Intelligente Finanzierungen machen Investitionen möglich und erschwinglich, indem sie die Kosten mit den Einnahmen in Einklang bringen – sowohl für die Organisation, die die Ladeinfrastruktur erwirbt, als auch für die Anbieter, die Ladelösungen verkaufen.

Darüber hinaus bieten sie drei wesentliche Vorteile gegenüber herkömmlichen Finanzierungsformen: technologische Expertise, die die realen Geschäftsergebnisse versteht, eine breite Palette von Finanzierungslösungen, die genau auf die Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten sind, und reibungslose, ausgefeilte Prozesse, die die Nutzung von Smart Finance nahtlos und einfach machen.

Fallstudie mit EZE.network

Das Start-up EZE.network arbeitet beim Ausbau einer bedienerfreundlichen Normal (AC-)Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Deutschland Hand in Hand mit Siemens Smart Infrastructure und Siemens Financial Services zusammen. Für Fahrer von Elektroautos werden der Ladevorgang und das Bezahlen deutlich einfacher, schneller und flexibler. EZE-Kunden, die öffentlich zugängliche Ladepunkte in gut frequentierter Lage errichten möchten, bekommen alles aus einer Hand: Bereitstellung der Ladesäule samt Aufbau, Betrieb, Vermarktung, Service und Abrechnungsmanagement – und müssen sich um nichts Weiteres kümmern. Dabei werden Ladesäulen von Siemens genutzt, die Fahrzeuge mit bis zu 22 kW laden können. Wahrgenommen wird das Angebot bisher zwar größtenteils von Städten und Kommunen, aber auch Unternehmen können profitieren.

Siemens Financial Services unterstützt dabei mit einer auf EZE abgestimmten Finanzierungslösung. Über eine Gesamtlaufzeit von 96 Monaten wird der Erwerb der Ladesäulen ermöglicht, ohne dabei den Cashflow des Unternehmens zu belasten. Das Projekt gilt als Blaupause für zukünftige Finanzierungen im Bereich E-Mobilität.

Fazit

Die globale Einstellung gegenüber fossilen Brennstoffen ändert sich, da die Länder beginnen, strengere Maßnahmen zu ergreifen, um die Netto-Null-Ziele zu erreichen. Der Übergang zum elektrifizierten Straßenverkehr ist unausweichlich, und Deutschland muss sicherstellen, dass es über die nötige Infrastruktur verfügt, um diese Umstellung zu ermöglichen. Wo die staatliche Unterstützung nicht ausreicht, wird erwartet, dass private Finanzierungen die Lücken schließen, und mithilfe intelligenter Finanzierungslösungen kann dies auf nachhaltige Weise geschehen, ohne große Kapitalbeträge zu riskieren.

Bildergalerie

  • Im Siemens-EZE-Projekt werden Ladesäulen genutzt, die Fahrzeuge mit bis zu 22 kW laden können.

    Im Siemens-EZE-Projekt werden Ladesäulen genutzt, die Fahrzeuge mit bis zu 22 kW laden können.

    Bild: Siemens

  • Klaus Meyer ist Leiter des Commercial-Finance-Geschäfts von Siemens Financial Services in Deutschland und CEO von Siemens Finance & Leasing.

    Klaus Meyer ist Leiter des Commercial-Finance-Geschäfts von Siemens Financial Services in Deutschland und CEO von Siemens Finance & Leasing.

    Bild: Siemens

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