�?ußerst turbulent war das Jahr 2012 bislang für die Solarstromunternehmen. Heiß diskutiert wurde in der gesamten Republik die Kürzung der Photovoltaik-Förderung, die Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler und Bundesumweltminister Norbert Röttgen Ende Februar ausgesprochen hatten. Ihr Vorschlag lautete: Die Fördersätze im Vergleich zum Jahr 2009 zu halbieren. „Ziel ist, dass die Photovoltaik schon in einigen Jahren Marktreife erlangt und gänzlich ohne Förderung auskommt“, erklärte Röttgen den Einschnitt. Dabei heizte nicht nur der drastische Einschnitt der Kürzungen die darauf folgenden Debatten an, sondern auch die geplante Kurzfristigkeit der Umsetzung. Bereits ab Anfang März sollten die neuen Fördersätze gültig sein, letztlich stand der 1.April auf dem Papier - vier Wochen später also als ursprünglich angesetzt. Der Grund für diese knappen Fristen: Schlussverkäufe zu alten und damit höheren Fördersätzen sollten vermieden werden. Soweit wenigstens die Theorie. Gut fünf Wochen nach dem geplantem Inkrafttreten der neuen Förderbeiträge veröffentlicht der Bundesverband Solarwirtschaft eine Umfrage unter 555Photovoltaikunternehmen aus den Segmenten Handwerk, Großhandel und Produktion. Das Ergebnis: 50 Prozent Umsatzeinbruch bei Solarstrom-Unternehmen in Deutschland infolge der Förderkürzungen zum 1. April. Über die Hälfte der befragten Photovoltaikfirmen gab an, bereits Personal entlassen zu haben.
Ernüchternde Prognosen
Für die nächsten Monate und auch für das Jahr 2013 rechnen die Unternehmen mit einem weiteren Auftragsrückgang. „Die viel zu starken Einschnitte bei der Solarstromförderung haben das Investitionsklima in Deutschland vergiftet, die Umsätze einbrechen lassen und bereits weit über 10000 Menschen ihren Solar-Job gekostet“, sagt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW Solar). Der Verband kritisiert, dass gegenwärtig ohne nachvollziehbaren Grund eine ganze Zukunftsbranche aufs Spiel gesetzt werde. Sachlich fundierte Gründe für die überzogene Reduktion der Solarstromförderung gebe es nicht. Röttgen wiederum hat Ende März seinen Vorstoß noch folgendermaßen begründet: „Wir schaffen für die PV-Industrie stabile Rahmenbedingungen, damit sie sich auch in Zukunft auf dem Weltmarkt behaupten kann. Wir setzen damit unseren Weg einer kosteneffizienten Förderung der Photovoltaik fort.“
Dramatischer Preisverfall
Einen Zusammenhang zwischen dem Einbruch auf dem Photovoltaik-Markt und den Kürzungen der Fördergelder sieht das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) nicht, wie einer Pressemitteilung vom April zu entnehmen ist: „Vielmehr sind die Umbrüche der jüngsten Vergangenheit innerhalb der deutschen Photovoltaikindustrie einem dramatischen Preisverfall bei Photovoltaik-Modulen aufgrund massiver weltweiter Überkapazitäten geschuldet.“ Die Überkapazitäten beliefen sich laut BMU 2011 auf bis zu 70Gigawatt, denen ein Absatz von etwa 27 Gigawatt gegenübergestanden sei. Die Förderung zu kürzen, ist deshalb für das BMU ein logischer Schritt: „Würde Deutschland trotz des weltweiten Preisverfalls bei den Modulen die Einspeisevergütung unverändert fortführen, würde das globale Überangebot in den deutschen Markt drängen.“ Am 11. Mai schließlich haben die Bundesländer die durch Röttgen geplanten �?nderungen erst einmal gestoppt. Um die Solarförderung nachzubessern, wurde ein Vermittlungsausschuss angerufen. Wann die Verhandlungen über einen Kompromiss angesetzt werden und wie lange das Verfahren dauern wird, darüber gab es bis zum Redaktionsschluss für diese Ausgabe der A&D noch keine Informationen. Allerdings wird sich an den grundlegenden Herausforderungen der Solarstrombranche für die Zukunft wenig ändern - unabhängig davon, ob die Kürzung der Förderung weniger einschneidend ausfällt oder erst zu einem späteren Zeitpunkt umgesetzt wird. Es gilt ganzheitliche Systemlösungen zu entwickeln und anzubieten, um die wachsende Menge an Strom aus Photovoltaikanlagen effektiv in die Stromnetze zu integrieren. Mit innovativen Produkten und Lösungen können sich die europäischen Anbieter auch gegen die asiatische Konkurrenz behaupten.
Innovationen auf der Intersolar
Neueste Entwicklungen und Trends erleben Besucher auf der Messe Intersolar, die vom 13. bis zum 15. Juni in München stattfindet. Im Fokus stehen in diesem Jahr Photovoltaik-Großanlagen. Auf der Intersolar Europe Conference (11. bis 14. Juni) werden die aktuellen Rahmenbedingungen und Entwicklungen der internationalen Märkte, die neueste Technik sowie Trends diskutiert - und das in der gesamten Bandbreite der Branche von der Photovoltaik über die PV-Produktionstechnik bis hin zur Solarthermie. Rund 2000 Aussteller beteiligen sich an der Messe und nutzen eine Fläche von 170000 Quadratmetern und 15Messehallen, um sich zu präsentieren.