Bei der Vorstellung der Ausbauzahlen für 2016 weist der BWE-Bayern auf einen beunruhigenden Trend hin. „Von 410 MW, die noch im Jahr 2014 realisiert worden sind, über 372 MW im Jahr 2015 ist der Zubau auf 340 MW im Jahr 2016 zusammengeschmolzen“, fasst BWE-Landesvorsitzender Raimund Kamm die rückläufige Entwicklung zusammen. Besonders ernüchternd: 2016 fanden die Zubauten überwiegend aufgrund von Genehmigungen statt, die noch aus der Zeit vor der 10H-Abstandsregelung stammen.
Bayern - die weiß-blaue Windhölle?
Bayern ist das einzige Bundesland, das im Rahmen einer Länderöffnungsklausel den Bau von Windrädern entprivilegiert hat. „Kein Wunder, dass der Ausbau der Windenergie jetzt schrumpft“, kritisierte Kamm. Dies belegen auch die Zahlen der neuen Genehmigungen. Während Ende 2016 in Niedersachsen Genehmigungen für den Bau von 1638 MW vorlagen, gab es im Flächenland Bayern nur noch Genehmigungen für 362 MW, in Nordrhein-Westfalen jedoch für 800 MW.
Schon heute erzeugen verschiedene Bundesländer rein rechnerisch 100 Prozent ihres Stromverbrauchs allein aus sauberen Erneuerbaren Energien. Bayern hingegen kommt nicht über 40 Prozent hinaus und wird zunehmend von Stromeinfuhren aus schmutzigen Kohle- und Atomkraftwerken abhängig. Gleichzeitig lagere in keinem anderen Bundesland Deutschlands so viel Atommüll und werde weiter so viel Atommüll erzeugt wie in Bayern.
Luft nach oben in Süddeutschland
Die technischen Fortschritte bei den Windkraftanlagen der letzten Jahre hätten mit höheren Türmen, längeren Flügeln und vielen Detailverbesserungen eigentlich die Voraussetzung geschaffen, auch in Süddeutschland Windstrom für nur 8 Cent je Kilowattstunde zu liefern. Ende 2016 waren aber nur knapp 15 Prozent der Windkraftleistung in den südlichen Bundesländern (Saarland, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern) installiert gewesen.
„Hier besteht im Interesse einer zuverlässigen Versorgung ein großer Nachholbedarf“, so Kamm. Denn gerade der Mix an Ökostrom aus Bioenergie, Photovoltaik, Wasser- und Windkraft sei für eine sichere Energieversorgung essentiell. „Und im Winter ist die Windenergie besonders wichtig“, so der BWE-Landesvorsitzende.
In Bayern arbeiten laut Auskunft des BWE derzeit rund 12.500 Menschen für die Windkraft. Große industrielle Zulieferer sowie viele kleine und mittlere Unternehmen, die Windanlagen planen, bauen und betreiben, bilden „eine leistungsfähige Branche“, resümierte der BWE-Landesvorsitzende. Die Windbranche könne Bayern helfen, seine Energieversorgung sauber, preiswert und zuverlässig zu machen. „Allerdings muss die zukünftige Regierungspolitik dies wollen – und möglichst rasch die Ausbaubremsen wieder lösen!“