In der Fabrik von morgen läuft fast alles automatisch ab; intelligente Werkstücke und Maschinen steuern selbst die Produktion und bewegen sich eigenständig durch die Fertigung. Doch damit diese Idee von „Industrie 4.0“ Wirklichkeit werden kann, müssen die Fließbänder, Anlagen und Maschinen permanent miteinander kommunizieren. Für die unterste Ebene dieser Kommunikation – dort, wo in Nullen und Einsen kommuniziert wird – haben Wissenschaftler der HTWK Leipzig gemeinsam mit mehreren Unternehmen des AS-International-Verbands eine neue Generation des weltweiten Automatisierungsstandards „AS-Interface“ (ASi) entwickelt. Die Weltneuheit wird erstmals auf der Fachmesse SPS IPC Drives vom 27. bis 29. November in Nürnberg vorgestellt (Halle 3A, Stand 751).
„Die nächste Generation von AS-Interface ist mehr als eine Evolution. Man kann ASi-5 als eine flexible, intelligente und zukunftssichere Basistechnologie für die Digitalisierung betrachten“, sagt Rolf Becker, Geschäftsführer des AS-International-Verbandes. Auch wenn die meisten noch nie von AS-Interface gehört haben – in unserem Alltag begegnen wir dem System regelmäßig. So sorgt ASi zum Beispiel dafür, dass am Flughafen jedes Gepäckstück automatisch zum richtigen Flieger findet, in Parkhäusern automatisch die freien Plätze angezeigt werden oder dass in großen Gebäuden bei einer Feuermeldung automatisch die Fluchttüren öffnen.
Eine gemeinsame Entwicklung aus Leipzig und Karlsruhe
Der Automatisierungsforscher Prof. Tilo Heimbold von der HTWK Leipzig ist seit Anfang an Teil des Entwicklerteams von AS-Interface. Die erste Generation des Systems wurde 1991 von Wissenschaftlern aus Leipzig und Karlsruhe zusammen mit elf deutschen Unternehmen entwickelt. Seitdem ist es zu einem weltweiten Standard geworden – über 37 Millionen ASi-Komponenten sind rund um den Globus installiert. Das Besondere an AS-Interface: Über ein und dasselbe, charakteristisch gelbe Kabel können zahlreiche Sensoren und Aktoren miteinander kommunizieren. „AS-Interface ist unschlagbar robust und preiswert“, erläutert Heimbold die Vorteile des Systems. „Und es lässt sich innerhalb von Sekunden montieren oder umbauen, von Hand und ohne Vorkenntnisse.“
Am Forschungs- und Transferzentrum Leipzig leitet Heimbold das weltweit erste akkreditierte Prüflabor für ASi-Komponenten. „Mit der neuen ASi-Generation ist es uns gelungen, durch eine Veränderung des Datenübertragungsverfahrens deutlich höhere Datenraten zu erzielen. Dadurch ist ASi-5 um ein vielfaches schneller und leistungsfähiger als seine Vorgänger.“ Die Weiterentwicklung sei vergleichbar wie die Bandbreitensteigerung beim Internet – und der Umstieg für industrielle Anwender ähnlich einfach wie wenn man zuhause sein altes Modem durch einen modernen Router ersetze.