1 Bewertungen

Versions- und Datenmanagement Die größten Mythen

Ein Versions- und Datenmanagementsystem gibt einen umfassenden Überblick über die einzelnen Programmstände in der Produktion - Instandhalter und Produktionsverantwortlilche stehen dem aber häufig noch kritisch gegenüber. Dabei ist die manuelle Verwaltung ohne Software nicht nur mit viel Aufwand verbunden, sondern fehlerreich.

Bild: iStock, efks
02.10.2017

Bedingt durch die steigende Automatisierung nimmt der Programmierungsaufwand produzierender Unternehmen zu. Um den Überblick über einzelne Programmstände zu behalten, ist ein Versions- und Datenmanagement sinnvoll. Doch was sind die sechs größten Mythen, die einer Implementierung entgegenstehen?

Bei der Softwareprogrammierung von Automatisierungsgeräten findet ein Umdenkprozess statt. Instandhalter und Produktionsverantwortliche beschäftigen sich verstärkt mit den Themen Versionsverwaltung und Datensicherung beziehungsweise einem strategischen Datenmanagement.

Knackpunkt sind Änderungen an Steuerungsgeräten wie SPSen, die bei Programmierfehlern schnell zu einem Anlagenstillstand oder einer Fehlproduktion führen können. Der Einführung eines Versions- beziehungsweise Datenmanagementsystems stehen Produktionsverantwortliche und Mitarbeiter aus der Instandhaltung allerdings häufig kritisch gegenüber. Denn die bis dato manuelle Verwaltung ohne Software-Unterstützung erscheint ausreichend. Dass die Anzahl an Bearbeitern, Geräten und damit die Daten und Fehlerquellen im Laufe der Zeit zu- und nicht abnehmen, bleibt unbeachtet. Dabei amortisiert sich ein Datenmanagementsystem oft bereits mit dem ersten Störungsfall oder Anlagenstillstand. Zudem: Der Automatisierungsgrad wird in den kommenden Jahren mit Blick auf Themen wie Industrie 4.0 und Digitalisierung keinesfalls abnehmen – ganz im Gegenteil.

Doch wo liegen die Grenzen der manuellen Versionsverwaltung und wie sieht ein Datenmanagementsystem vor dem aktuellen Stand der Technik überhaupt aus? Was gilt es zu beachten und welche Hemmschwellen sind zu überwinden, wenn es um die Implementierung eines solchen Systems geht? Diese Fragen sorgen häufig für Verunsicherung und führen zu sechs Mythen, die es zu diskutieren gilt:

Mythos 1: Ein Versionsmanagementsystem ist unnötig – unsere Anlage läuft doch auch ohne!

Ohne moderne Versionsverwaltung können Produktionsverantwortliche niemals sicher sein, dass der Software-Stand, der die Anlage steuert, auch der Version entspricht, die zuletzt freigegeben wurde. Ohne Abgleich von Online-(Anlage)- und Offline-(Server)-Stand sowie einem detaillierten (grafischen) Vergleich von unterschiedlichen Versionsständen wird die Anlage quasi blind betrieben.

Aktuelle Versionsverwaltungssysteme bieten eine wasserdichte Backup-Strategie – und dies sogar werksübergreifend. Denn auch gesicherte Daten von verteilten Anlagen beziehungsweise Standorten lassen sich über den zentralen Speicher synchronisieren und Versionsunterschiede feststellen. Basis hierfür ist eine Server-Client-Architektur, bei der die Daten zentral auf dem Server abgelegt und über die in beliebiger Anzahl installierten Clients abgerufen, verwaltet und geändert werden können. Auf diese Weise lassen sich auch mehrere Standorte zentral von einem Hauptverantwortlichen koordinieren und Programmänderungen nachvollziehen.

Mythos 2: Das Implementieren eines Versionsverwaltungssystems ist riskant und aufwendig!

Mit der heutigen Generation an Softwaretechnologie lässt sich eine Versionsverwaltung mit extrem kleinem Aufwand umsetzen – das System könnte sogar direkt von einem USB-Stick aus betrieben werden. Benötigt werden lediglich ein zentraler Server und eine beliebige Anzahl an installierten Clients.

Durch diese Server-Client-Architektur können User auch im Offline-Modus arbeiten und neue Versionen zu einem späteren Zeitpunkt einchecken. Ein weiterer Vorteil ist die intelligente Benutzerverwaltung, die alle Userdaten durch automatische Synchronisation mit dem Active Directory generiert. So entfällt der Aufwand der initialen Einrichtung von Benutzerkonten, und bestehende Konten werden regelmäßig automatisch aktualisiert oder im Bedarfsfall auch inaktiv gesetzt. Die eindeutige Userzuordnung vermeidet unberechtigte Zugriffe und dokumentiert den jeweiligen Bearbeiter.

Firmen, bei denen das Thema Audit Trail im Fokus steht, können sogar zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Neben den dokumentierten Entwicklungsschritten erhalten sie eine belastbare Dokumentation, wer wann was wo und warum geändert hat.

Mythos 3: Ein Versionsverwaltungssystem führt zur Rationalisierung von Arbeitsplätzen!

Auch in hoch automatisierten Anlagen bleiben qualifizierte Mitarbeiter eine wichtige und nicht ersetzbare Ressource. Unterstützende Softwaresysteme können immer nur so intelligent wie ihre Anwender sein. Gerade im Bereich Datenmanagement ist die korrekte und gewissenhafte Datenpflege ein ausschlaggebender Faktor. Ziel ist es, aufwändige Arbeitsschritte wie manuelle Datensicherung, händischer Versionsabgleich sowie zeitintensives Suchen nach Datenträgern und Ablageorten von Datensicherungen weitestgehend zu automatisieren. Dies setzt stattdessen bis dato hierfür gebundene personelle Ressourcen und vor allem deren Know-how für anspruchsvolle, wertschöpfende und neue Projekte frei.

Mythos 4: Eine manuelle Versionsverwaltungsstrategie ist ausreichend!

Der Abgleich von Dateigröße und Datum allein ermöglicht bei weitem keine aussagekräftige Versionsverwaltung und schon gar keinen inhaltlich detaillierten Versionsvergleich der auf dem Server synchronisierten Steuerungsprogramme. Von einer eindeutigen Identifikation und Kennzeichnung der gültigen und zuletzt freigegebenen Version ganz zu schweigen.

Inhomogene Automatisierungsanlagen bedingen unterschiedliche Projektierungstools und Editoren, die im Schichtbetrieb von immer größer werdenden Produktions- und Instandhaltungsteams gewartet und programmiert werden. Nur eine softwarebasierte Lösung kann hier Licht ins Dunkel bringen. Führende Systeme integrieren die gewohnten Editoren, mit denen der Anwender tagtäglich arbeitet und unterstützen durch eine menügeführte Dokumentation und automatisierte Datensicherung. Aufgrund der gewohnten Umgebung und intuitiven Bedienbarkeit lässt sich der Schulungsaufwand auf ein Minimum reduzieren.

Mythos 5: Eine homogene Automatisierungsumgebung ist Grundvoraussetzung!

Auch einzelne Steuerungshersteller bieten Versionsverwaltungslösungen an. Diese unterstützen jedoch punktuell nur die eigenen Geräte des Herstellers und sind somit auch nur in homogenen Anlagen wirklich effektiv. Doch wo finden sich heute noch homogene Automatisierungsanlagen?

In den Anlagen findet sich eine bunte Mischung aus unterschiedlichsten Herstellern, Robotertypen, Feldgeräten, Steuerungsprogrammen, Antriebssystemen, Programmiersprachen und Dateiformaten. Daher muss ein zukunftssicheres Versionsverwaltungssystems zwingend herstellerunabhängig und offen sein. Wichtig ist, dass nicht nur die gängigsten Automatisierungssysteme unterstützt, sondern darüber hinaus regelmäßig die neuesten Geräteversionen adaptiert werden, um die benötigten Vergleiche bereitzustellen.

Mythos 6: Backup und Versionsverwaltung sind zwei getrennte Paar Schuhe!

Es ist richtig, dass die Datensicherung und Versionsverwaltung zwei komplett unterschiedliche Werkzeuge sind. Aber ein strategisches Datenmanagement vereint beide Aspekte. Denn zentrale Datensicherung oder Versionskontrolle separat betrachtet liefern keine 100 prozentige Sicherheit für konsistente Daten. Ob die zentral abgelegten Projekte mit den produktiven Programmen (Offline-Online-Stand) tatsächlich übereinstimmen, lässt sich nur durch einen regelmäßigen (automatisierten) Abgleich der Software-Stände sicherstellen. Auch unbemerkte Änderungen lassen sich so aufspüren und entsprechend analysieren. Im Gegenzug macht es keinen Sinn, Backup-Daten automatisiert zu versionieren.

Wichtig: um eine Produktion vor längeren Stillstandszeiten abzusichern, ist ein Disaster Recovery fähiges Backup nötig. Dies bedeutet, dass Symbole und Kommentare mit abgezogen werden müssen. Produktionsverantwortliche sollten daher bei der Auswahl eines automatisierten Datenmanagementsystems unbedingt die Art und Qualität der darüber ausgeführten Datensicherung berücksichtigen.

Bildergalerie

  • Über einen grafischen Vergleich lassen sich Versionsunterschiede leicht feststellen und überprüfen.

    Über einen grafischen Vergleich lassen sich Versionsunterschiede leicht feststellen und überprüfen.

    Bild: Auvesy

  • Ein zentraler Server dient als Datenspeicher, auf dem alle Versionen abgelegt sind.

    Ein zentraler Server dient als Datenspeicher, auf dem alle Versionen abgelegt sind.

    Bild: Auvesy

Firmen zu diesem Artikel
Verwandte Artikel