Kleinere Firmen drohen zurückzufallen Digitalisierung im Mittelstand: Fortschritt ja, Tempo zu langsam

Immer mehr KMU investieren in ihre Digitalisierung. 35 Prozent der Unternehmen haben zuletzt Digitalisierungsprojekte durchgeführt, ein deutlicher Anstieg im Vergleich zur Vor-Corona-Periode, aber die digitale Kluft zwischen großen und kleinen Mittelständlern nimmt zu.

Bild: iStock, imaginima
13.03.2025

Der deutsche Mittelstand investiert zunehmend in die Digitalisierung: 35 Prozent der Unternehmen haben zuletzt Digitalisierungsprojekte umgesetzt – ein Anstieg gegenüber der Vor-Coronazeit. Doch während große Mittelständler ihren Vorsprung ausbauen, fallen kleinere Mittelständler weiter zurück. Eine Analyse von KfW Research zeigt, dass die digitale Kluft zwischen kleinen und großen Unternehmen wächst – mit langfristigen Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit.

Mehr Mittelständler investieren in ihre Digitalisierung: Doch im internationalen Vergleich hinken deutsche Unternehmen immer noch hinterher. Die gute Nachricht: Der deutsche Mittelstand bewegt sich in die richtige Richtung, wenn auch langsam. Der Anteil der mittelständischen Unternehmen mit abgeschlossenen Digitalisierungsprojekten ist zwischen 2021 und 2023 zum zweiten Mal in Folge gestiegen und liegt nun bei 35 Prozent. Das sind fünf Prozentpunkte mehr als in den Jahren 2017 bis 2019 und zwei Prozentpunkte mehr als in den Jahren 2020 bis 2022. Damit haben zuletzt 1,3 Millionen der insgesamt 3,84 Millionen mittelständischen Unternehmen in Deutschland Digitalisierungsprojekte durchgeführt – 100.000 mehr als in der Vorerhebung.

Das sind Ergebnisse aus dem KfW-Mittelstandspanel. Dabei befragt die KfW jedes Jahr mittelständische Unternehmen aus allen Wirtschaftszweigen. Unter Digitalisierung erfasst das Panel Projekte zum erstmaligen oder verbesserten Einsatz digitaler Technologien in den internen Prozessen, den Produkten und im Kunden- und Zuliefererkontakt, sowie Projekte zum Aufbau von Digitalisierungskompetenzen.

Mittelstand digitalisiert sich – aber große Unternehmen ziehen davon

„Unternehmen gehen typischerweise Digitalisierungsschritte in konjunkturell günstigen Zeiten an. Der aktuelle Anstieg weicht somit vom sonst beobachteten Verhaltensmuster ab und ist bemerkenswert“, sagt Dr. Volker Zimmermann, Digitalisierungsfachmann bei KfW Research. „Viele Unternehmen sehen offenbar ungeachtet der konjunkturellen Lage eine große Notwendigkeit für Digitalisierungsmaßnahmen, etwa weil sie mit dauerhaften Nachfrageverschiebungen hin zu digitalen Angeboten und Vertriebswegen rechnen.“

Im Jahr 2023 gaben mittelständische Unternehmen in Deutschland 31,9 Milliarden Euro für Digitalisierungsprojekte aus. Das waren nominal 2,6 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr, preisbereinigt blieb ein Plus von 1,0 Milliarden Euro. Auch gegenüber dem Vor-Coronajahr 2019 bedeutet dies eine deutliche Steigerung. Der Vergleich zu den Sachinvestitionen zeigt allerdings, dass die Digitalisierungsausgaben der mittelständischen Unternehmen noch immer stark zurückliegen: Die Investitionsausgaben beliefen sich 2023 auf 250 Milliarden Euro – somit gaben Mittelständler für traditionelle Investitionen knapp achtmal so viel wie für ihre Digitalisierung aus.

Zudem entfällt auf große Mittelständler mit 50 und mehr Beschäftigten mit 12,9 Milliarden Euro oder 41 Prozent der größte Anteil der Digitalisierungsausgaben – und das, obwohl sie nur zwei Prozent der mittelständischen Unternehmen ausmachen. Auf Unternehmen mit weniger als fünf Beschäftigten, die mit 81 Prozent die Masse der mittelständischen Unternehmen stellen, entfallen lediglich vier Milliarden Euro der Digitalisierungsausgaben. Trotz des deutlichen Anstiegs der Digitalisierungsausgaben in allen Unternehmensgrößenklassen in den vergangenen Jahren hat die Konzentration auf große Mittelständler deutlich zugenommen.

Im Durchschnitt gaben Mittelständler 2023 für ihre Digitalisierungsprojekte 25.000 Euro aus. Das sind 23 Prozent mehr als vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Dabei ist die Spreizung groß: Kleine Unternehmen gaben im Schnitt 8.000 Euro aus, große dagegen 216.000 Euro. Große Mittelständler gaben somit im Durchschnitt knapp das 27-fache der kleinen Unternehmen für ihre Digitalisierung aus. Vor Ausbruch der Corona-Pandemie betrug diese Spanne, etwa in den Jahren 2019 oder 2016, „nur“ das 17-fache. „Den großen Mittelständlern ist es in den zurückliegenden Jahren gelungen, ihren Vorsprung bei der Digitalisierung kontinuierlich weiter auszubauen. Ohne eine deutliche Steigerung ihrer Digitalisierungsaktivitäten laufen die kleinen Unternehmen Gefahr, bei der Digitalisierung den Anschluss zu verlieren“, so Dr. Volker Zimmermann.

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