„Schon kleinste Veränderungen von äußeren Umständen können jedes noch so gute Konzept zunichtemachen“, weiß Ronald Nippold vom DLR-Institut für Verkehrssystemtechnik. „Egal, wie gut alles in der Theorie funktioniert – hat zum Beispiel ein Zug Verspätung, verändern sich alle Bedingungen. Selbst die Außentemperatur spielt eine Rolle dabei, wie eng, schnell oder langsam Menschen sich fortbewegen“, so Nippold weiter.
DLR-Simulationssoftware SUMO im Einsatz
Aus diesem Grund simulierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Vorfeld die unterschiedlichen Szenarien. Das DLR nutzt dafür seine Open Source Software SUMO (Simulation of Urban Mobility). Mit ihr verbessern die Forschenden das Verkehrsmanagement und damit auch die Mobilität. „Mit Hilfe von SUMO haben wir im Vorfeld der EM unterschiedliche Szenarien simuliert“, erklärt Nippold.
„Während der realen Spiele haben wir Daten erhoben, um zu überprüfen, inwieweit unsere Annahmen mit der Realität übereinstimmen. So konnten wir die Veranstalter optimal im Planungsprozess unterstützen“. SUMO simuliert Fahrräder, Autos, Busse und Bahnen – also alles, was Räder hat. Was dann noch fehlt, sind die Fußgänger, die auf der „letzten Meile“ vor dem Stadion eine entscheidende Rolle spielen. Die Dynamik dieser Fußgängerbewegungen wird vom Forschungszentrum Jülich simuliert. Neu ist dabei, dass im Forschungsprojekt beide Modelle gemeinsam in einer übergreifenden Simulation ausgeführt werden. Projektbeteiligte für die direkte Anwendung sind die Veranstaltungsagentur Eventbande und der Betreiber des Düsseldorfer Stadions D.Live.
Aus all den Faktoren entsteht eine umfangreiche Simulation der Anreise, des Einlasses ins Stadion und der Abreise. Dabei haben die Forschenden viele Eventualitäten und Szenarien, wie beispielsweise schlechtes Wetter oder Fanwalks unterschiedlicher Größe berücksichtigt.
Im Vorfeld Veränderungspotenziale erkennen
So identifizierten sie bereits im Vorfeld Veränderungspotenziale. Rund ums Stadion wurde ein Sicherheitsbereich eingerichtet, der verhindern soll, dass sich Personen ohne Eintrittskarten Zugang zum Stadion verschaffen. Dadurch kann allerdings eine Haltestelle der Düsseldorfer U-Bahn nicht mehr angefahren und kann so nur noch für die Abreise genutzt werden.
„Durch die alternative Haltestelle verändern sich die Fußgängerströme auf den verschiedenen Wegen zum Stadion im Vergleich zu normalen Bundesligaspielen. Durch unsere Simulationen können wir die Effekte dieser Veränderungen aufzeigen und darstellen, was unter gegebenen Rahmenbedingungen passieren wird“, erklärt Nippold das Vorgehen.
Erfolgreiche Live-Tests
An den Spieltagen in Düsseldorf war es dann soweit. Hier erfuhren die Projektbeteiligten, ob die Simulationen gehalten haben, was sie versprechen. Passte die Simulation auf die Realität? Wurden die passenden Szenarien vorher identifiziert und abgedeckt? „Sehr viele der in den Simulationsszenarien beschriebenen Phänomene, wie beispielsweise die Anreisekurven für unterschiedliche Verkehrsmittel oder die Routenwahl, wurden genauso in der Realität beobachtet“, sagt Nippold.
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt CroMa-Pro läuft noch bis September 2025 und wird bis dahin noch bei weiteren Veranstaltungen unterstützen.