Wie Mondglas zur Solarzelle wird Solarzellen vom Mond: Energie aus Staub und Perowskit

„Das Highlight unserer Studie ist, dass wir das benötigte Glas für unsere Solarzellen direkt und ohne Aufbereitungsprozesse aus dem Mondregolith gewinnen können“, sagt der Projektverantwortliche Felix Lang.

Bild: publish-industry, DALL·E
08.04.2025

Der Transport von Materialien in den Weltraum ist extrem teuer – allein der Transport eines Kilogramms zum Mond kostet rund eine Million Euro. Umso naheliegender ist es, die auf dem Mond vorhandenen Rohstoffe direkt zu nutzen. Ein Forscherteam der Universität Potsdam der TU Berlin hat deshalb lunaren Regolith mit hauchdünnem Perowskit kombiniert, um leistungsfähige Solarzellen direkt vor Ort herzustellen. Der hybride Ansatz verspricht eine einfache und skalierbare Produktion und könnte die Energieversorgung zukünftiger Mondstationen oder sogar ganzer Siedlungen sichern.

Zukünftige Mondsiedlungen werden viel Energie benötigen. Da der Mond keine Atmosphäre besitzt, ist die Sonne eine ideale Energiequelle für die Erzeugung von Strom aus Photovoltaik. In ihrer Studie erforschten Julian Mauricio Cuervo Ortiz von der Universität Potsdam und Juan Carlos Ginés Palomares von der TU Berlin mit Kolleginnen und Kollegen Mond-Solarzellen auf Perowskit-Basis, die Regolith – ein reichlich vorhandener Rohstoff auf dem Mond – als Träger der photoaktiven Schichten verwenden. Damit müssen bis zu 99 Prozent des Gewichts der Materialien, die zur Erzeugung von Solarzellen auf dem Mond erforderlich sind, nicht mehr dorthin transportiert werden.

Mondglas für Solarzellen

„Das Highlight unserer Studie ist, dass wir das benötigte Glas für unsere Solarzellen direkt und ohne Aufbereitungsprozesse aus dem Mondregolith gewinnen können“, sagt der Projektverantwortliche Felix Lang, der am Institut für Physik und Astronomie eine von der VW-Stiftung geförderte Freigeist-Nachwuchsgruppe leitet. „Außerdem ist das Verfahren skalierbar, um die Solarzellen mit wenig Ausrüstung und sehr geringem Energieeinsatz zu produzieren“, ergänzt er. Das neuartige Halbleitermaterial Perowskit hat den Vorteil, dass es aus einer Lösung gewonnen werden kann, formbar sowie besonders resistent gegenüber Strahlung, Licht- und Temperaturschwankungen ist, was auf der Mondoberfläche eine große Rolle spielt.

Mondregolith ist ein Lockermaterial aus zerbrochenem Gestein bis hin zu feinem Staub, das den kompletten Mond bedeckt und über Milliarden von Jahren durch Meteoriteneinschläge gebildet wurde. Es besteht hauptsächlich aus SiO2, Al2O3 und CaO mit geringen Anteilen an Metalloxiden. Basierend auf der Zusammensetzung von echten Mondproben der Apollo-Missionen wurde an der TU Berlin ein Regolith-Simulationspulver hergestellt. Schmilzt man es auf, so lässt sich daraus Glas herstellen. Da der Regolith je nach Mondregion unterschiedlich zusammengesetzt ist, kann das Glas heller oder dunkler gefärbt sein. Dementsprechend ist es mehr oder weniger durchlässig für Sonnenlicht.

Solarzellen aus Glas, Staub und Strahlungsresistenz

Die von den Forschenden getesteten Solarzellen haben einen geschichteten Aufbau, wobei die Substrat- und Deckschicht aus Mondglas besteht und die dazwischenliegende Schicht aus Perowskit. „Diese Solarzellen benötigen nur 500 bis 800 nm dünne Halbleiterschichten, somit könnte man mit 1 kg Perowskit-Rohmaterial von der Erde 400 m2 Solarzellen auf dem Mond herstellen“, fasst Lang zusammen.

Dennoch war die Entwicklung der ersten Mond-Perowskit-Solarzelle schwierig: „Am Anfang war es unklar, ob wir diese in ausreichender Qualität auf unreinem Regolith-Mondglas herstellen können“, sagt er und hebt die erstaunliche Stabilität der hergestellten Solarzellen gegenüber Weltraumstrahlung hervor – eine wesentliche Voraussetzung für eine stabile Energieversorgung auf dem Mond.

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