Antriebstechnik Energieeffizienz: neue Herausforderungen

12.07.2013

Energieeffizienz per se ist ein Wettbewerbsvorteil, keine Frage. Doch wohin führen Ökodesign-Richtlinie und IE-Standards die Automatisierer und Maschinenbauer? Ole Møller-Jensen, Präsident von Danfoss Power Electronics, blickt voraus und sieht auch Wolken am Horizont: Es darf nicht zu einer Einschränkung des Wettbewerbs kommen.

An und für sich ist das Engagement von Industrie und Politik in Europa zu mehr Energieeffizienz vollkommen richtig. Die damit einhergehende Dynamik in unseren Märkten bietet viele Chancen, gerade in Bezug auf die Leistungselektronik. Doch man muss auch die andere Seite der Medaille sehen. Als eines der großen Ziele der Ökodesign-Richtlinie 2009/125/EG sollen Maschinenbauer die Gesamtenergieeffizienz ihrer Maschinen zukünftig so klassifizieren, wie heute bei Kühlschränken oder Waschmaschinen üblich. Um dieses Vorhaben ganzheitlich umzusetzen, müssen auch die Hersteller von Motoren und Frequenzumrichtern ihre Produkte spezifizieren - und zwar sehr aufwändig in acht oder sogar neun Messpunkten. Soweit die Pläne der EU-Kommission. Ich bin nicht sicher, ob die Gesetzgeber verstehen, welche Bürde sie damit der Industrie auferlegen. Denn für die Industrie und vor allem die Motorenhersteller bedeutet das Neuland hinsichtlich standardisierter und einheitlicher Messaufbauten und Prüfmethoden. Dem steht aber im ersten Zug keine Wertschöpfung gegenüber. Statt eines Wettbewerbsvorteils winken erst einmal Mehrkosten. Auch wenn wir Umrichterhersteller nicht als Betroffene in der vordersten Linie stehen, muss dieser Wandel geregelt statt zügig von statten gehen. Der Maschinenbauer muss die bereitgestellten Motordaten für den Umrichter - auch bei unterschiedlichen Anbietern - unkompliziert für seine Berechnungen zur Steuerung des Antriebs verwenden können. Nur so führt ihn der Weg zur tatsächlich besten Lösung, denn sonst gibt es am Ende vorgefertigte Paketlösungen: Diese sind unflexibel und bieten selten die höchstmögliche Effizienz.

Multisource statt Singlesource

Als großer Fürsprecher der Entscheidungsfreiheit fordere ich deswegen: Die freie Auswahl der Komponenten muss gewährleistet bleiben. Es kann nicht im Sinne der EU sein, dass Maschinenbauer ihre Produkte am Ende nur noch bei einzelnen Komplettanbietern beziehen können, die somit aus der IE-Regelung einseitig Vorteile ziehen - zu Lasten des gesamten Mittelstands. Man muss allen Motoren- und Antriebsanbietern die Möglichkeit geben, sich weiter zu entwickeln und Voraussetzungen schaffen, die die Zusammenstellung von Systemen verschiedener Anbieter nicht erschweren.Im Umkehrschluss müssen die Hersteller von Motoren und Umrichtern ihr Support-Level erhöhen - nicht nur komponenten - sondern vor allem anwendungsbezogen. Energieeffizienz fängt bei der Applikation an, erst dann zählen die Katalogwerte der gewählten Komponenten. Das kann Danfoss: durch unser tiefes Anwendungs-Know-how haben wir hier keine Probleme. Das mag für kleinere Anbieter künftig schwerer sein.Ich bin der festen Überzeugung, dass sich die industrielle Energieeffizienz weltweit durchsetzen wird. Dieser Trend ist nicht aufzuhalten und wir gestalten ihn gerne mit, weil er die Entwicklung der Antriebstechnik weiterbringt. Wir unterstützen die entsprechenden EU-Arbeitskreise bereits bei der Ausarbeitung von Normen und bringen unser Wissen ein. Als verantwortungsbewusstes Mitglied der europäischen Elektronikindustrie unterstreichen wir aber die Herausforderung in ihrem Umfang, denn es muss allen Beteiligten bewusst sein: Das ist keine kleine Aufgabe und sie betrifft die gesamte Industrie.

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