Wandel in der Automobilindustrie Erfolgreich führen in der Krise: Wie Führungskräfte die Transformation meistern

Wie meistern Unternehmen die Transformation durch empathische und klare Führung? Entscheidend ist eine Kombination aus rationaler Überzeugung und emotionaler Sicherheit. Führungskräfte müssen nicht nur Visionen vermitteln, sondern auch Ängste ernst nehmen und in positive Energie umwandeln.

Bild: iStock, jacoblund
12.03.2025

Experten sind sich einig, dass Deutschland in Sachen Automobilindustrie lange Zeit den Sprung in Richtung Elektro verschlafen hat. Sparmaßnahmen und eine Verkleinerung der Produktpalette sind Themen, die derzeit alle in der Branche betreffen. In Krisenzeiten ist Führung entscheidend – nicht nur für den Erfolg des Unternehmens, sondern auch für das Vertrauen der Mitarbeitenden. Wie aber können Unternehmen im Wandel mithalten und sich wettbewerbsfähig aufstellen?

Laut einer aktuellen Studie der Allianz gelingt die Transformation zur Elektromobilität nicht, wenn es bereits an der Infrastruktur für Elektrofahrzeuge scheitert. Die Abhängigkeit von China ist nur ein weiterer Punkt auf einer langen Liste der Krisenpunkte. Krisenzeiten erfordern gute Führung, denn aus guter Führung ergibt sich eine gute Zukunft. Die Veränderung in einem Unternehmen fängt zwar an der Spitze an – aber damit alle an einem Strang ziehen können, braucht es Führungskräfte, die ihre Mitarbeitenden inspirieren und mitnehmen, und das auf unterschiedlichen Ebenen. Aber wie kann das ganz konkret gelingen?

Warum Menschen Führung annehmen: Zwei entscheidende Gründe

Aus tiefenpsychologischer Sicht gibt es nur zwei Gründe, weshalb Menschen bereit sind, einer Führungskraft – und damit der Idee einer Transformation – zu folgen. Zum einen kann das rationale Gründe haben. Es stimmen die Visionen überein, man hat den Eindruck, die gleichen Ziele zu verfolgen und sich persönlich weiterentwickeln zu können. Zum anderen kann es emotionale Gründe haben. Dann gibt uns die Führungskraft im besten Fall das Gefühl, dass sie unsere Befürchtungen (wie Zukunftsängste, Misstrauen gegenüber neuen Technologien oder wirtschaftliche Schwankungen) versteht, diese aber nicht Realität werden lässt.

Dieses Prinzip nennt sich Angstbindung. Angst ist eine Emotion, die sich nicht einfach aufheben lässt, wohl aber transferiert werden kann. Furcht kann lähmend wirken, zu einer Art Angststarre führen. Genau dies gilt es in unternehmerischen Veränderungen zu vermeiden. Eine fähige Führungskraft ist in der Lage, diese Sorgen anzunehmen und in etwas Produktives umzuwandeln. In Zeiten der Krise und der Veränderung ist es wichtig, dass Führungskräfte die Chance ergreifen, ihre Mitarbeitenden ernst zu nehmen und mitzureißen, bevor der Berg der Veränderung zu groß ist, um ihn zu erklimmen.

Transformation beginnt mit kleinen Schritten

Die Frage lautet schon lange nicht mehr, ob sich Unternehmen verändern müssen – alle müssen sich weiterentwickeln und mit dem Wandel gehen – vielmehr ist die Frage, wie sie möglichst schnell und reibungslos ans Ziel gelangen. Nämlich: Wie bleibt mein Unternehmen wettbewerbsfähig? Wie klappt die digitale Transformation? Und wie können wir den Wandel aktiv mitgestalten? Egal wie groß die Veränderung ist, die bewältigt werden muss, wichtig ist es in kleinen Schritten anzufangen. Auch ein kleiner Schritt in die richtige Richtung wiegt bei großen Veränderungen schwer. Je mehr die Mitarbeitenden hinter der Idee der Transformation stehen, desto eher werden Erfolgsgeschichten geschrieben. Ein Start mit den sogenannten „low hanging fruits“, also naheliegenden kleinen Changes, kann den Grundstein einer größeren Transformation sicher legen.

Fragt man Führungskräfte, weshalb Transformationsprozesse in der Vergangenheit gescheitert sind, lag das selten an der Idee – sondern vielmehr an der Kommunikation, falschen Prioritäten, und daran, dass die Kompetenzen und Energien der Führungskräfte und Teams nicht aktiviert werden konnten. Die vorhandenen Ideen, Erfahrungen und Potenziale der Mitarbeitenden werden oft nicht genutzt. Ängste werden ignoriert und Menschen „entmündigt“, indem Change einfach „angeordnet“ und durchgesetzt wird. Das führt gerade in Zeiten, wo gleichzeitig anspruchsvolle Ergebnisse geliefert werden müssen, zu gefühlter Überforderung und Frustration. Aber das muss nicht so sein, denn mit guter Führung kann eine positive Dynamik in Gang gesetzt werden. Mehr als sonst ist es essenziell die Mitarbeitenden mitzunehmen und ihnen zuzuhören, um einen Perspektivenwechsel zu initiieren.

Mit diesen Faktoren gelingt gute Führung

  1. Psychologische Sicherheit: Dieser Faktor gewinnt in allen Branchen an Wichtigkeit. Mitarbeitende müssen nicht nur inspiriert werden, sondern auch das Gefühl eines sicheren Umfelds haben, in dem sie ihre Meinungen äußern, Kritik anbringen, und ehrlich sein können.

  2. Echtes Zuhören: Wie beim Laufsportprinzip „pacing und leading“, müssen Führungskräfte zuerst einmal auf Schrittgeschwindigkeit mit ihren Mitarbeitenden kommen: Was bewegt meine Teams? Welche Ideen sind bereits vorhanden und was wurde schon versucht? Wie geht es den Mitarbeitenden damit? Nur so kann echter Dialog entstehen.

  3. Dialogräume schaffen: Ist man erst mal im Modus echter Zusammenarbeit angekommen, müssen feste Dialogräume geschaffen werden. Gibt es die Möglichkeit für einen regelmäßigen Austausch? Was ist der passende Rahmen, um in Bewegung und auf Kurs zu bleiben?

Erfolgreiche Transformation durch aktive Mitarbeitereinbindung

Unternehmen müssen jetzt handeln, indem sie ihre Mitarbeitenden aktiv in den Wandel mit einbeziehen und in die direkte Kommunikation gehen. Die Führungskräfte sind gefordert, mit Empathie und einer klaren Vision voranzugehen, Ängste anzunehmen und Vertrauen aufzubauen. Sie müssen eine Kultur schaffen, in der einerseits Fortschritt gefördert wird, sich aber jeder Mitarbeitende sicher fühlt, seine Meinung zu äußern.

Indem vorhandene Dinge neu bewertet und funktionierende Vorgänge ausgebaut werden, lassen sich auch schon ganz am Anfang kleine Erfolgsstorys schreiben, die den weiteren Verlauf entscheidend prägen. Transformation gelingt in kleinen, umsetzbaren Schritten, die eine breite Akzeptanz schaffen. Führungskräfte sollten nicht nur strategisch lenken, sondern auch als Inspiratoren wirken, die ihren Teams helfen, sich mit den Veränderungen zu identifizieren und aktiv daran mitzuwirken. Der Schlüssel liegt in der Kombination aus klarer Vision, psychologischer Sicherheit und einem ständigen Dialog mit den Mitarbeitenden. Nur so kann der Wandel erfolgreich gestaltet und die Wettbewerbsfähigkeit langfristig gesichert werden.

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  • Christian Stöwe ist Geschäftsführer und Mitgründer von Profil M, einem Beratungsunternehmen für Führungskräfteentwicklung.

    Christian Stöwe ist Geschäftsführer und Mitgründer von Profil M, einem Beratungsunternehmen für Führungskräfteentwicklung.

    Bild: SVEN KAEMMERLING

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