AR-Anleitung für Abfüllmaschinen Erweiterte Realität löst sperrige Handbücher ab

Wenn Abfüllmaschinen zur Wartung oder Reparatur angehalten werden müssen, können gut geschulte Mitarbeiter den Umsatzverlust gering halten.

Bild: Bausch+Ströbel
29.01.2019

Ein Spezialmaschinenhersteller für Abfüll- und Verpackungsprozesse in der pharmazeutischen Industrie hat mit einer AR-Lösung und der IIoT-Plattform ThingWorx von PTC eine visuelle Trainingsanleitung für den Formatwechsel und die Instandhaltung seiner Maschinen entwickelt. Bediener bekommen damit einen visuellen Assistenten an die Seite gestellt, der sie sicher und präzise durch die Vorgänge führt.

In den Abfüll- und Verpackungsanlagen von Bausch+Ströbel werden flüssige und pulverförmige Arzneimittel in Spritzen, Vials oder Ampullen abgefüllt. Die sensiblen Maschinen arbeiten rund um die Uhr, teilweise unter anspruchsvollen Reinraumbedingungen.

Bereits ein vermeintlich kleiner Wartungsstopp hat weitreichende Konsequenzen: Die Ursache muss zunächst identifiziert und behoben, die Maschine anschließend gereinigt, eingestellt und neu gestartet werden. Dieser Prozess kann mitunter mehrere Stunden in Anspruch nehmen und dadurch signifikante Umsatzeinbußen bedeuten. Um die Verfügbarkeit der Maschinen zu jeder Zeit sicherzustellen, ist gut geschultes Fachpersonal unabdingbar.

Schritt für Schritt durch den Reparaturprozess

Mithilfe der AR-Lösung Vuforia Studio und der IIoT-Plattform ThingWorx hat der Mittelständler nun für seine Kunden eine interaktive AR-Trainingsanwendung entwickelt, die Servicemitarbeiter und Maschinenbediener Schritt für Schritt durch den Wartungs- und Reparaturprozess führt. Vuforia Studio nutzt die vorhandenen 3D-CAD-Daten der Maschinen aus dem Siemens-CAD-System NX, um einen digitalen Zwilling zu erstellen. Auch Maschinendaten von eingebetteten Sensoren sind bei der Entwicklung der AR-Anwendung berücksichtigt worden.

Die einzelnen Schritte sowie Sequenzen der Wartungs- und Reparaturarbeiten wurden per Drag & Drop in PTC Creo Illustrate erstellt und definiert – beispielsweise, welche Schrauben zum Öffnen einer Klappe wie zu lösen sind oder welches Bauteil ausgetauscht werden muss. Eine sogenannte ThingMark diente abschließend als individuelle Identifikationsmarke der AR-Anwendung und wurde direkt auf der physischen Maschine platziert.

„Unsere Kunden wollen nicht mehr zurück“

Kommt es nun zu einem Wartungs- oder Reparaturfall, scannt der Mitarbeiter die ThingMark mit dem iPad oder der Microsoft-HoloLens und navigiert in der Anwendung. Mittels verknüpfter Sprachbefehle kann er Aktionen aktivieren und sich zwischen den einzelnen Anweisungsschritten bewegen. Die praktische Interaktion über die neu entwickelte AR-Anwendung soll Kunden und eigenen Mitarbeitern von Bausch+Ströbel helfen, Abläufe besser zu üben und im Gedächtnis zu verankern – und dabei die benötigte Trainingszeit an den physischen Maschinen zu halbieren.

Michael Pratz, Leiter der B+S-Akademie, ist von der modernen Lernmethode durch erweiterte Realität überzeugt: „Wir entwickeln für unsere Kunden mithilfe von AR reale Trainingslösungen mit signifikantem Mehrwert. Über ThingWorx werden die AR-Szenarien von mehreren Endgeräten auf einer einheitlichen Kommunikationsplattform synchronisiert. Daraus ergibt sich eine reale Trainer/Trainee-Situation, die sich als unabdingbar beweist. Unsere Kunden wollen nicht mehr zurück.“

„Die erweiterte Realität und der digitale Zwilling sind mächtige Werkzeuge, die zunehmend auch in der Ausbildung von neuen Mitarbeitern eingesetzt werden“, sagt Stephan Ellenrieder, Senior Vice President Zentraleuropa und Geschäftsführer Deutschland bei PTC. Zeit- und kostenintensive Trainings sowie sperrige Handbücher hätten ausgedient.

Laut Ellenrieder motiviere das nicht nur die Mitarbeiter, sondern schaffe auch sichtbare wirtschaftliche Mehrwerte durch reduzierte Stillstandszeiten. „Wir freuen uns über die Trainingserfolge dank Vuforia Studio und ThingWorx in einem so hochspezialisierten Umfeld wie bei Bausch+Ströbel“, so Ellenrieder.

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