Smart Sensors Positionieren für spezielle Projekte

Bild: dinn, iStock
31.03.2015

In der Elektronikfertigung mit ihrem hohen Innovationsdruck werden flexible Anlagen benötigt. Deren Konstruktion basiert oft auf speziellem Firmen-Know-how und dem engagierten Einsatz der Mitarbeiter. Automatisierungskomponenten, die selbst bei kleineren Stückzahlen anpassungsfähig sind, ermöglichen im Einzelfall auch unkonventionelle Lösungen.

Die Bestückung von Platinen fordert zum einen die exakte Positionierung unterschiedlichster Bauteile, zum andern aber auch hohe Flexibilität und Leistungsfähigkeit. Nur eine exakt abgestimmte Kombination aus Anlagen-Know-how, Hard- und Software ergibt dabei eine hocheffiziente Bestückungsanlage. Hierfür sind, trotz der oft nicht allzu hohen Stückzahlen, Automatisierungskomponenten notwendig, die von Hause aus anpassungsfähig sind. Welche individuellen Lösungen hiermit möglich sind, zeigen wir an einem Praxisbeispiel: Hier arbeitet in einem Bestückungsautomaten für Kfz-Platinen ein Portal-Roboter mit flexiblem Greifer und optischer Überwachung per Kamera: Das Serviceunternehmen für die Leiterplattenindustrie ASS Luippold Automation überarbeitete einen nicht mehr auf dem Markt verfügbaren Bestückungsautomaten durch Neuaufbau und entwickelte dafür neue Steuerungs-, Antriebs- und Visualisierungstechnik nach Kundenvorgabe, um Kühlpads automatisch auf Leiterplatten aufzubringen. Um bei den Kleinserien und Sonderlösungen wie im vorliegenden Fall einen kompetenten Partner auch für ausgefallene Steuerungs- und Sensorlösungen zur Seite zu haben, arbeiten die Automationsexperten mit den Elektronikspezialisten von Omron Electronics zusammen. Aus dem Baukasten von Steuerungen, Motion Controllern, Kameratechnik und Sensoren ließen sich die nötigen Intelligenz-, Orientierungs- und Sicherheitsbausteine passgenau zusammenstellen. So können die Positionen für den exakten Griff der einzusetzenden Wärmeleitpads ebenso exakt bestimmt werden wie die Ablegestelle auf der Platine.

Flexible Bestückungslösung

Für die Platinenbestückung mit Heatsink-Wärmeleitpads war eine zukunftsfähige Lösung gefordert. Die Pads müssen dabei exakt an der richtigen Stelle aufgebracht werden, um den optimalen Wärmeabfluss bzw. die spätere Bauteilbestückung sicherzustellen. Zudem sollte die Anlage problemlos und schnell auf andere Pad-Größen umstellbar sein und die spätere Einbindung in eine automatische Fertigung erlauben. Im aktuellen Betrieb wird das Gerät noch von Hand über eine Kassette mit Platinenstapel versorgt, für eine spätere automatische Bandeinbindung ist aber die Übergabeschnittstelle schon vorgesehen. Momentan arbeitet eine Entnahmestation für die Kassette mit Platinenvereinzelung als Zuführ-
element, auf der anderen Seite setzt ein entsprechender Stapler die fertigen Teile in eine weitere Transportkassette. Ein Folienabzug für zwei getrennte Rollen erlaubt unterschiedliche Pads vorzuhalten, zwischen denen umgeschaltet werden kann. Bei gleicher Bestückung ist ein nahtloses Weiterarbeiten möglich, wenn eine Rolle leer ist. Die bestückten Folienträger laufen über eine LED-Durchlichtbeleuchtung zur Abzugskante und werden dort einzeln und lagerichtig vom Greifsystem aufgenommen. Der austauschbare, modulare Greifer sitzt zusammen mit der Kamera am Greifarm. Damit ist der freie Blick ins Arbeitsfeld des Greifers sichergestellt. Per 4-Achssteuerung wird der Greifer nach den Vorgaben der Kamera-Auswertung positioniert und nach der Drehung in der z-Achse nachjustiert. Die Kamera kann mit den zum Objekt passenden Objektiven ausgerüstet werden. Das erlaubt die sichere Lageerkennung auch bei unterschiedlichsten Komponenten. Je Zyklus werden bis zu drei Platinen für die Bestückung bereitgestellt, die Positionen der Platinen bzw. die Montageorte der Pads werden per Kamera erkannt und die Pads lagerichtig abgelegt. Danach bewegen sich die Platinen weiter in die Presse zur endgültigen Fixierung. Ein Stapler legt sie dann in die Entnahmekassette ab.

Kompakte Steuerungslösung

Bei der Steuerung entschieden sich die Kelterner für einen NJ-Motioncontroller mit integrierter Sicherheitstechnik. Die Programmierung läuft unter der Sysmac-Studio-Oberfläche und erlaubt die einfache Konfigurierung der 4-Achssteuerung sowie die Einbindung der Kamera-Auswertung. Diese basiert auf dem Bildbearbeitungssystem Xpecta FH. Als Mensch-Maschinen-Schnittstelle vor Ort dient ein 7-Zoll-Display der NB-Serie (das Programm umfasst 3,5 bis
10 Zoll Bildschirmgröße) mit TFT-Touchscreen, 65.000 Farben, LED-Backlight und
128 MByte internem Speicher. Ein USB-Port ermöglicht eine schnelle Speichererweiterung. Die Kommunikation läuft wahlweise über serielle, USB- oder Ethernet-Schnittstelle. Bei industrieüblicher 24-V-Stromversorgung benötigt das Display rund 7 W und arbeitet im weiten Bereich von 0 bis 50 °C und von 10 bis
90 Prozent relativer Feuchte. Die Controller der NJ-Serie sind robust, ihr lüfterloser Aufbau ist industrietauglich. Der skalierbare Contoller mit Intel-Prozessoren läuft unter dem Echtzeitbetriebssystem RTOS und ist mit CPUs für 4, 8, 16, 32 oder 64 Achsen verfügbar. Die hohe Rechenleistung garantiert z. B. im 32-Achsen-Betrieb eine Zykluszeit von unter 500 μs. ASS-Geschäftsführer Michael Luippold betont: „Ein wichtiger Punkt, der gerade auch bei unseren Spezialanlagen hilft die Kosten zu senken, ist die integrierte Sicherheit in der SPS. Dadurch ist das Sicherheitskonzept für die Anlage unter Sysmac einfacher und schneller umzusetzen.“ Das Bildbearbeitungssystem Xpectia FH eignet sich ideal für Fertigungsanlagen, die mit hoher Geschwindigkeit laufen und bietet damit genau die Reserven, die eine flexible und skalierbare Anlage benötigt. Die über das praxisorientierte Programm möglichst einfach gehaltene Einrichtung auf neue Objekte kommt ebenfalls der Variabilität zugute. Die Bandbreite der verfügbaren Kameras und Objektive erlaubt für jeden Einsatzfall die optimale Auswahl. Luippold dazu: „Gerade bei kurzfristigen Änderungen ist der schnelle Support durch Omron für uns wichtig. Da wir keine Großserien fertigen, sind unsere Fragen meist auf Einzellösungen oder geringere Stückzahlen bezogen, die aber in jedem Fall kompetent und zeitnah bearbeitet werden.“

Aufgeräumte Lösung

Alle Komponenten sind auf ein reibungsloses Zusammenspiel ausgelegt. Das bezieht sich nicht nur auf Omron-Produkte, auch spezielle Zuliefer-Komponenten lassen sich leicht einbinden. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, nicht nur für anwendungsorientiert aufgebaute Anlagen oder Prototypen. Auch Einzelanlagen oder Insellösungen lassen sich so später problemlos in ein einheitliches Automationskonzept einbinden; gerade im Hinblick auf Industrie 4.0 ist dies ein wesentlicher Baustein für die Zukunftssicherheit heutiger Investitionen. Der Leistungsfähigkeit und Flexibilität entgegen kommen auch die Schnittstellen. So werden Antriebselek-
tronik und Sicherheitsmodule über EtherCAT mit Daten versorgt während Ethernet IP die Leitebene und das Bedienterminal übernimmt. Die Einbindung der Kamera über EtherCAT ist in Vorbereitung.

Bildergalerie

  • Fit für die Zukunft: Die „Stand alone“-Platinenbestückung mit Heatsink-Wärmeleitpads ist auf Flexibilität und Einbindung in die Fertigung ausgelegt.

    Fit für die Zukunft: Die „Stand alone“-Platinenbestückung mit Heatsink-Wärmeleitpads ist auf Flexibilität und Einbindung in die Fertigung ausgelegt.

    Bild: Omron Electronics

  • Ein 7-Zoll-Display der NB-Serie informiert vor Ort.

    Ein 7-Zoll-Display der NB-Serie informiert vor Ort.

    Bild: Omron Electronics

  • Der austauschbare, modulare Greifer sitzt zusammen mit der Kamera am Greifarm.

    Der austauschbare, modulare Greifer sitzt zusammen mit der Kamera am Greifarm.

    Bild: Omron Electronics

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