Stets im Fokus Generative KI in der Praxis

Phoenix Contact Deutschland GmbH

Von zentraler Bedeutung ist, dass der Mensch beim Einsatz von (generativer) KI bei Phoenix Contact im Vordergrund steht. Im Unternehmen dient die Richtlinie „Generative KI“ als Enabler dazu, Potenziale für die Nutzung Künstlicher Intelligenz zu erkennen, die daraus resultierenden Anwendungsfälle konform durchzuführen und somit Technologien voranzutreiben.

Bild: Phoenix Contact; iStock, ctermit
03.07.2024

Unternehmen sollen verantwortungsvoll mit Technologie und Innovationen umgehen. Dies gilt insbesondere für künstliche Intelligenz (KI). Das Unternehmen Phoenix Contact zeigt, wie eine Compliance-Richtlinie den konformen Einsatz von generativer KI regelt.

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In vielen Bereichen des Blomberger Automatisierungsspezialisten gehörte Künstliche Intelligenz schon zum Alltag, als sich Anfang 2023 eine Welle neuer KI-Applikationen aufbaute. Bereits 2020 beschäftigten sich die Mitarbeitenden mit GPT-3. Inzwischen verändern ChatGPT und andere Lösungen der generativen KI die Welt. Aufgrund der verschiedenen teilweise vollkommen unbekannten Risiken, die während der Verwendung generativer KI auftreten können, erfolgte im Frühjahr 2023 ein generelles Nutzungsverbot in der gesamten Phoenix Contact-Gruppe. Dies vor dem Hintergrund, weil der Schutz von Intellectual Property sichergestellt sein muss. Gleichzeitig ist für einen konformen Einsatz der Künstlichen Intelligenz durch die Mitarbeitenden zu sorgen. Aus dieser Ausgangslage resultiert die Notwendigkeit der Erstellung eines Rahmenwerks.

Interdisziplinäres AI Competence Team

Im ersten Schritt rief die Abteilung Digital Innovations unternehmensweit zur Bildung eines interdisziplinären AI Competence Teams auf. Dieses sollte innerhalb von drei Monate Use Cases für Phoenix Contact evaluieren, die einen fortschrittlichen Mehrwert schaffen. Parallel galt es rechtliche, betriebliche und technische Risiken zu erkennen und zu minimieren sowie einen Vorschlag für das Rahmenwerk zu erarbeiten. Die Schnelllebigkeit der Technologie bedingte ein Umdenken des bisherigen Vorgehens bei Phoenix Contact. Das Umfeld der klassischen Projektmethoden sollte verlassen werden, um einerseits Geschwindigkeit aufzunehmen und auf der anderen Seite die Einbindung der relevanten Bereiche sicherzustellen. Konkret waren unter anderem Experten und Vertreter aus den Geschäftsfeldern IT, Human Resources, Legal, Compliance sowie der Betriebsrat involviert.

Damit sich die Arbeit am Thema möglichst effektiv gestaltete, bildeten sich ein Kernteam sowie unterschiedliche Sub-Teams. Einleitende Workshops und Deep Dives, die beispielsweise in den Fachgebieten „Generative versus klassische KI“, „Large Language Models“ oder „Rechtliche Implikationen bei der Verwendung von KI“ durchgeführt wurden, unterstützten bei der Angleichung des Wissensstands sowie der schnelleren Umsetzung der Aufgabenstellung. In der dreimonatigen Arbeitsphase sind inhaltliche Anwendungsfälle der generativen KI erstellt und bewertet, ein Regelwerk und Leitlinien entwickelt sowie die erforderliche Infrastruktur zur operativen Realisierung definiert worden. Dabei gingen die Teams nach agilen Methoden vor, wodurch der schnelle Fortschritt überhaupt möglich war. Zeitgleich fand eine Beratung durch eine auf künstliche Intelligenz und Datenökonomie spezialisierte Kanzlei statt. In diesem Zusammenhang sollten Fragestellungen wie urheberrechtliche Verstöße bei generiertem Code/Text oder konkrete Fragen etwa im Hinblick auf die Kennzeichnung von per KI erstelltem Output geklärt werden. Darüber hinaus wurde ein Plan erarbeitet, wie sich eine ideologische Färbung (BIAS) minimieren lässt.

Transparenter Prozess

Beim Thema Künstliche Intelligenz erweist sich Transparenz als besonders wichtig – sowohl innerhalb des AI Competence Teams als auch der gesamten Unternehmens-Gruppe. Regelmäßige Stand Ups haben zum intensiven Wissensaustausch innerhalb des Teams beigetragen. Ferner erfolgte eine turnusmäßige Kommunikation zentraler Ergebnisse und Ereignisse durch Beiträge im Unternehmens-Intranet, Live Streams oder veröffentlichte Videos.

Nach drei Monaten übergab das AI Competence Team die (erste) Version der Richtlinie „Generative KI“ an den Betriebsrat. In Abstimmung zwischen der Geschäftsführung, dem Betriebsrat und dem AI Competence Team trat die Richtlinie im Dezember 2023 in Kraft. Als zentrales Element enthält sie den Grundsatz „Präventives Verbot mit Erlaubnisvorbehalt“. Das bedeutet, dass die Nutzung von generativen KI-Systemen untersagt ist – es sei denn, es handelt sich um einen freigegebenen Anwendungsfall. Auf Basis der Richtlinie werden alle potenziellen Use Cases mit dem Corporate AI Manager besprochen und bewertet. Nach der Verabschiedung der Richtlinie steht zum Beispiel im Anschluss an die unternehmensweite Freigabe von Microsoft Copilot ein leistungsstarkes Tool für sämtliche Mitarbeitenden zur Verfügung. Dabei geht es um eine Assistentenfunktion mit KI für Microsoft 365-Anwendungen und -Dienste, Windows 11 und Microsoft Bing.

Grundvoraussetzung zur Verwendung von Microsoft Copilot ist die erfolgreiche Teilnahme der Mitarbeitenden an einer Grundlagenschulung zum Thema Künstliche Intelligenz. Parallel zur Einführung von Microsoft Copilot sind erste Proof-of-Concepts für verschiedene Anwendungsfälle gestartet worden. Zukünftige Use Cases werden gemeinsam mit dem Corporate AI Manager evaluiert sowie im Rahmen etablierter Prozesse geplant und umgesetzt. Der Prozess verläuft für alle beteiligten und interessierten Mitarbeitende transparent und nachvollziehbar.

Besondere Berücksichtigung der Mitarbeitenden

Von zentraler Bedeutung ist, dass der Mensch beim Einsatz von (generativer) KI bei Phoenix Contact im Vordergrund steht. Im Unternehmen dient die Richtlinie „Generative KI“ als Enabler dazu, Potenziale für die Nutzung Künstlicher Intelligenz zu erkennen, die daraus resultierenden Anwendungsfälle konform durchzuführen und somit Technologien voranzutreiben. Inzwischen verfügt das Unternehmen über Trainingsprogramme zur generativen KI in mehr als zehn Sprachen für sämtliche Mitarbeitende. Erfolgskritische Faktoren für diesen ersten Meilenstein bei der Verwendung von generativer KI waren die agile Methode, die unbedingte Bereitschaft aller Bereiche und Mitarbeitenden, sich in dieses Thema einzubringen, die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat und der Geschäftsführung sowie das Commitment, die Richtlinie „Generative KI“ zur Anwendung zu bringen.

Bildergalerie

  • Thomas Bischoff erklärt zwei Kerninhalte der Richtlinie für generative KI-Systeme.

    Thomas Bischoff erklärt zwei Kerninhalte der Richtlinie für generative KI-Systeme.

    Bild: Phönix Contact

  • Die Erarbeitung der Richtlinie für generative KI-Systeme erfolgte in einem interdisziplinären Team.

    Die Erarbeitung der Richtlinie für generative KI-Systeme erfolgte in einem interdisziplinären Team.

    Bild: MS Copilot/Dall-e 3, Phönix Contact

  • Christoph Kelzenberg, Frank Possel-Dölken und Thomas Bischoff (von links nach rechts) bei einer internen Informationsveranstaltung unter anderem zur Verkündung von Richtlinieninhalten, Corporate AI Manager und Schulungskonzept

    Christoph Kelzenberg, Frank Possel-Dölken und Thomas Bischoff (von links nach rechts) bei einer internen Informationsveranstaltung unter anderem zur Verkündung von Richtlinieninhalten, Corporate AI Manager und Schulungskonzept

    Bild: Phönix Contact

  • Während Künstliche Intelligenz als solches schon länger bei Phoenix Contact adressiert wird, bedurfte es bei generativen KI-Systemen eines dedizierten Auftakts

    Während Künstliche Intelligenz als solches schon länger bei Phoenix Contact adressiert wird, bedurfte es bei generativen KI-Systemen eines dedizierten Auftakts

    Bild: BLKstudio@shutterstock.com

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