„Die kosteneffiziente Erreichung der Klimapfade würde aus heutiger Sicht in Summe Mehrinvestitionen von 1,5 bis 2,3 Billionen Euro bis 2050 gegenüber einem Szenario ohne verstärkten Klimaschutz erfordern.“ Zu diesem Ergebnis kommt die heute präsentierte Studie „Klimapfade für Deutschland“, die der Bundesverband der deutschen Industrie durch The Boston Consulting Group und Prognos erstellt hat. Dabei unterscheidet die Studie zwischen zwei verschiedenen Szenarien: Dem „80%-Klimapfad" und dem „95%-Klimapfad".
Während BDI-Projektleiter Dr. Dennis Rendschmidt den ersten Pfad - also eine Reduktion von Treibhausgasen um 80 Prozent bis zum Jahr 2050 gegenüber dem Basisjahr 1990 - für “technologisch und ökonomisch darstellbar“ erachtet, hält er das 95%-Ziel gerade in einem nationalen Kontext für eher schwierig. Der Industrieverband greift bei der Analyse beider Szenarien die Klimaschutzziele der Bundesregierung auf und analysiert diese aus Industrieperspektive. Die Bundesregierung hatte als Reaktion auf das Pariser Abkommen im November 2016 den Klimaschutzplan 2050 verabschiedet.
Wandel der Wahrnehmung
Noch im Dezember 2015 hatte der damalige BDI-Chef Grillo nach dem Abschluss des Pariser Vertrags vor Alleingängen Deutschlands oder der Europäischen Union gewarnt: „Deutschland darf in der Klimapolitik nicht vom Vorreiter zum Einsiedler werden“ und „Es ist jetzt nicht die Zeit, überstürzt über neue EU-, geschweige denn nationale Ziele, nachzudenken“. Gut zwei Jahre später scheint nun die Zuversicht der Skepsis zu überwiegen:
„Nachhaltiger Klimaschutz eröffnet vielen unserer Unternehmen langfristig Chancen auf dem wachsenden Weltmarkt für klimaschonende Produkte und Prozesse“ betonte BDI-Präsident Dieter Kempf. „Richtig gemacht, unterstützt er die Modernisierung einer Volkswirtschaft. Gleichzeitig forderte Kempf aber, dass der Staat realistische und verlässliche Ziele vorgibt und die Umsetzung den Unternehmen überlässt. „Unflexible Sektorziele, Technologieverbote, beispielsweise von Verbrennungsmotoren, oder planwirtschaftliche Instrumente wie eine E-Auto-Quote sind der falsche Weg."
Unterstützung der Branchenverbände
Auch zahlreiche Branchenverbände äußerten sich zur BDI-Veröffentlichung: „Die Studie zeigt große Chancen für die deutsche Industrie und Deutschland insgesamt, die wir konsequenter als bisher nutzen müssen“, erklärte ZVEI-Präsident Michael Ziesemer. „Wenn wir im eigenen Land zeigen, wie durch die erneuerbaren Energien, Digitalisierung und Energieeffizienz ein leistungsstarkes Energiesystem entsteht, können wir mit unseren Technologien auch Exporterfolge erzielen und den Wirtschaftsstandort Deutschland stärken". VCI-Präsident Kurt Bock unterstrich, dass die Chemiebranche einen ambitionierten Klimaschutz unterstütze und daran intensiv mitarbeite: “Wir tun das in zweifacher Weise - mit unseren innovativen Produkten und Technologien, und in unserer eigenen Produktion, die wir immer energie- und ressourceneffizienter machen.“. Auch der Maschinenbau - in Form des VDMA - stellt sich hinter den BDI und die Ergebnisse der Studie..
Die Untersuchung „Klimapfade für Deutschland“ betrachtet als technologieoffene Analyse umfassend und in diversen Szenarien alle technischen und wirtschaftlichen Potenziale zur Minderung von Treibhausgas-Emissionen in Deutschland bis 2050. Insgesamt waren in dem Projekt, das im Auftrag des BDI von der Boston Consulting Group sowie Prognos erstellt wurde, fast 200 Personen sowie 68 Verbände und Unternehmen aus der gesamten Breite der Industrie involviert.