Unternehmen fordern klare Klimapolitik Erneuerbare Energien als Schlüssel zur industriellen Wettbewerbsfähigkeit?

Keine Industrie ohne Erneuerbare Energien: Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW, die Industrie- und Handelskammer Essen und das Unternehmen 2G Energy setzen gemeinsam darauf, dass die künftige Bundesregierung den Klimaschutz hierzulande vorantreibt.

Bild: DALL·E / publish-industry
12.02.2025

Die deutsche Industrie steht an einem Wendepunkt: Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz müssen künftig Hand in Hand gehen. Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW, die Industrie- und Handelskammer Essen sowie das Unternehmen 2G Energy fordern von der künftigen Bundesregierung eine ambitionierte und verlässliche Klimapolitik. Damit die Transformation gelingt, müssen regulatorische Hürden fallen und der Ausbau der Erneuerbaren Energien massiv beschleunigt werden. Experten sind sich einig: Ohne eine konsequente Energiewende verliert die deutsche Wirtschaft langfristig an Wettbewerbsfähigkeit.

Das jüngste Gutachten vom Expertenrat für Klimafragen gibt Anlass zur Hoffnung: Der von der Ampelregierung in den zurückliegenden Jahren eingeschlagene Weg für mehr Klimaschutz stimmt zumindest. Wenn die Bundesregierung aber ihre eigenen Klimaziele für 2030 schaffen will, müssen die Treibhausgase ab sofort noch deutlich schneller reduziert werden – notwendig sind Einsparungen um die 50 Prozent – und das Tempo beim Ausbau der Erneuerbaren Energien hochgehalten werden.

Mehr Tempo beim Ausbau

„Die Botschaft, die die Klimaexperten der kommenden Bundesregierung mitgegeben haben, ist eindeutig: die Energie- und Wärmewende müssen ganzheitlich forciert werden“, sagt Maximilian Feldes, Geschäftsführer des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW). „Konkret müssen die Erneuerbaren Energien und die Effizienztechnologien mit viel mehr Tempo ausgebaut werden.“ Wind- und Solarstrom seien längst nicht nur wettbewerbsfähig im Vergleich zu den fossilen Energien. „Die Erneuerbaren Energien sind ein Standortfaktor, der mitentscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung in diesem Land ist“, so Feldes.

Deshalb müsse beispielsweise zum 100-Tage-Programm der neuen Bundesregierung die Streichung aller Regularien gehören, die bislang verhindern, dass Industrie- und Gewerbebetriebe in großem Stil mit preiswertem Wind- und Solarstrom direkt beliefert werden können. „Dass es bundesweit bislang nur in Hagen-Hohenlimburg ein Projekt zur Direktbelieferung der Stahlindustrie durch die Windenergie gibt, zeigt wie groß der regulatorische Nachholbedarf ist.“ Dort beliefert ein Windpark des Unternehmens SL Naturenergie ein Tochterunternehmen von Thyssenkrupp mit preiswertem Ökostrom. Feldes: „Direktbelieferungen bieten Industrie und Gewerbe die Möglichkeit, sich fixe Strombezugspreise für die nächsten Jahre zu sichern und somit eine Preis- und Planungssicherheit zu schaffen“.

Konsequente Dekarbonisierung für den globalen Wettbewerb

Politik und Wirtschaft müssten mit dem Märchen aufhören, dass Investitionen in den Klimaschutz maßlos teuer seien. Feldes verweist auf eine jüngste Äußerung von Gunnar Groebel. Der Vorstandsvorsitzende von Salzgitter, hierzulande zweitgrößter Stahlhersteller, hatte betont: „Ein gefährlicher Trugschluss: Klimaschutz sei zu teuer und die Transformation der Industrie müsse verlangsamt werden. Aber unsere Industrie kann nur durch konsequente Dekarbonisierung im globalen Wettbewerb bestehen.“

Ähnlich formuliert es Frank Grewe, Vorstand für Forschung und Service bei der 2G Energy. Das Unternehmen aus dem westmünsterländischen Heek (Kreis Borken) zählt seit über zwei Jahrzehnten bundesweit zu den führenden Anbietern von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und hat im vergangenen Jahr zusätzlich die Fertigung von Großwärmepumpen in der Leistungsklasse von 100 bis 2.700 KW begonnen: „Gerade bei allen wirtschaftlichen Negativnachrichten bietet speziell die Umsetzung der Energie – und Wärmewende eine riesengroße volkwirtschaftliche Chance.“

Das Beispiel von 2G Energy zeige eindrucksvoll, wie die Symbiose aus Wirtschaftlichkeit und Energieeffizienz einen starken Beitrag zur Wertschöpfung und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze leisten kann. „In den letzten Jahren ist unser Unternehmen auf nunmehr 960 Mitarbeiter angewachsen. Diesen Weg wollen wir weitergehen und technologieübergreifend weiterwachsen. Uns ist auch wichtig, dass viele unserer Vorlieferanten aus dem direkten Umkreis stammen und somit ein starker Fokus auf regionale Wertschöpfung innerhalb von NRW liegt“, erläutert Grewe.

Appell an die Bundesregierung

Die Zahl der Aufträge, die Stückzahlen und die Schaffung weiterer Arbeitsplätze sind jedoch in großen Maße davon abhängig, welchen Kurs die neue Bundesregierung in der Klimapolitik einschlägt, betont Grewe und stellt klar, dass das „Wie“ in der Umsetzung eines neuen Energiemarktdesigns von entscheidender Bedeutung sei. „Jedes Unternehmen steht vor der großen Herausforderung, Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz miteinander zu verzahnen, um klimaschonend und zugleich wettbewerbsfähig agieren zu können.

„Mit unseren dezentralen KWK-Anlagen und Großwärmepumpen beziehungsweise deren Kombination haben wir die passenden Technologien im Portfolio, die für den Energiemarkt in den kommenden Jahren unverzichtbar sind.“ Sein Wunsch an die neue Bundesregierung: „Wir brauchen Planungssicherheit und damit eine rasche Konzeptionierung eines neuen Energiemarktdesigns, das die großen Effizienzvorteile der Dezentralität in hohem Maße berücksichtigt.“

Auch die Industrie- und Handelskammer Essen spricht sich klar dafür aus, dass die künftige Bundesregierung den Kurs- „Pro Klimaschutz“ beibehält. Dazu Hauptgeschäftsführerin Kerstin Groß: „In Nordrhein-Westfalen gab es in den vergangenen Jahren einen deutlichen Zuwachs der Erneuerbaren Energien. Diese Entwicklung begrüßen wir. Wir sind auf den Weg zur Klimaneutralität eingebogen und unsere Unternehmen sind bereit, diesen Weg mitzugehen. Für den Strukturwandel im Ruhrgebiet brauchen wir dabei klare politische und vor allem planungsrechtliche sowie verlässliche Rahmenbedingungen. Dann kann die Energiewende einen nachhaltigen Schub für unsere Region geben, bei dem wir Wirtschaftlichkeit, Klimaschutz und Innovation in Einklang bringen.“

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