Flexible Cloud-Plattform KI sagt Strombedarf für Energieversorger voraus

Mithilfe von Künstlicher Intelligenz können EVU den Zukauf von Strom optimal abpassen.

Bild: iStock, dima_zel
08.09.2021

Anders als konventionelle Kraftwerke produzieren Windkraftanlagen, Solarparks und Co. je nach Wetterlage unterschiedliche Mengen Strom. Energieversorgungsunternehmen müssen also gegebenenfalls an der Strombörse nachkaufen. Aber wie lässt sich das intelligent umsetzen? Die Antwort führt zu Künstlicher Intelligenz.

Die Verteilung von Energie wird zukünftig komplizierter – so viel ist sicher. In der „alten Welt“ gab es Atom- und Kohlekraftwerke, die quasi auf Knopfdruck eine bestimmte Menge Strom produzierten. Natürlich wechselt die benötigte Menge je nach Tageszeit oder Wetterlage, aber das stellte kein Problem dar, weil Kraftwerke mit wechselnden Leistungen auf den jeweiligen Bedarf reagierten.

Hingegen gibt es in der „neuen Welt“ auf der einen Seite die schwankenden Leistungen von Windkraft- und Solaranlagen, auf der anderen Seite nimmt die Zahl der Stromerzeuger explosionsartig zu, denn jeder Privathaushalt mit einem Solardach kann Strom ins Netz einspeisen. Und alleine 2020 wurden in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr rund 25 Prozent mehr Solardächer installiert, so eine Schätzung des Bundesverbands Solarwirtschaft.

KI-Einsatz: Je länger, desto besser

Was bedeutet das alles für Energieversorgungsunternehmen (EVU)? Die erste Antwort ist naheliegend: Ihre Produkte und Serviceleistungen müssen sich verändern. Der Trend geht zu Produkt-Bundles beispielsweise aus PV-Anlage, Batterie, Einspeisung, Vermarktung und Reststromlieferung. Der „einfache“ Stromvertrag gehört demnächst zur Vergangenheit.

Die zweite Antwort ist komplizierter, denn EVU sind nach wie vor gesetzlich verpflichtet, ihre Lieferverpflichtung gegenüber Kunden zu erfüllen. An dieser Stelle stellt sich die Frage, wie man diese Lieferung so umsetzen kann, dass zum Beispiel beim Energieeinkauf optimale Preise erzielt werden – man also zum richtigen Zeitpunkt am Markt agiert und dabei die richtige Menge einkauft. Hier schlägt die Stunde von hochintelligenten Entscheidungshilfen, wie sie etwa Ifesca entwickelt. Das Unternehmen wurde 2016 in llmenau gegründet und umfasst ein multidisziplinäres Expertenteam.

Im Zentrum stehen mit Ifesca.Aiva und Ifesca.Adam dabei zwei Anwendungen in der Cloud beziehungsweise auf eigener lokaler Hardware für kritische Infrastrukturen, die auf der Basis von KI neue Effizienzniveaus erreichen und nahezu in Echtzeit arbeiten. Je länger die KI im Einsatz ist, desto besser wird sie und lernt durch die Analyse von Big Data immer schneller. Experten sprechen von „KI-Autonomie-Stufe vier“, bei der Menschen nur noch in Ausnahmesituationen eingreifen.

Im Beispielfall heißt das konkret: Die KI verarbeitet eine Vielzahl von Datenquellen – vom Wetter über Nutzereingaben bis zu bisherigen Energieverbräuchen in einem definierten Zeitraum – und erstellt eine Prognose zum zukünftig benötigten Strom, die EVU zum Beispiel bei ihrem Einkauf entscheidend weiterhilft.

Redispatch: Gegen Engpässe im Stromnetz

Darüber hinaus ist eine solche Technologie auch für Energieproduzenten wichtig, weil sie ab einer bestimmten Größe gesetzlich verpflichtet sind, die geplante Energieproduktion der nächsten Tage an den Übertragungsnetzbetreiber zu melden – Stichwort „Redispatch 2.0“ ab dem 1. Oktober 2021. Auf diese Weise sollen Engpässe im Stromnetz vermieden werden, weil der Netzbetreiber je nach Meldung andere Produzenten anweisen kann, mehr Energie bereitzustellen.

Beispielsweise in den Wintermonaten speisen Windräder im Norden aufgrund der stürmischen Wetterlage deutlich mehr Strom ein, während zeitgleich an industriellen Knotenpunkten in Süddeutschland der Energiebedarf ansteigt. Mithilfe der Ifesca-KI lässt sich diese Meldung über die voraussichtliche Stromproduktion nun weitaus präziser ausführen.

Cloud-Plattform: Raus aus starren Systemen

Bleibt am Ende die nicht unwichtige Frage, wie sich diese Lösung in das komplexe IT-Netz von EVU und Co. einbinden lässt. Und die Antwort darauf ist nicht einfach, wenn man den Status quo vieler Unternehmen im Blick hat: Er ist geprägt von Legacy-Softwaresystemen, die nicht selten über 15 Jahre alt sind. Technische Änderungen erzeugen einen großen Anpassungsaufwand. Folglich scheitern neue Ideen bereits in einer Frühphase an einer drohenden Kostenlawine, was letztlich die Wettbewerbsfähigkeit von EVU gefährdet.

Vor diesem Hintergrund erklärt sich der Erfolg von Powercloud mit Sitz in Offenburg: Die gleichnamige Lösung für den kompletten „Maschinenraum“ der EVU zielt auf die Auflösung unnötiger Komplexität, vereinfacht also viele Prozesse und wird so zum Gamechanger im Markt. So vertrauen aktuell mehr als 200 Unternehmenskunden in Deutschland auf die Lösung. Dabei werden über acht Millionen Vertragsverhältnisse mit circa sechs Milliarden Euro Umsatz verwaltet; weitere 20 Millionen Verträge befinden sich in der Migration. Auf die Powercloud setzen Großkonzerne wie E.on, EWE und Yello sowie viele kleine Stadtwerke und größere regionale Versorger wie Sachsen Energie.

So unterschiedlich diese EVU in ihrer Struktur auch sind – sie profitieren von einer hochflexiblen Plattformlösung. Dazu gehören regelmäßige Formatanpassungen aufgrund veränderter gesetzlicher Anforderungen oder im Rahmen der Marktpartnerkommunikation. Powercloud liefert diese Format-Updates kostenfrei, mehrmals in der Woche und ohne Ausfallzeit. Zudem laufen viele Prozesse rund um Rechnungsstellung, Kündigung, Lieferbeginn und Co. hochautomatisiert ab. Wer diese Aufgaben bislang manuell ausführt, spart hier enorm viel Aufwand ein.

Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft die Bedienung des Systems: Alles ist aus der Perspektive des Users heraus „gedacht“, und das macht sich im Arbeitsalltag bemerkbar. Beispiel „Tarifkalkulation“: User kalkulieren und simulieren die Tarife auf Basis von Energiepreisen und Margenvorgaben. Netznutzungsentgelte, Steuern, Umlagen und Abgaben fließen mit ein. Das selbsterklärende System unterstützt bei der Entscheidungsfindung.

Die Implementierung des Systems erfolgt dabei in Rekordzeit – für viele EVU durchaus überraschend, weil bereits einfache Modernisierungen ihrer monolithischen Legacy-Systeme in der Vergangenheit lange andauerten. Im Gegensatz dazu lautet das Motto jetzt: raus aus den starren Systemen der Vergangenheit und rein in eine hochflexible Plattformlösung.

Flexible IT: Heute Grundvoraussetzung

Sehr wichtig ist hierbei der PowerApp-Store mit über 80 Apps von Partnerunternehmen. Mit ihnen lassen sich zusätzliche Funktionen und Geschäftsmodelle in die Powercloud integrieren. Beispielsweise werden so weitreichende Analytics-Funktionen und datengetriebene Geschäftsmodelle möglich – etablierte Branchenpartner, Start-ups, Fintechs und globale Technologieunternehmen transferieren ihr Know-how in diese PowerApps. Auch die Ifesca-Lösung soll in Kürze in den PowerApp-Store aufgenommen werden.

Hier schließt sich also der Kreis: Die wandelbare und zugleich schlanke SaaS-Plattform von Powercloud bildet zusammen mit der selbstlernenden KI von Ifesca eine wirkungsmächtige Einheit. Aufwendige Integrationsprojekte bei EVU sind dabei nicht nötig: Powercloud-User buchen die App einfach zu ihren Kernfunktionen hinzu und nutzen neue Funktionen.

Letztlich ist genau das die Grundvoraussetzung für den Erfolg von EVU im 21. Jahrhundert: Einem volatilen Energiemarkt, dessen genaue regulative Ausgestaltung keiner kennt, kann man nicht mit monolithischen IT-Lösungen begegnen. Nur ein sich ständig wandelndes IT-System sichert die Investitions- und Wettbewerbssicherheit.

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  • Powercloud bildet komplexe Abwicklungs- und Abrechnungsprozesse durch einen modularen Aufbau ab.

    Powercloud bildet komplexe Abwicklungs- und Abrechnungsprozesse durch einen modularen Aufbau ab.

    Bild: Powercloud

  • „Einem volatilen Energiemarkt, dessen genaue regulative Ausgestaltung heute keiner kennt, kann man nicht mit monolithischen IT-Lösungen begegnen“, ist Marco Beicht, Gründer und CEO von Powercloud, überzeugt.

    „Einem volatilen Energiemarkt, dessen genaue regulative Ausgestaltung heute keiner kennt, kann man nicht mit monolithischen IT-Lösungen begegnen“, ist Marco Beicht, Gründer und CEO von Powercloud, überzeugt.

    Bild: Powercloud

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