CO2-neutralen Last-Mile-Logistik Klimafreundliche Warenzustellung für die großen deutschen Städte

„Ein vollständiger Ersatz im Sinne einer klimaneutralen Last-Mile-Logistik ist sowohl technisch als auch wirtschaftlich möglich, erfordert aber ein passgenaues Design für die Kombination der Zustellsysteme und zugehöriger Infrastruktur bezogen auf die spezifischen Gegebenheiten in den jeweiligen Zustellgebieten“, sagt Projektleiter Prof. Dr.-Ing. Benjamin Wagner vom Berg vom Smart Mobility Institute.

Bild: DALL·E, publish-industry
02.08.2024

Der Online-Handel boomt – und mit ihm die Zahl der Lieferfahrzeuge, die Waren direkt an die Haustür bringen. Forschende des Smart Mobility Institute (SMI) an der Hochschule Bremerhaven (Projektkoordinator) wollen im Projekt Green Delivery Analytics (GDA) gemeinsam mit dem Projektpartner Rytle X Group ein datenbasiertes Analysetool entwickeln, mit dem diese sogenannte „Last-Mile-Belieferung“ in den 80 größten Städten Deutschlands klimafreundlich und gleichzeitig wirtschaftlich gestaltet werden kann.

Dass immer mehr Menschen Waren online bestellen, ist nicht nur für regionale Unternehmen eine Herausforderung, sondern auch für die Verkehrsplanung in den Städten. Die Straßen sind überlastet, die Treibhausgasemissionen steigen. Daher arbeiten Wissenschaft, Industrie und Kommunen daran, nachhaltige Lösungen für die City-Logistik zu entwickeln. Ein Bereich davon ist die „Letzte Meile“, also beispielsweise die Zustellung von Paketen direkt an die Haustür. Für eine CO2-neutrale Lieferung sind Logistikfahrzeuge mit elektrischen Antrieben ein Schlüsselelement. Diese sind jedoch noch nicht so wirtschaftlich und universell einsetzbar wie herkömmliche Fahrzeuge.

Klimaneutrale, elektromobile Zustellsysteme

„Klimaneutrale, elektromobile Zustellsysteme unterscheiden sich gegenüber herkömmlichen Systemen in ihrer technischen Leistungsfähigkeit, ihren Infrastrukturanforderungen und ihren Kosten. Ein vollständiger Ersatz im Sinne einer klimaneutralen Last-Mile-Logistik ist sowohl technisch als auch wirtschaftlich möglich, erfordert aber ein passgenaues Design für die Kombination der Zustellsysteme und zugehöriger Infrastruktur bezogen auf die spezifischen Gegebenheiten in den jeweiligen Zustellgebieten“, sagt Projektleiter Prof. Dr.-Ing. Benjamin Wagner vom Berg vom Smart Mobility Institute.

Unternehmen und Kommunen konkrete Lösungsvorschläge zu liefern, wie eine nachhaltige und klimafreundliche Last-Mile-Logistik aussehen könnte, ist das Ziel des neuen Projekts Green Delivery Analytics. Das Smart Mobility Institute und Rytle X möchten in den kommenden drei Jahren eine Software entwickeln, mit der datenbasiert für die 80 größten Städte in Deutschland individuelle Kombinationen verschiedener Zustellsysteme inklusive der passenden Infrastruktur erarbeitet werden können. Grundlage bildet ein Modulbaukasten, der unter anderem aus Mikro-Hubs, E-Transportern und Lastenfahrrädern besteht. Zudem werden beispielsweise Raumstrukturdaten, Zustelldaten und Verkehrsflussdaten in die Analyse einbezogen.

„Die Anwendung soll beliebige Zustellgebiete bewerten können und die automatisierte Konzeption einer ganzheitlichen grünen Zustelllösung unter Berücksichtigung technischer und wirtschaftlicher Kriterien für eine ganze Stadt oder einzelne Stadtteile ermöglichen. Damit könnten nicht nur Logistiker:innen arbeiten, sondern auch kommunale Planer:innen hätten eine fundierte Basis für Infrastrukturplanungen, Flächenausweisung oder auch Vorgaben im Sinne der angestrebten Klimaneutralität. Mit Abschluss des Projekts soll eine teilweise in der Einsatzumgebung evaluierte, datenbasierte Softwareanwendung vorliegen“, sagt Dr. Arne Kruse, CEO Rytle X Group. Wichtige Daten zu einzelnen Zustellgebieten liefern assoziierte Partner wie GLS, Citipost Bremen und Citipost Oldenburg.

Reduktion der Treibhausgasemissionen um 65 Prozent

Wenn das Projektziel erreicht wird, so würde dies einen direkten Beitrag zum Erreichen der bundesdeutschen Klimaschutzziele leisten, welche eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 65 Prozent bis 2030 und eine Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 vorsehen. „Damit werden mit dem Projekt GDA nicht nur die Interessen des BMDV, sondern die Interessen der gesamten Bundesregierung berücksichtigt. Städte und Gemeinden können auf dieser Basis konkrete Maßnahmen für den städtischen Güterverkehr beschließen, um die Ziele umzusetzen. Städteplanerisch erfordert die Etablierung einer grünen Last-Mile-Logistik darüber hinaus verschiedene infrastrukturtechnische Maßnahmen wie den weiteren Ausbau der Radwege sowie die Ausweisung von Flächen für Logistik-Hubs in den Städten“, erklärt Prof. Wagner vom Berg.

Im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND fördert das BMDV seit 2016 datenbasierte Forschungs- und Entwicklungsprojekte für die digitale und vernetzte Mobilität der Zukunft. Die Projektförderung wird ergänzt durch eine aktive fachliche Vernetzung zwischen Akteuren aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Forschung und durch die Bereitstellung von offenen Daten auf der Mobilithek.

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  • Forscherinnen und Forscher der Hochschule Bremerhaven wollen im Projekt Green Delivery Analytics (GDA) ein datenbasiertes Analysewerkzeug entwickeln, mit dem diese sogenannte „Last-Mile-Belieferung“ klimafreundlich und wirtschaftlich gestaltet werden kann.

    Forscherinnen und Forscher der Hochschule Bremerhaven wollen im Projekt Green Delivery Analytics (GDA) ein datenbasiertes Analysewerkzeug entwickeln, mit dem diese sogenannte „Last-Mile-Belieferung“ klimafreundlich und wirtschaftlich gestaltet werden kann.

    Bild: RytleX

  • Prof. Dr.-Ing. Benjamin Wagner vom Berg von der Hochschule Bremerhaven arbeitet an einer Software für eine klimafreundliche Warenzustellung.

    Prof. Dr.-Ing. Benjamin Wagner vom Berg von der Hochschule Bremerhaven arbeitet an einer Software für eine klimafreundliche Warenzustellung.

    Bild: Hochschule Bremerhaven

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