„Connecting Solar Business“ war das Motto der Intersolar. Genau das tat die Messe in diesem Jahr unter sonnigem und regnerischem Münchner Himmel, und durchwachsen war auch die Bilanz: Nur noch rund 1100 Aussteller, also noch 200 weniger als 2013 und nur halb so viele wie zur Blütezeit 2011 – aber viele davon positiv gestimmt.
Massimo Sarti (Bild oben), General Manager der Business Units Regenerative & Photovoltaics bei Bonfiglioli etwa zeigte sich schon am ersten Tag überrascht von Anzahl und Investitionsneigung der Intersolar-Besucher. Und von wegen die Solarbranche hängt in den Seilen: „Gespannte Seile geben irgendwann auch wieder einen Push nach vorne“, sagte uns augenzwinkernd Gregor Albrecht (siehe Bildergalerie), Geschäftsführer Talesun Solar. „Die Preisdiskussion bei Solarmodulen ist weg, und technische Innovationen treten in den Hintergrund“, erklärte er gegenüber Energy 2.0. Heute gehe es mehr um die Erzeugung von Strom als von Profit. Dennoch: 2014 wird der solare Zubau in Deutschland deutlich unter 2 GW bleiben, so seine Einschätzung. „Es ist schon zu viel Anfang des Jahres weggefallen, und ich erwarte keine Jahresend-Rallye.“ Für Albrecht sind Speicher derzeit das dominierende Thema, und insgesamt werde das Geschäft kleinteiliger.
Luc Graré, Senior Vice President Sales and Marketing bei REC (Bildergalerie), richtet den Blick nach vorn: „Der deutsche Solarmarkt wird in diesem Jahr an einen Tiefpunkt kommen, aber nächstes Jahr geht es aufwärts.“ Das Thema Eigenverbrauch werde derzeit schwarzgeredet, „aber wirtschaftlich lohnt es sich in vielen Segmenten weiterhin.“
Auch den Speichertrend sieht der Modulhersteller eher gelassen: „Der Trend bei Solar findet auf dem Dach statt. Das Thema Speicher wird ein Geschäft für sich werden und vor allem auf kommunaler Ebene interessant sein. Speicher sind aber viel näher am Inverter als am Modul, deshalb sind sie für REC derzeit kein Thema.“
IBC Solar, das die Erwartungen für Deutschland in diesem Jahr auf 1,8 GW PV-Zubau beziffert, will Energieversorgern zu einem innovativen Geschäftsmodell verhelfen, indem es Entwicklung und Baufinanzierung von Freiflächenanlagen im Megawatt-Maßstab übernimmt, von denen EVUs Tranchen zum Strom-Eigenverbrauch an ihre Kunden weiterreichen.
„Der Markt in Deutschland bewegt sich weg von Großanlagen, hin zum Eigenverbrauch“, unterstreicht auch Tobias Krauth, Geschäftsführer der Sungrow Deutschland, die mit einem 60-kW-Wechselrichter aufwartet, der mit 99,03 Prozent einen hohen Wirkungsgrad erreicht.
Nach den Turbulenzen der vergangenen Jahre sieht sich Suntech Power mit neuem Eigentümer und neuer Ausrichtung auf der Erfolgsspur: „Wir haben nun eine andere Perspektive – es geht nicht mehr vor allem um Module“, sagte CEO Eric Luo (Bildergalerie) im Gespräch mit Energy 2.0. Man versteht sich als integrierter Anbieter und als Partner für Firmen, die ihr Geschäft global ausweiten wollen.
Auch für Solar Frontier liegt die Zukunft in Systemlösungen. Das Unternehmen setzt dabei komplett auf die CIS-Technologie, da hier laut EuropaGeschäftsführer Wolfgang Lange die größten Potenziale in Bezug auf den Wirkungsgrad liegen.
Ähnlich sieht das Ben Hill (Bildergalerie), Europachef bei Trina Solar: „Der Schlüssel ist nach wie vor der Wirkungsgrad“. Im Hinblick auf den deutschen Markt erwartet er wieder eine starke Nachfrage – sowohl von Privat- als auch Geschäftskunden. Um auf die Zukunft vorbereitet zu sein, investiert das Unternehmen überdurchschnittlich in Forschung und Entwicklung und habe mit fünf bis sechs Prozent der Revenues die höchsten F&E-Ausgaben der Branche, erklärte Entwicklungsleiter Pierre Verlinden. Insgesamt bleibt der deutsche Markt im Fokus der Solar-Unternehmen. Auf Zukunftsmärkte angesprochen fallen aber auch immer wieder Nordamerika, Japan und UK.
Noch etwas globaler denkt Tom Zhao (Bildergalerie), General Manager Overseas Solar Business bei BYD: „Heute ist der Ersatz für Dieselgeneratoren in Off-Grid-Systemen ein guter Markt für Batterien, zum Beispiel auf Inseln, wo es extrem teuer ist, Diesel herbeizuschaffen, oder in Ländern mit nicht so gut entwickeltem Netz.“ In Industrieländern sei dagegen das Peak-Shaving interessant, vor allem für Energieversorger. Speziell in Deutschland seien Energiespeicher in Haushalten sehr gefragt, auf kurze Sicht werden laut Zhao aber Elektromobile die größte Nachfrage erzeugen.
Bewegung spüren auch die Unternehmen, die Komponenten für die Solarindustrie liefern. Stefan Liedtke, Geschäftsführer Renusol (Bildergalerie), erklärte auf der Messe: „Deutschland hat seine Stellung als Nummer 1 im Solarmarkt verloren. Befestigungssysteme machen einen großen Teil der Kosten aus, deshalb müssen wir uns neu aufstellen.“ RBI Solar übernimmt den Hersteller für PV-Befestigungen. „Die Industrialisierung von Montagesystemen beginnt aber erst noch“, sagt Liedtke.
Die Kosten hat auch Enwitec, Hersteller von PV-Anschlusstechnik, im Blick. Mit seinem 1500-V-Generatoranschlusskasten fasst das Unternehmen mehr Module pro String bei weniger Wandlungsverlust zusammen. Bei Solarenergie für Privathaushalte werde Heizen mit PV künftig ein Trend sein.
Im Hinblick auf Wechselrichter sagte Paolo Casini, Leiter Solar-Marketing bei ABB: „Wechselrichter werden immer komplexer und smarter, weil sie mit Batterien oder Geräten im Haus kommunizieren, da eine zentrale Steuerung für Home-Appliances noch fehlt.“
Auch SDS Solar-Log will diese zentrale Steuerfunktion nicht übernehmen, auch wenn die Firmenstrategie längst über das Einsammeln der Daten hinausgeht, indem das System abhängig von Solarernte und Wetterprognosen Empfehlungen zur Energieverteilung an Batteriespeicher oder Wärmepumpen weitergibt, wie der erst seit wenigen Monaten amtierende CTO Dr. Frank Schlichting (Bildergalerie) erläuterte.
Speziell die Power-to-Heat-Speicher optimieren will das Startup Glood, wobei ein preisgekrönter Optimierungsalgorithmus die Aufteilung der Wärmepakete für die Kunden zu einem kommerziellen Erfolg machen soll.