Das Feld der Dekarbonisierung ist sehr groß. Können Sie einen Überblick über die Industrien und Anwendungen geben, in denen ABB Motion bei der Dekarbonisierung hilft?
ABB Motion ist in vielen zentralen Industrien aktiv, was uns eine umfassende Sicht auf die Herausforderungen und Chancen der Dekarbonisierung gibt. Unsere langjährige Erfahrung im Bereich Antriebe und die enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden, verbunden mit unserem Engagement für nicht-motorische Innovationen, ermöglichen eine intelligente Nutzung von Strom aus erneuerbaren Quellen. Zu den Industrien, die am meisten von unseren Lösungen profitieren, gehören die Stahl- und Metallindustrie, die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie, die chemische Industrie, der Wasser- und Abwassersektor sowie die Glas- und Zementproduktion. In der Stahlindustrie beispielsweise bieten wir elektrische Heizsysteme und Stromrichterlösungen an, die fossile Brennstoffe wie Kohle in Hochtemperaturprozessen ersetzen können. Durch den Einsatz von sauberer Energie, insbesondere Strom aus erneuerbaren Quellen, unterstützen wir die Dekarbonisierung dieser energieintensiven Prozesse. Ein weiteres Beispiel ist die Wasserstoffproduktion, die als eine der Schlüsseltechnologien für die Zukunft gilt. Hier bieten wir unsere DC-Stromrichtertechnologie an, die den Elektrolyseprozess optimiert, bei dem Wasserstoff aus Wasser unter Einsatz von Strom gewonnen wird. Unsere Technologie ermöglicht eine präzise Steuerung des Elektrolyseprozesses, was den Energieverbrauch reduziert und die Produktionskosten senkt. Dies ist entscheidend, um Wasserstoff wettbewerbsfähig zu machen. Auch in der Lebensmittel- und Getränkeproduktion unterstützen wir durch den Einsatz energieeffizienter Antriebstechnologien, die den Energiebedarf erheblich senken können. Insbesondere bei der Automatisierung und Optimierung von Pumpen- und Förderanlagen können durch den Einsatz unserer hocheffizienten Antriebstechnologien erhebliche Energieeinsparungen erzielt werden.
Welche Industrie hat am meisten Fortschritte mit der Elektrifizierung gemacht, und in welchen Bereichen besteht noch der größte Verbesserungsbedarf?
In den letzten Jahren haben einige energieintensive Industrien wie die Öl- und Gasindustrie, die Metallverarbeitung und die Glasproduktion bedeutende Fortschritte erzielt. Diese Industrien waren traditionell stark auf fossile Brennstoffe angewiesen, und es gibt großes Potenzial, den Energieverbrauch durch den Einsatz effizienterer Technologien zu reduzieren. Einige gute Beispiele sind die Metall-, Glas- und Zementindustrie, die in den letzten Jahren Technologien zur Rückgewinnung von Abwärme eingeführt haben. Diese Systeme wandeln Abwärme in Strom um, der dann wieder in den Produktionsprozess eingespeist wird, was erhebliche Energieeinsparungen bedeutet. Allerdings gibt es auch Industrien, die noch große Schritte unternehmen müssen. Die Glas- und Zementindustrie beispielsweise ist immer noch stark von fossilen Brennstoffen abhängig, um die für ihre Produktionsprozesse notwendigen hohen Temperaturen zu erreichen. Elektrische Schmelzöfen sind hier eine vielversprechende Technologie, müssen jedoch weiterentwickelt und auf breiterer Basis eingesetzt werden, um eine signifikante Reduktion der CO2-Emissionen zu erreichen. Ein weiteres Beispiel ist die chemische Industrie, die zwar große Fortschritte bei der Effizienzsteigerung gemacht hat, aber nach wie vor einer der größten Energieverbraucher und CO2-Emittenten ist. Viele chemische Prozesse sind sehr energieintensiv. Hier sehen wir ebenfalls großes Potenzial für die Elektrifizierung von Prozessen, wie wir sie bereits in anderen Industrien umgesetzt haben.
Welches Portfolio bietet ABB Motion insgesamt und konkret zur Unterstützung der Dekarbonisierung an?
Unser Portfolio ist breit aufgestellt und umfasst unsere Kerntechnologien im Bereich der Antriebstechnik sowie spezielle Lösungen wie für die Elektrifizierung industrieller Prozesse. Ein zentrales Element unseres Angebots sind unsere hocheffizienten Antriebstechnologien, insbesondere unsere Frequenzumrichter und IE5-Motoren. Motoren sind für etwa 45 Prozent des globalen Energieverbrauchs verantwortlich, und durch den Einsatz von Frequenzumrichtern können wir diesen Verbrauch erheblich reduzieren. Unsere ACS880-Frequenzumrichter ermöglichen eine präzise Steuerung der Drehzahl und des Drehmoments von Motoren, sodass sie nur die Energie verbrauchen, die tatsächlich benötigt wird. Dies führt zu großen Energieeinsparungen und verlängert die Lebensdauer der Motoren, was auch die Wartungskosten senkt. Daneben bieten wir auch fortschrittliche Lösungen für die Elektrifizierung von Hochtemperaturprozessen an, etwa in der Metall- oder Glasindustrie. Hier kommt unser DCT880-Leistungsregler zum Einsatz, der speziell für die präzise Steuerung von elektrischen Heizsystemen entwickelt wurde. Ein weiteres wichtiges Element ist unsere ABB Ability-Plattform, eine digitale Lösung, die es unseren Kunden ermöglicht, verschiedene ABB-Technologien zu bündeln. Zusätzlich haben wir spezielle Lösungen für die Wasserstoffwirtschaft entwickelt, die eine zentrale Rolle bei der Dekarbonisierung spielen wird. Unsere bereits erwähnte DC-Stromrichtertechnologie wird in großem Umfang in Elektrolyseuren eingesetzt.
Elektromotoren sind für über 45 Prozent des Energieverbrauchs weltweit verantwortlich, wie Sie erwähnten. Bleibt dies der größte Hebel für Dekarbonisierungsprozesse?
Elektromotoren verbrauchen einen sehr großen Teil des global erzeugten Stroms und bieten großes Potenzial zur Dekarbonisierung. Sie finden sich in unzähligen industriellen Anwendungen, wie zum Beispiel in Förderbändern, Pumpen und Lüftungsanlagen. Wenn wir die Effizienz dieser Motoren steigern, können wir einen erheblichen Einfluss auf den weltweiten Energieverbrauch nehmen. Der effizienteste Weg, dies zu erreichen, ist der bereits angesprochene Einsatz von Frequenzumrichtern, die den Motorbetrieb an den tatsächlichen Bedarf anpassen. So kann der Energieverbrauch um bis zu 25 Prozent reduziert werden. Der größte Hebel bei der Dekarbonisierung bleibt aber die Umstellung von fossilen Energieträgern auf elektrische Lösungen, insbesondere bei Heizprozessen.
Industrielle Heizprozesse sind für 51 Prozent des weltweiten Heizenergieverbrauchs verantwortlich, wie ABB berichtet. Hier scheint es auch ein enormes Potenzial für weitere Dekarbonisierung zu geben?
Absolut. Heizprozesse sind eine der größten Energieverbrauchsquellen und tragen erheblich zu den globalen CO2-Emissionen bei, insbesondere wie schon erwähnt in Branchen wie der Stahl- und Glasproduktion sowie der Chemieindustrie. Viele dieser Prozesse erfordern sehr hohe Temperaturen, die traditionell durch fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl oder Gas erzeugt werden. Die Elektrifizierung dieser Prozesse bietet daher ein enormes Potenzial zur Reduzierung von CO2-Emissionen. ABB hat in den letzten Jahren in die Entwicklung von Lösungen investiert, die genau dies ermöglichen. Elektrischen Heizsysteme, unterstützt durch leistungsstarke Steuerungslösungen wie den DCT880, bieten eine präzise Regelung des Energieverbrauchs und verbessern die Produktqualität durch genauer und schneller geregelte Heizprozesse. Darüber hinaus ist der Einsatz von Wasserstoff als Brennstoff eine vielversprechende Möglichkeit, um fossile Brennstoffe in Hochtemperaturprozessen zu ersetzen.
Ermöglicht die Technologie von ABB also konkret, fossile Brennstoffe in industriellen Prozessen durch elektrisch erzeugte Prozesswärme zu ersetzen?
Ja, das ist nicht nur möglich, sondern wir haben bereits zahlreiche Projekte erfolgreich umgesetzt, bei denen fossile Brennstoffe durch elektrische Heizsysteme ersetzt wurden. Ein Beispiel ist ein Projekt in Norwegen, bei dem ein Zellstoff- und Papierhersteller Vafos Pulp seine ölbeheizte Trocknungsanlage auf elektrische Heizsysteme umgestellt hat. Der Kunde ersetzte einen 9-Megawatt-Ölkessel durch eine elektrische Heizung, die mit unserem DCT880-Regler gesteuert wird. Dies führte zu einer jährlichen Einsparung von etwa 14.000 Tonnen CO2, was den Emissionen von rund 7.000 Autos entspricht. Neben der signifikanten Reduktion der CO2-Emissionen konnten durch die elektrische Heizung auch die Energiekosten gesenkt und die Qualität des Endprodukts verbessert werden. Auch in der Metallindustrie haben wir traditionelle Schmelzöfen, die mit fossilen Brennstoffen betrieben wurden, durch elektrische Öfen ersetzt. Diese nutzen Elektrizität, um die notwendigen hohen Temperaturen zu erzeugen, was den Energieeinsatz effizienter und nachhaltiger macht.
Beim elektrischen Heizen wird also der DCT880-Leistungssteller eingesetzt. Können Sie dieses Produkt genauer erklären?
Der DCT880 ist ein hochentwickelter Leistungssteller, der speziell für die präzise Steuerung von elektrischen Heizsystemen in industriellen Prozessen entwickelt wurde. Er ermöglicht eine exakte Regelung der Energiezufuhr, was besonders bei Prozessen wichtig ist, die konstante hohe Temperaturen erfordern. Der DCT880 bietet verschiedene fortschrittliche Steuerungsoptionen wie Phasenanschnitt, Vollwellen und Halbwellen Kontrolle, die sicherstellen, dass nur die tatsächlich benötigte Energie verwendet wird. Der Leistungssteller ist sehr flexibel und kann in verschiedenen Konfigurationen und Anwendungen eingesetzt werden, von der Metallverarbeitung bis zur Glasproduktion. Darüber hinaus ist der DCT880 in der Lage, sich nahtlos in bestehende Systeme zu integrieren oder als eigenständige Lösung zu arbeiten, was ihn zu einer idealen Wahl für Unternehmen macht, die ihre Heizprozesse elektrifizieren möchten. Diese Flexibilität macht ihn zu einem Schlüsselelement in vielen unserer Projekte zur Elektrifizierung von Hochtemperaturprozessen.
Kann ABB auch beim Kühlen von Prozessen unterstützen?
Ja, definitiv. Wo es industrielle Heizprozesse gibt, gibt es oft auch einen hohen Bedarf an Kühlung. Unsere Antriebstechnologien, wie der Frequenzumrichter ACS880, ermöglichen eine präzise Steuerung von Lüfter- und Pumpensystemen, die für die Kühlung in industriellen Prozessen verantwortlich sind. Diese Systeme arbeiten durch den Einsatz von Frequenzumrichtern effizienter, da sie nur die Energie verbrauchen, die tatsächlich benötigt wird. Dies führt zu erheblichen Energieeinsparungen und verbessert die Kontrolle der Kühlprozesse. Darüber hinaus bieten wir Lösungen an, die sowohl Heiz- als auch Kühlprozesse in einem System integrieren. In diesen Hybrid-Systemen können unsere Frequenzumrichter und Leistungsregler zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass sowohl die Heiz- als auch die Kühlprozesse optimal gesteuert werden. Insgesamt sehen wir ein großes Potenzial für die Optimierung von Kühlprozessen durch den Einsatz unserer Antriebstechnologien, und wir arbeiten eng mit unseren Kunden zusammen, um maßgeschneiderte Lösungen für spezifischen Anforderungen zu entwickeln.
Warum sollten Unternehmen ABB als Partner für ihre Dekarbonisierungsstrategien wählen?
Ganz einfach: Weil wir unseren Kunden in den Mittelpunkt all unserer Aktivitäten stellen. Unsere Mission ist es, innovative und maßgeschneiderte Lösungen anzubieten, die den Kunden helfen, ihre Prozesse zu elektrifizieren, zu optimieren und nachhaltiger zu gestalten. Als weltweit tätiges Unternehmen in den Bereichen Elektrifizierung, Automatisierung und Antriebstechnologie verfügen wir über das Fachwissen und die Technologien, um Unternehmen in einer Vielzahl von Branchen bei der Umsetzung ihrer Dekarbonisierungsstrategien zu unterstützen. Dank unserer starken lokalen und globalen Präsenz können wir unseren Kunden in allen Regionen der Welt die notwendige Unterstützung bieten. Außerdem sind wir als ABB selbst stark auf Nachhaltigkeit ausgerichtet und arbeiten kontinuierlich daran, unsere eigenen Prozesse zu dekarbonisieren. Dieses duale Engagement stellt sicher, dass wir nicht nur als Technologielieferant, sondern auch als vertrauenswürdiger Partner für Unternehmen fungieren, die ihre Dekarbonisierungsreise beschleunigen wollen.