Software & Security Lieferkette 2.0: Vernetzung ist Trumpf

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18.02.2015

Innerhalb der Supply Chain kommt den Maschinen aufgrund der umfassenden Digitalisierung eine besondere Bedeutung zu. Denn das Internet und die digitalen Kommunikationsmöglichkeiten bringen sie auf eine neue Ebene der Interaktion, Produktivität und Flexibilität. Lassen sich Unternehmen auf eine modernisierte Lieferkette ein, sind sie für die Zukunft gewappnet.

Maschinen sollen das Leben vereinfachen und Arbeitsprozesse durch Automatisierung beschleunigen. Bislang wurden sie zur Produktion und (Weiter-)Verarbeitung von Waren meist unabhängig voneinander entwickelt und eingesetzt. Inzwischen sind sie aber auf immer intelligentere Weise miteinander vernetzt und werden so zu einem zentralen Element der Lieferkette. Der rasante Aufschwung des Internets der Dinge, der Siegeszug mobiler Kommunikationsgeräte und die ständige ortsunabhängige Verfügbarkeit von Information führen dazu, dass Maschinen und Kommunikationsgeräte nun ihr volles Potenzial ausspielen können. Auch die Art und Weise, wie Unternehmen arbeiten, verändert sich dadurch nachhaltig. Unternehmen sollten sich daher nicht fragen, ob sich der Aufwand für den Umbau lohnt, sondern ob sie es sich leisten können, diesen Weg nicht mitzugehen.

Vergleicht man die gegenwärtige, konventionelle Lieferkette mit der vernetzten Lieferkette von morgen, lassen sich die wesentlichen Unterschiede und Vorteile deutlich erkennen. Hier einige Beispiele:

  • Intelligente Verladerampen können die entsprechenden Lastkraftwagen jederzeit nachverfolgen, automatisch deren Ankunftszeit, die Verladezeit und den benötigten Lagerplatz berechnen sowie die zuständigen Mitarbeiter darüber benachrichtigen.

  • Die Einsatzpläne von Maschinen, die Werkstoffe aus dem Lager abholen, lassen sich automatisiert erstellen und fortlaufend aktualisieren. Dies gewährleistet, dass das benötigte Rohmaterial zur richtigen Zeit am richtigen Produktionsband zur Verfügung steht.

  • Komplexe Produktionsprozesse inklusive der Personaleinsatzplanung werden ebenfalls automatisch organisiert – von der Herstellung von Unterkomponenten bis hin zur Endmontage, Qualitätskontrolle, Verpackung und schließlich dem Versand.

  • Speditionsunternehmen werden automatisch über die gewünschte Abholzeit informiert. Gleichzeitig wird das Auslieferungslager über die geplante Ankunftszeit und die benötigte Warenmenge in Kenntnis gesetzt.

  • Einzelhändler können jederzeit eine aktuelle Ansicht des Lagerbestands aufrufen. Fällt der Lagerbestand unter einen zuvor definierten Grenzwert, werden automatisch Ergänzungsbestellungen aufgegeben und der Kreislauf beginnt von neuem.

Diese Szenarien verdeutlichen, wie sich durch vernetzte Lieferketten sowohl der Personalaufwand als auch der Zeitbedarf optimieren lassen. Am Ende stehen entlang der gesamten Lieferkette eine größere Produktivität, Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit bei geringeren Kosten zu Buche. Die einzelnen Dinge, die für diese und ähnliche Szenarien vernetzter Lieferketten nötig sind, stehen zur Verfügung und werden mit immer höherer Geschwindigkeit weiterentwickelt.

So wächst die Zahl vernetzter Geräte exponentiell. Kommerzielle Telematik-Services, 3D-Drucker, in Stoffe und Kleidung eingewebte Sensoren sowie intelligente Etiketten für Lebensmittel und Medikamente sind nur einige Beispiele für vernetzte „Dinge“, mit denen sich nicht nur die Effizienz von Lieferketten steigern lässt, sondern die auch neuartige Services für Endkunden ermöglichen.

Sicherheit ist das A und O

Das wirtschaftliche Potenzial des Internets der Dinge ist enorm. So sagen die Analysten von Gartner voraus, dass 2015 etwa 4,9 Milliarden vernetzter „Dinge“ in Gebrauch sein werden und diese Zahl bis 2020 auf 25 Milliarden steigen wird. 2015 wird das Internet der Dinge demnach Dienstleistungen im Wert von 69,5 Milliarden US-Dollar generieren, in nur fünf Jahren erwartet Gartner hier einen Umsatz von 263 Milliarden US-Dollar.

Doch bei allen Vorteilen, die diese Innovation für Lieferketten weltweit bietet, darf nicht vergessen werden, dass darin auch eine große Gefahr lauert, die den Weg zu vollständig vernetzten Lieferketten merklich behindern kann. Gartner geht davon aus, dass die Flut von Abermilliarden über das Internet vernetzter Geräte nicht nur den Zugang zu Informationen für Lieferketten-Verantwortliche signifikant ändern wird, sondern auch deren Gefährdungspotenzial für Cyber-Risiken. Die Herausforderung liegt also darin, die vernetzte Lieferkette zu einer sicheren Lieferkette werden zu lassen, die weitestgehend frei von Cyber-Risiken und -Angriffsmöglichkeiten ist. Dies erspart Unternehmen den Verlust von Zeit, Ressourcen, geistigem Eigentum und Umsatz.
Die vernetzte Lieferkette und alle mit ihr verbundenen operativen Entscheidungen, Veränderungen und Anpassungen werden schon bald mit nur noch minimaler Einflussnahme durch den Menschen betrieben werden. Der entsprechende Trend ist schon seit einigen Jahren deutlich zu beobachten. Maschinen werden nicht nur die gesamte Handarbeit übernehmen, sondern auch praktisch alle operativen Überlegungen und Prozesse verantworten. Bevor Unternehmen bereitwillig eine vollständige Vernetzung ihrer Lieferkette umsetzen, müssen jedoch umfassende Sicherheitsvorkehrungen eingeführt und ein sehr hohes Maß an Vertrauen aufgebaut werden. Wie so oft liegt die entscheidende Herausforderung auch in diesem Fall in der richtigen Nutzung digitaler Identitäten.

Milliarden vernetzter Maschinen und Geräte erfordern nämlich Milliarden eindeutiger digitaler Identitäten. Wenn diese Heerschar von Maschinen miteinander zur sprechen beginnt, um etwa Produktionsabläufe abzustimmen oder sicherzustellen, dass zur richtigen Zeit genügend Lagerkapazität für Warenanlieferungen zur Verfügung steht, müssen deren digitale Identitäten verifiziert, abgesichert und verwaltet werden. Nur so lässt sich ein sicherer Datenaustausch von System zu System und von System zu Mobilgerät umsetzen.

Vor dem Hintergrund der riesigen Anzahl von Maschinen und Kommunikationsgeräten, die Teil der vollständig vernetzten Lieferkette sein werden und darüber hinaus über das Internet miteinander kommunizieren, bietet sich eine zentralisierte, Cloud-basierte Plattform für das Identitätsmanagement an. Digitale Identitäten lassen sich so mithilfe rollen-basierter und kontextueller Informationen verwalten. Änderungen und Aktualisierungen werden zentral ausgerollt sowie die Rechenkapazitäten der Cloud-Infrastruktur nahtlos, schnell und wirtschaftlich an den Bedarf angepasst.

Erste Schritte wagen

Unternehmen sollten schon heute ihre Maschinen für die vernetzte Welt von morgen vorbereiten. Es ist weder notwendig noch ratsam, diesen Schritt weiter hinauszuzögern und abzuwarten. Die Maschinen verändern die Art und Weise, wie Geschäfte gemacht werden. So sind bereits jetzt die Grundlagen für die Zukunft zu schaffen, indem bestimmte Aspekte der vernetzten Lieferkette in ersten, kleinen Schritten implementiert werden.

So lässt sich etwa die Produktqualität während des Herstellungsprozesses steigern, indem die Maschinen im Fall von Qualitätsmängeln automatisch Warnmeldungen versenden. Diese Warnungen resultieren aus Verfahren der Mustererkennung während der Bandendkontrolle und können umgehend auf die Mobilgeräte zuständiger Mitarbeiter wie Qualitätsingenieure, Entwurfs- und Konstruktionsingenieure, Fachgebietsleiter oder Zulieferer übermittelt werden. Resultat: schnellere Problemlösungen, geringerer Verbrauch, weniger Überarbeitungen und Produktrückrufe sowie Verringerung des Verletzungsrisikos.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Geräte und Dinge auf Konsumentenseite miteinander kommunizieren zu lassen und den Unternehmen damit wertvolle Daten und Informationen zur Nutzung, Kundenerfahrung und Kundenservice zu liefern. Ein gutes Beispiel hierfür bietet die Automobilindustrie, denn neue Fahrzeugmodelle werden in der Lage sein, ihren aktuellen Status eigenständig zu überprüfen und Werkstätten proaktiv über zu erwartende Reparaturen und benötigte Ersatzteile zu informieren. Ein vernetztes Fahrzeug kann aber auch die hinterlegten Informationen über den Fahrer nutzen, um ihn oder sie an den heutigen Hochzeitstag zu erinnern, gleichzeitig die Navigation zum nächstgelegenen Blumenladen zu programmieren und eine Reservierung im Lieblingsrestaurant vorzunehmen. Die Möglichkeiten sind endlos.

Wichtige Maßnahmen

Unternehmen müssen schon jetzt mit kleinen Schritten in Richtung Internet der Dinge starten, um nicht den Anschluss zu verlieren. Zu den wesentlichen Maßnahmen zählen:

  • Identifikation von Möglichkeiten für eine vollständige vernetzte Lieferkette.

  • Aktivieren und Vernetzen von zentralen Lieferkettenprozessen und funktionalen Einheiten innerhalb des Unternehmens.

  • Einsatz einer stabilen Infrastruktur für Sicherheit und Identitätsmanagement, die stufenweise ausgebaut und nach Bedarf skaliert wird.

  • Konzentration auf die am leichtesten erreichbaren Ziele und (Binnen-)Vermarktung der Erfolge.

Die Lösungen stehen zur Verfügung. Nun liegt es an den Unternehmen, diese auch einzusetzen.

Bildergalerie

  • Die globale Lieferkette von heute ist von zahllosen Kontaktpunkten geprägt.

    Die globale Lieferkette von heute ist von zahllosen Kontaktpunkten geprägt.

    Bild: Covisint

  • Auch Luft- und Seetransporte werden Teil der vernetzten Lieferkette.

    Auch Luft- und Seetransporte werden Teil der vernetzten Lieferkette.

    Bild: Covisint

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