Der Kurs ist gesetzt, die Destination klar: Die Europäische Union will bis 2050 die Klimaneutralität erreichen. Nachhaltigkeit wird damit zu einem Treiber für verschiedenste Aktivitäten in Politik und Wirtschaft. Damit der Klimawandel erfolgreich abgemildert wird, macht das ambitionierte Ziel der EU ein ganzes Bündel an Maßnahmen erforderlich.
Eine wesentliche Säule stellt dabei der Gebäudesektor dar. Mit rund 40 Prozent des Energieverbrauchs und 36 Prozent der Treibhausgasemissionen in der EU ist er ein zentraler Hebel zur Erreichung der Klimaziele. Diese Bedeutung kommt sowohl auf Unionsebene als auch national immer stärker durch gesetzliche Vorgaben zum Ausdruck. So macht die EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) im Rahmen des Green Deal der EU nachhaltige Gebäude zu einer rechtlichen Verpflichtung. In Deutschland zum Beispiel legt das Gebäudeenergiegesetz (GEG) die genauen Vorgaben über die Ausstattung unter anderem von Nichtwohngebäuden mit Gebäudeautomationssystemen fest.
Nachhaltigkeit schon bei der Planung
Die Folge: Die Nachfrage nach nachhaltigen und klimaneutralen Gebäuden steigt. Mit dieser Dynamik müssen Gebäudeplaner sich jetzt auseinandersetzen. Wer bei potenziellen Kunden als „Green Planner“ auftritt, kann Wettbewerbsvorteile nutzen und seine eigene Position verbessern. Digitalisierung macht Gebäude intelligent, indem sie Daten aus der technischen Gebäudeausrüstung (TGA) zu verschiedenen Zwecken nutzen. Das kann einerseits die dynamische Funktionssteuerung in einzelnen Gewerken sein, wie zum Beispiel von Beleuchtung, Beschattung, Klimatisierung und so weiter.
Aber Gebäudedaten lassen sich noch vielfältiger nutzen: nämlich durch die Kombination aus verschiedenen TGA-Silos. Zum Beispiel können sich berechtigte Personen nur dann Zutritt in einen kritischen Bereich per Smartphone verschaffen, wenn die Videotechnik eine Bestätigung liefert, dass sie Schutzkleidung und Helm tragen. Die Daten werden dazu einem steten Monitoring und kontinuierlichen Analysen unterzogen. Digitale Services verwerten diesen Input, um den Gebäudebetrieb permanent zu optimieren. Das trägt am Ende dazu bei, Betriebskosten deutlich zu reduzieren.
Gebäude sind heute und in Zukunft nicht mehr nur passive Hüllen, in denen Menschen arbeiten, forschen, lernen, leben. Sie tragen vielmehr aktiv dazu bei, dass man sich in ihnen wohl und sicher fühlt. Vor diesem Hintergrund wachsen die Anforderungen an die TGA. Die Intelligenz der Systeme ist nicht mehr ausschließlich im Technikraum, sondern stärker in der Cloud verortet. Auch die Bedienung findet nicht mehr ausnahmslos zentral statt, sondern zunehmend dezentral und remote. Hierdurch ergeben sich neue Prozesse und Betriebsabläufe. Das bedeutet, dass schon jetzt große Veränderungen stattfinden, die bereits bei der Gebäudekonzeption berücksichtigt werden müssen.
Services als Beratung und Dienstleistung
Für die Planung ergeben sich hierdurch auch Anforderungen bezüglich der Vergütung. Denn typischerweise ist es schwierig, die Verankerung von digitalen Services als Betriebskonzept in den neun Leistungsphasen der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) abzudecken. Um diese Lücke zu schließen, müssen Planer sich der veränderten, neuen Rolle bewusstwerden, die sie als Experten für die Digitalisierung von Gebäuden künftig einnehmen: In dieser Funktion wird der Planer mehr und mehr zum Consultant, der seinen Bauherrn zu den digitalen, intelligenten Fähigkeiten des künftigen Gebäudes berät. Neben der Möglichkeit, diese Beratungsleistungen nach Stunden als „besondere Leistung“ im Rahmen der HOAI abzurechnen, liegt dementsprechend nahe, die Vergütung als Zusatzleistung außerhalb den Leistungsphasen der HOAI abzurechnen.
Cloud-Services in der Konzeptphase einplanen
Gebäude von vornherein digital, intelligent und nachhaltig zu planen und auszulegen, lohnt sich nicht nur für die Umwelt und das Klima. Die Planung von nachhaltigen Gebäuden, die mit der entsprechenden Gebäudetechnik zur Klimaneutralität beitragen, erfüllt die wachsenden gesetzlichen Anforderungen sowie die Erwartungen von Auftraggebern und künftigen Betreibern beziehungsweise Nutzern. Und für Planungsbüros zeigt sich, dass entsprechende Beratungsleistungen nicht nur vergütet werden können, sondern auch einen erheblichen Wettbewerbsvorteil darstellen.
Wie für den Gebäudebetrieb stellt Digitalisierung auch für die Planung nachhaltiger Gebäude den Schlüssel dar: Building Information Modeling (BIM) wird als Grundlage für einen späteren digitalen Zwilling des Gebäudes zu einem wichtigen Instrument der Gebäudeplanung und bildet auch für die spätere Nutzung eines digitalen Gebäudezwillings eine mögliche Datenbasis. Planer, die sich bereits in der frühen Konzeptphase (Grundlagenermittlung) für BIM entscheiden und digitale Services berücksichtigen, schaffen die Grundlage für einen fließenden Übergang von der Planungs- über die Bau- bis zur Nutzungsphase und sparen Betreibern langfristig Betriebskosten ein.
Betriebskosten sind nicht nur Energiekosten, sondern auch Service- und Wartungskosten sowie Kosten, die durch Betriebsprozesse entstehen. Der Aufwand bei verschiedenen Betriebsabläufen gehört ebenfalls dazu. Durch digitale Services werden diese typischen TGA-Gewerke – wie Automatisierung, Sicherheit und Brandschutz – optimiert. Betreiber sparen zusätzliche Kosten in vielfältiger Form.
Als überlagernde Verbindung, die auf alle Gewerke zugreift, ermöglicht ein digitaler Gebäudezwilling die transparente Verwaltung und Visualisierung des Gebäudes und nutzt dabei viele Echtzeitdaten aus der TGA. Entsprechende Technologien erlauben es auch, IoT-Sensoren im Gebäude intelligent einzusetzen, um die Flächennutzung zu verbessern – etwa beim effizienten Management von hybriden Arbeitsmodellen und flexiblen Office-Konzepten. Da solche kundenspezifischen Anforderungen und Wünsche, die zunehmend gefragt sind, individuell konzipiert werden müssen, sollten auch sie bei der Planung frühzeitig berücksichtigt werden.
Klimaneutralität durch nachhaltige Gebäude
Intelligent, grün und nachhaltig: Das Gebäude der Zukunft bringt hohen Nutzerkomfort mit Nachhaltigkeit in Einklang und bietet Eigentümern langfristig Vorteile bei Kosten und Betrieb. Das komplexe Zusammenspiel der einzelnen Gewerke und gewerkeübergreifenden Komponenten stellt für Planer zunächst eine Herausforderung dar. Sie zu meistern, lohnt sich jedoch auch aus Sicht der Gebäudeplanung: Durch wachsende gesetzliche Anforderungen und steigende Erwartungen von Betreibern und Nutzern wird die frühzeitige Berücksichtigung von digitalen Services für Gebäude vom „Nice to have“ zu einer unverzichtbaren Säule der Planung.
Die Lösung
Die Lösung von Siemens für die umfangreichen Anforderungen, die sich aus der Digitalisierung von Gebäuden ergeben, lautet Building X. Building X ist eine Suite von KI-gesteuerten und plattformoffenen Anwendungen für das Gebäudemanagement. Sie wurde entwickelt, um Komplexität zu beseitigen, Datensilos zu reduzieren, die Gebäudeleistung zu verbessern und Gebäude nachhaltiger zu machen. Die vielfältigen Möglichkeiten der digitalen Services lassen sich problemlos bereits in der Konzept- und Planungsphase implementieren und schaffen so die wichtigen Voraussetzung für nachhaltige Gebäude, die die Transformation zur Klimaneutralität unterstützen.