Robotics Serviettenfalten leicht gemacht

02.04.2013

Nie wieder Servietten falten? Der Traum eines jeden Hotelfachangestellten wird wahr. Jetzt übernehmen Automaten diese Tätigkeit. In Hotels genauso wie in Wäschereien oder sogar auf Kreuzfahrtschiffen können die fleißigen Helfer mit ihrem robusten und modularem Aufbau eingesetzt werden.

Bis zu 800000 Servietten pro Jahr kann der neue Serviettenfaltroboter der Firma Rofobox vollautomatisch falten. Er ist so konstruiert, dass er neun verschiedene Falttechniken beherrscht und diese beliebig oft und in gleichbleibender Qualität durchführt. Die reinraumfähigen Roboter erfüllen dabei alle Hygieneanforderungen der Gastronomie und Hotellerie.

Variables Baukastensystem

Untergebracht sind die intelligenten Maschinen in einer Einhausung von Häwa. Die Gehäuse beziehungsweise Maschinengestelle sind keine teuren Spezialanfertigungen. Vielmehr handelt es sich um ein modulares Rahmengestell, das einem variablen Baukastensystem entstammt. Das sogenannte Flex-Frame-System ermöglicht es dem Anlagenbauer, dass der während und nach dem Entwicklungsprozess flexibel in der Auslegung seiner Anlage bleibt. Sämtliche Standardteile, die zum Aufbau der Maschinengestelle erforderlich sind, lassen sich auf vielfältige Weise kombinieren. Das bedeutet, dass jegliche Nachrüstungen und Anpassungen der Steuerungstechnik einfach und schnell durchzuführen sind.

Projekt Serviettenfalten

Im Fall der Firma Rofobox war Flexibilität ein wichtiges Kriterium. Die Entwicklung begann mit der Vision, Servietten in Zukunft nicht mehr manuell falten zu müssen. Die Idee für die neue Anwendung hatte Rofobox-Geschäftsführer Kartal Can, der ehemals selbst im Hotelgewerbe tätig war. Er wollte die Fachkräfte der Hotellerie und Gastronomie vom zeit- und kostenintensiven Serviettenfalten befreien. Gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Martin und dem Unternehmen Faude Automatisierungstechnik wurden erste Entwürfe der Roboter Folding Box ausgearbeitet. Bei der Größe der Anlage ging man ursprünglich von einer Abmessung von etwa 1,5 �?1 Meter aus. Letztendlich hat das Projekt im Laufe der Entwicklung deutlich an Größe gewonnen. So hat man die Anlage neben den entsprechenden Robotern mit zusätzlicher Kameratechnik ausgeliefert, da sich während des Projekts herausstellte, dass die angelieferten Servietten doch oft von der angegebenen Größe abweichen. Die Kamera spielt eine zentrale Rolle in der Zelle, weil sie wichtige Daten an die Steuerung weitergibt. Der Roboter muss wissen, wie groß die Servietten sind und wie sie liegen, um die gewünschten akkuraten Faltergebnisse zu liefern. Außerdem hat man im Laufe der Designphase weitere hilfreiche Features in die Faltanlage integriert. Ein weiteres Detail, das nicht von Beginn an vorgesehen war, ist ein Banderolendrucker für Werbezwecke. Aus der Serviettenfaltmaschine ist eine Hightech-Anlage geworden und die Abmessung beträgt letztendlich 3,5 �?6 Meter.

Flexibel platzierbar

Weil die Rofobox verhältnismäßig groß ausfällt, macht der Aufbau mit dem Flex-Frame-Rahmen Sinn. Die Basis der Maschinengestelle bilden einzelne Streben, mit denen sich die Anlage schnell aufbauen lässt. Während bei geschweißten Modellen oft schon der Transport zum Einsatzort durch ihre Größe und Gewicht problematisch ist, lassen sich die modularen Rahmenteile in nahezu allen Umgebungen problemlos platzieren. Der modulare Aufbau macht es möglich, dass die Serviettenfaltanlagen nicht nur im Hotel- und Gaststättengewerbe sowie in Wäschereien zum Einsatz kommen können, sondern auch in anspruchsvollen Umgebungen wie etwa auf Kreuzfahrtschiffen.

Stabil und belastbar

Trotz des modularen Aufbaus zeichnet sich das patentierte Flex-Frame-System durch hohe Stabilität und Belastbarkeit aus. Die Maschinengestelle werden aus Stahl und Edelstahl gefertigt. Durch große Strebenquerschnitte sind sie sehr steif. Selbst Zellen für eine Belastbarkeit von fünf Tonnen stellen kein Problem dar. Durch die aus Drei-Millimeter-Stahlblech gefertigten Pro-X-Streben, lassen sich hohe Anforderungen an die Tragfähigkeit erfüllen. Die Einsatzmöglichkeiten von Flex-Frame erstrecken sich über alle Branchen sowie für Serienprodukte, Einzelanfertigungen und den Sondermaschinenbau.

Einheits-Look für Anlagen

Der Anlagenhersteller kann mit Flex-Frame eine Plattform-Strategie verfolgen, ähnlich wie sie die Automobilindustrie praktiziert. Insbesondere bei Prozessmaschinen ist es heute durchaus üblich, dass keine Anlage der anderen gleicht. Mit Flex-Frame kann man den Anlagen ein einheitliches, kundenspezifisches Design verleihen, und dennoch jede Anlage an ihre speziellen Bedürfnisse anpassen. Gewinnbringender Nebeneffekt: Der mechanische Aufbau kann schon früh in seiner Designphase beginnen, da �?nderungen jederzeit möglich sind. Teure und entwicklungsintensive Sonderanfertigungen von Maschinengestellen entfallen.

Integrierter Zusatznutzen

Einsetzbar sind die Rahmensysteme als modulare Einzelzellen sowie für lineare oder rotative Anwendungen. Hervorzuheben ist vor allem der zusätzliche Nutzen der einzelnen Streben: Jede Strebe des Maschinen-Rahmens ist gleichzeitig ein tragendes Teil, ein Kabelschacht und ein Gehäuse, um Bauteile unterzubringen. Durch den freien Zugang zu jeder Strebe, die sich mit einer Klappe nach vorne öffnen lässt, kann man dort Kabel und Bauteile, wie etwa pneumatische oder elektrische Baugruppen, schnell und einfach unterbringen. Dabei sind auch die Komponenten in den Streben gut vor äußeren Einflüssen geschützt. An den Verbindungsstellen der Streben sind Aussparungen angebracht, die ein einfaches Durchführen von Kabeln zur jeweiligen Nachbarstrebe ermöglichen. Dadurch lassen sich Kabel zu jeder beliebigen Stelle des Rahmens ordentlich verlegen. Auch ein nachträgliches Anbringen von Kabeln und Bauteilen, aber auch Reparaturen und Erweiterungen sind dank der Klappen an den Streben in kurzer Zeit möglich. Ein hohes Maß an Flexibilität ergibt sich dadurch, dass sich zum Beispiel Schaltschränke in allen drei Ebenen integrieren lassen. Der Schaltschrank kann zum tragenden Teil der Zelle werden und ersetzt die vorhandenen Querstreben.

Robot Folding Box im Einsatz

Rund dreieinhalb Jahre dauerte es, bis aus der Idee der Serviettenfaltanlage eine High-Tech-Maschine entstand. Das Estrel Hotel & Convention Center in Berlin hat die Anlage rund zehn Monate lang unter realen Bedingungen getestet und ist von der Prozesssicherheit des Verfahrens, dem hygienischen Arbeiten und der platzsparenden Logistik überzeugt. Rofobox wurde für seine Anlage bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Intergastra Innovationspreis, international, 2012.

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