Energiewende von unten Vom Abfall zum Schlüsselrohstoff: Wie Biomethan Europas Klimaziele stützen soll

EU-Ziele, Milliardenpotenziale und neue Koalition: Warum Biomethan jetzt Rückenwind hat.

Bild: iStock, Ralf Geithe
16.04.2025

Bis 2030 will die EU die Treibhausgasemissionen drastisch reduzieren und den Weg zur Klimaneutralität ebnen. Der Plan REPowerEU setzt dabei verstärkt auf Biomethan – mit einem Zielwert von 35 Milliarden m3 pro Jahr. Der neue Koalitionsvertrag in Berlin signalisiert eine technologieoffene Klimapolitik. Die Chancen für Biomethan als vielseitigen Energieträger wachsen – in der Wärmeversorgung, im Verkehr und in der industriellen Prozesswärme.

Den grünen Wandel in Europa voranbringen und die Energieversorgung auf eine breitere und emissionsneutrale Grundlage stellen, dieses Ziel hat sich vor knapp drei Jahren die EU-Kommission mit dem ambitionierten REPowerEU-Plan gesetzt. Auch der soeben unterschriebene Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD macht Hoffnung, dass Deutschland seinen Part in der nationalen Zielerreichung in der Klimapolitik umsetzen wird.

Bis 2030 sollen EU-weit die Netto-Treibhausgasemissionen um mindestens 55 Prozent reduziert werden, bis 2050 will man als erster Kontinent klimaneutral sein. „Der REPowerEU-Plan sieht bis 2030 die Erhöhung der Biomethanerzeugung in Europa auf 35 Milliarden Nm3 Biomethan vor und auch unsere neue Regierung zeigt sich deutlich technologieoffener – damit sehen wir eindeutig unser Biomethansegment im Aufschwung!“, sagt Olaf von Lehmden, CEO von EnviTec Biogas.

Als einer der größten Biogasproduzenten Deutschlands investiert EnviTec Biogas seit Jahren in den Betrieb von eigenen Anlagen und baut diesen kontinuierlich aus – zuletzt durch das seit 2023 laufende und größte Investitionspaket der Unternehmenshistorie von rund 200 Millionen Euro. „Mit unseren jüngsten Erweiterungen auf 400 GWh/a schöpfen wir das Biomethanpotenzial unserer Anlagen noch weiter aus“, ergänzt Jörg Fischer, CFO des aus Lohne und Saerbeck agierenden Mittelständlers. Damit entspricht das Unternehmen dem Trend von aktuellen Analysen. „Innerhalb Europas ist eine Verneunfachung der heutigen Produktionskapazität in Richtung 1.800 TWh/a in 2050 denkbar“, so Fischer. Das größte Potenzial werde dabei für Frankreich, Deutschland, Polen und Spanien mit jeweils 200 TWh/a und mehr gesehen.

Vielfältige Vorteile von Biomethan

„Sowohl die Vielfalt der organischen Inputstoffe als auch die multiplen Optionen beim Output und der daraus resultierenden direkten und indirekten Anwendungen machen Biomethan schlichtweg zum Multitalent der Energiewende“, so Fischer weiter. Wachsende Marktchancen sieht das Vorstandsteam daher nicht nur in der Fortführung und im Ausbau der bisherigen Biomethan-Einsatzfelder, also im EEG-Einspeisebereich und Wärme, bei Beimischprodukten für Haushaltskunden sowie im CNG-/ LNG-betriebenen Straßenverkehr, sondern vielmehr auch in der Substitution von Erdgas, wie beispielsweise in der Industrie und der Stromerzeugung.

Hauptwachstumsmärkte für Biomethan

Besonders der Wärme- und Kraftstoffmarkt habe laut einer Studie der Deutschen Energieagentur (dena) Potenzial. Bis 2040 wird der Bedarf in Deutschland für dezentrale Heizungen auf mindestens 50 TWh geschätzt, die Nutzung in Wärmenetzen dürfte die Nachfrage weiter steigern. „Unsere internen Szenarien prognostizieren auch im Straßenverkehr deutliche Chancen für Biomethan“, sagt Fischer.

„Auch im Bereich der Prozesswärme hat Biomethan für die kommenden zehn bis 15 Jahre eine gute Chance Erdgas als wichtigen Prozesswärme-Energieträger zu ersetzen“, sagt Olaf von Lehmden. Biomethan sei eine einfache und sofort verfügbare Option zur Dekarbonisierung der Prozesswärme – für aktuell circa 128 TWh Erdgas in diesem Bereich. Eine bezahlbare, sichere und vor allem umweltschonende Energie- und Treibstoffversorgung ist mit erneuerbaren Energien – allen voran mit dem Multitalent Biogas nicht nur theoretisch, sondern praktisch schon jetzt umsetzbar. „Jetzt heißt es nur noch Machen und die Chancen von Biomethan für die Klimawende sinnvoll nutzen!“, so die beiden Vorstände einhellig.

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