Dirk Hardow, Südpack Vom Müll zur Ressource

SÜDPACK Verpackungen SE + Co. KG

Dirk Hardow ist seit 2020 bei Südpack verantwortlich für den Bereich Functional Films and Compounds sowie für die Entwicklung und Umsetzung zirkulärer Geschäftsmodelle. Sein Ziel ist es, durch die Investition in geeignete Recyclingtechnologien die von Südpack in Verkehr gebrachten Kunststoffmaterialien im Kreislauf zu halten und damit fossile Ressourcen zu schonen. Darüber hinaus ist Dirk Hardow für die 2022 getätigte Investition in den im Bereich des chemischen Recyclings tätigen Technologieanbieter carboliq verantwortlich und hat Anfang 2024 die Geschäftsleitung übernommen.

Bild: Südpack
21.10.2024

Das werkstoffliche Recycling ist ein wichtiger Baustein der Kreislaufwirtschaft. Doch nicht bei allen Arten von Verpackungsmüll lässt sich diese Methode umsetzen, ohne Kompromisse bei der Materialeffizienz und dem CO2-Fußabdruck einzugehen. Um dieses Problem zu lösen, bedarf es weiterer Recyclingtechnologien.

Recycling, Nachhaltigkeit und Umweltschutz – das sind wichtige Themen für die Verpackungsindustrie, denn Kunststoff ist nach wie vor ein wichtiger Bestandteil von Verpackungen. Doch der Einsatz von Kunststoffverpackungen birgt erhebliche ökologische Herausforderungen: Sie sind schwer abbaubar und reichern sich in der Umwelt an. Ein weiteres Problem ist, dass Kunststoffe aus fossilen Rohstoffen hergestellt werden. Die Produktion trägt zur Emission von Treibhausgasen bei und verstärkt damit den Klimawandel.

Trotzdem ist Kunststoff in der Verpackungsindustrie aus mehreren Gründen unverzichtbar. Er bietet zahlreiche Vorteile wie Haltbarkeit, Flexibilität, Transparenz, geringes Gewicht und vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. Zudem ist Kunststoff im Vergleich zu Materialien wie Glas oder Metall oft kostengünstiger in der Herstellung und beim Transport, was die Gesamtkosten der Verpackung und des Produkts senkt. Kunststoff zu recyceln ist daher ein guter Weg, aber viele Kunststoffverpackungen sind aufgrund ihrer Komplexität und der Mischung verschiedener Kunststoffarten schwer zu recyceln. Sie landen oft auf Deponien oder werden verbrannt, was zu einer Verschwendung von Ressourcen und einer Belastung der Umwelt führt. Vor diesem Hintergrund ist das chemische Recycling eine vielversprechende Technologie, da es die Umwandlung von schwer recycelbaren Kunststoffen in wertvolle Rohstoffe ermöglicht. Es bietet gegenüber dem herkömmlichen werkstofflichen Recy­cling, also den mechanischen Verfahren, entscheidende Vorteile, insbesondere in der Verpackungsindustrie.

In Deutschland liegt die Verwertungsquote von Kunststoffabfällen trotz jahrelanger Bemühungen immer noch unter 50 Prozent – eine Herausforderung für die Kreislaufwirtschaft. Jedes Jahr fallen rund 1,2 Millionen t Kunststoffabfälle an, von denen etwa 700.000 t verbrannt werden, anstatt sie in den Materialkreislauf zurückzuführen. Aus diesen Zahlen lässt sich das Potenzial und die Notwendigkeit alternativer Ansätze wie des chemischen Recyclings ableiten. Mit Hilfe dieser Verwertungsmethode können bisher schwer zu recycelnde Kunststoffe, darunter auch komplexe Mehrschichtfolien, effizient zurückgewonnen und zu hochwertigen Rohstoffen aufbereitet werden. Auf diese Weise könnte die Recyclingquote deutlich erhöht werden, da mehr Kunststoffabfälle einer sinnvollen Verwertung zugeführt werden könnten, als durch Verbrennung oder Deponierung.

Gerade in sensiblen Bereichen wie der Lebensmittel- und Pharmaindustrie, in denen diese komplexen Mehrschichtfolien eingesetzt werden, stoßen herkömmliche mechanische Recyclingmethoden an ihre Grenzen. Weil sie aus verschiedenen Materialien bestehen und oft mit Lebensmittelresten verunreinigt sind, lassen sich diese Folien nur schwer recyceln. An dieser Stelle setzt das chemische Recycling an: Es ermöglicht die Rückgewinnung der Ausgangsmaterialien, die dann wieder zu neuen Verpackungen verarbeitet werden können.

Ein konkretes Beispiel hierfür sind Käse-Reifebeutel aus der Lebensmittelindustrie. Nach ihrer Nutzung werden diese Beutel gesammelt und mittels chemischen Recyclings in Öl umgewandelt. Das Öl kann im Anschluss als Grundlage für neues Kunststoffgranulat dienen, das wiederum in der Produktion neuer Verpackungen verwendet wird. Ähnlich werden auch Kaffeekapseln durch chemisches Recycling wiederverwertet, indem sowohl die Folien als auch andere sortenreine Abfälle in Öl umgewandelt werden, das dann als Rohstoff für neues Kunststoffgranulat dient.

Mit der Integration des chemischen Recyclings in Industrieprozesse werden nicht nur Kunststoffabfälle sinnvoll verwertet, sondern auch Abhängigkeiten von fossilen Rohstoffen reduziert: Bisher verbrannte Kunststoffabfälle werden so in wiederverwendbare Rohstoffe umgewandelt. Das trägt wesentlich dazu bei, die Recyclingquote zu erhöhen und hilft den Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Ziel ist es, die gesamte Wertschöpfungskette einzubeziehen und sicherzustellen, dass alle Akteure – von der Produktion über die Entsorgung bis hin zum Recycling – zusammenarbeiten. Nur so kann die Kreislaufwirtschaft erfolgreich umgesetzt und die Umweltbelastung durch Kunststoffe langfristig reduziert werden. Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass das chemische Recycling eine vielversprechende Technologie ist, um die Zukunft der Verpackungsindustrie nachhaltiger zu gestalten.

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