Die zehn wichtigsten Bedenken und wie sie entkräftet werden können, hat nun das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm Zukunft Altbau in einer zweiteiligen Serie zusammengestellt. Im Folgenden werden alle Fragen rund um Einsatz, Kosten und Lautstärke von Luft-Wasser-Wärmepumpen beantwortet.
Eignen sich Wärmepumpen nur für Neubauten?
Nein, „Wärmepumpen sind nicht nur für neue Wohngebäude sinnvoll, sondern auch für bestehende Häuser, selbst wenn diese nicht vollständig saniert sind“, sagt Frank Hettler, Leiter von Zukunft Altbau. Das zeigen Feldtests. Wärmepumpen im Bestand weisen ordentliche Effizienzwerte auf, auch wenn Gebäude nur teilweise saniert sind.
Für Wärmepumpen reichen in bestehenden Gebäuden oft einzelne Dämmmaßnahmen aus – oder sogar nur der Einbau größerer Heizkörper. Auch viele ältere Häuser können bereits mit maximalen Heizungsvorlauftemperaturen von weniger als 55 °C ausreichend beheizt werden. Dies gilt als kritische Grenze für den Wärmepumpen-Einsatz. Umfangreichere Dämmmaßnahmen sind dann nötig, wenn es sich um völlig unsanierte Häuser handelt. Denn in diesen würde der Betrieb einer Wärmepumpe teuer.
Funktionieren Wärmepumpen auch bei sehr kalten Temperaturen?
Ja, auch wenn draußen zweistellige Minusgrade herrschen, halten Wärmepumpen die Wohnung oder das Haus warm. Selbst in einem komplett ungedämmten Haus können die erneuerbaren Heizungen im Winter die erforderliche Temperatur bereitstellen. Lediglich der Stromverbrauch steigt bei starker Kälte an: in sanierten Häusern weniger, in unsanierten mehr. Extrem tiefe Temperaturen sind im Winter in Deutschland inzwischen jedoch sehr selten.
Wärmepumpen arbeiten auch in kalten Klimazonen gut. Ein Blick auf die Europakarte zeigt, dass die Mehrzahl der Wärmepumpen in Skandinavien installiert ist. Dort herrschen im Winter deutlich niedrigere Temperaturen als in Deutschland. Bei sehr kalten Außentemperaturen sind Wärmepumpen im Vorteil, die das Erdreich, einen Abwasserkanal oder eine andere sogenannte „warme“ Wärmequelle nutzen. Sie arbeiten effizienter als Luft-Wasser-Wärmepumpen. Allerdings ist ihr Anschaffungspreis im Normalfall aber höher.
Stimmt es, dass Wärmepumpen viel Strom verbrauchen?
Auch das ist im Normalfall nicht richtig. Bei einem normalen Energiestandard des Gebäudes machen Wärmepumpen aus Umweltwärme mithilfe einer Kilowattstunde Strom rund drei bis 4 kWh Wärme. Liegt der Faktor bei vier, kommen rund drei Viertel der Wärme aus der Umwelt und nur ein Viertel über den Strom. Das heißt: Der größte Teil der Heizenergie kommt aus der Umwelt, nur ein Bruchteil wird in Form von Strom benötigt.
Nimmt man nun den durchschnittlichen jährlichen Heizenergieverbrauch eines deutschen Vier-Personen-Haushalts von 15.000 kWh an, bräuchte man zum Beheizen der Wohnung 3.750 kWh Strom. Wer einen Wärmepumpentarif beim Stromversorger hat, zahlt dann bei einem Strompreis von 25 Cent pro Kilowattstunde lediglich rund 940 Euro im Jahr. Ein hoher Strombedarf mit hohen Kosten ist das definitiv nicht. Zusätzlich Stromkosten einsparen kann man durch eine eigene Photovoltaikanlage auf dem Dach.
Ist es nicht teuer, mit Wärmepumpen zu heizen?
Nein, richtig ist, dass eine Wärmepumpenanlage deutlich teurer ist als etwa eine Gasheizung. Im Schnitt liegen die Anschaffungs- und Installationskosten bei kleineren Gebäuden in einer Größenordnung von 30.000 bis 40.000 Euro im Vergleich zu rund 10.000 Euro für eine Gasbrennwerttherme. Der Staat bietet jedoch derzeit eine hohe finanzielle Förderung, aktuell liegt sie bei bis zu 70 Prozent. Die Mehrkosten der Investition sinken somit deutlich und können manchmal sogar auf das Niveau einer Gasheizung fallen. Zwei Beispiele: Kostet die Wärmepumpe in einem Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung 40.000 Euro und erhält man eine Grundförderung von 30 Prozent, ist sie für 28.000 Euro zu haben. Liegt die Förderung bei 70 Prozent und kostet die Wärmepumpe 30.000 Euro, zahlt man am Ende nur noch 9.000 Euro.
Hinzu kommt: Die Betriebskosten, über 20 Jahre gerechnet, werden bei gut geplanten Wärmepumpen voraussichtlich günstiger sein als bei Gas- oder Ölheizungen. Auch in dem Fall, dass eine Wärmepumpe nach Abzug der Förderung teurer als eine Gasheizung ist, wird sie daher im Lauf der Jahre in der Regel weniger Gesamtkosten verursachen. Die Einsparung bei den Betriebskosten ist künftig in vielen Fällen größer als die zusätzlichen Investitionskosten.
Laut einer Studie des renommierten Prognos-Instituts wird die Kilowattstunde Gas mittelfristig voraussichtlich durchschnittlich rund zwölf Cent kosten. Die Stromkosten sollen dagegen mittelfristig bei rund 30 Cent pro Kilowattstunde liegen, für Wärmepumpentarife werden niedrigere Preise erwartet. Erzeugt die Wärmepumpe mithilfe einer Kilowattstunde Strom 4 kWh Wärme, liegen die Kosten pro Kilowattstunde Wärme bei rund acht Cent oder darunter. Das spart jedes Jahr Geld. Hat man eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und nutzt einen Teil des günstigen Solarstroms für die Wärmepumpe, erhöht sich der Betrag deutlich – Strom aus der Solaranlage kostet nur rund 12 bis 14 Cent pro Kilowattstunde. Hinzu kommt, dass Erdgas und Öl aufgrund der steigenden CO2-Preise auf Dauer immer teurer werden. Heizen mit einer Wärmepumpe ist daher in vielen Fällen günstiger als andere Heizarten.
Sind Wärmepumpen laut?
Nein, Erdwärmepumpen und Grundwasserwärmepumpen sind in der Nachbarschaft gar nicht hörbar. Nur bei Luftwärmepumpen verursacht der Ventilator Geräusche. In den letzten Jahren haben die Hersteller den Geräuschpegel ihrer Geräte aber immer stärker gesenkt. Der Klang vieler Wärmepumpen geht inzwischen in den Umgebungsgeräuschen unter. Hettler von Zukunft Altbau sagt: „Im Winter kann eine Luft-Wärmepumpe draußen zu hören sein, wenn sie gerade voll arbeitet. Das ist aber ohnehin die Jahreszeit, in der man die Fenster in der Regel geschlossen hat.“
Der Gesetzgeber hat ebenfalls vorgesorgt: In reinen Wohngebieten darf die Wärmepumpe tagsüber nicht lauter als 50 Dezibel sein, nachts sinkt der erlaubte Pegel auf 35 Dezibel. Inzwischen gibt es Wärmepumpen mit Flüstermodus und Schallschutzhauben, die in vollem Betrieb nicht lauter als 30 Dezibel sind. Das entspricht einem Gespräch im Flüsterton.