Corporate News Was die Verpackungstechnik bewegt

12.07.2013

Der deutsche Verpackungsmaschinenbau erreichte im Vorjahr ein neues Rekordproduktionsvolumen. Gleichzeitig verlagern sich Absatzmärkte zunehmend in Richtung Asien und Südamerika. Welche weiteren Zahlen und Trends den Markt bewegen, hat A&D recherchiert.

Laut dem VDMA-Fachverband Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen legte die deutsche Produktion von Verpackungsmaschinen 2012 im dritten Jahr in Folge zu. Im vergangenen Jahr wurden Maschinen im Wert von 5,6 Milliarden Euro hergestellt, ein Plus von 10,3 Prozent im Vorjahresvergleich und knapp vier Prozent mehr als im Erfolgsjahr 2008.

Export als wichtigster Wachstumsmotor

"Wachstumsimpulse für die deutschen Hersteller kommen zunehmend aus Schwellen- sowie aufstrebenden Entwicklungsländern", erklärt Vera Fritsche, Referentin des VDMA-Fachverbands. Hier sei die Technisierung sowohl in der Produktion wie auch Verpackung häufig noch auf sehr niedrigem Niveau. "Diese Märkte haben das stärkste Bevölkerungswachstum, eine wachsende Mittelschicht mit jungen konsumfreudigen Menschen, die zunehmend Ansprüche an die Sicherheit und Qualität von Nahrungsmitteln stellen", so Fritsche weiter.

China belegte 2012 den ersten Platz als wichtigster Einzelmarkt für deutsche Verpackungsmaschinen. Die Lieferungen erreichten mit einem Wert von 464 Millionen Euro, knapp sieben Prozent mehr als 2011. Die USA rutschte mit 2,4 Prozent weniger Exporten auf Platz zwei ab, gefolgt von Russland auf Platz drei. Der Export nach Frankreich legte um knapp 18 Prozent zu.

Veränderungen im ersten Quartal 2013

Laut Statistik des VDMA exportierten die deutschen Hersteller im ersten Quartal Verpackungsmaschinen im Wert von 1,14 Milliarden Euro, ein Plus von knapp vier Prozent im Vorjahresvergleich. Die Exporte in die EU27-Länder legten im ersten Quartal 2013 kräftig zu und erreichten einen Wert von 364 Millionen Euro, 24,5 Prozent mehr als 2012. Die Lieferungen in den wichtigsten Einzelabsatzmarkt, die USA, lagen zum Ende des ersten Quartals 2013 bei 127,5 Millionen Euro, ein Zuwachs von 23 Prozent. Nach hohen Lieferungen im Vorjahr sanken die Exporte nach China mit einem Wert von 116 Millionen Euro. Das entspricht einem Minus von 15 Prozent.

Laut VDMA kommen in Europa jährlich mehr als 100 000 neue Produkte auf den Markt. "Die gesättigten Märkte der westlichen Industrielaender sind gekennzeichnet durch einen starken Wettbewerb und hohe Reaktionsgeschwindigkeiten aufgrund schnell wechselnder Konsumtrends. Für den Verpackungsmaschinenbau bedeutet das: extreme Flexibilität der Anlagen mit hoher Formatbandbreite und schnelle Formatwechsel", erklärt Fritsche. Heute würden die Produktionszyklen wegen der geringen Losgrößen auf wenige Minuten schrumpfen, was kurze Umrüstzeiten erfordere. Auch Stefan König, Technikvorstand Bosch Packaging Technology, bestätigt das: "Bosch sieht den Trend zu kleineren Mengen in der Nahrungsmittel- und Pharmaindustrie. Verpackungsmaschinen müssen daran angepasst werden. Flexibilität ist daher wichtig."

Anforderungen an die Verpackungstechnik

Der Verpackungsmaschinenbau ist einer der führenden Anwendungsbereiche von High-Tech-Komponenten der Antriebs-, Steuerungs- und Automatisierungstechnik. "Bei den Automatisierungsprozessen nimmt die Bildverarbeitung hinsichtlich Geschwindigkeit und Genauigkeit eine Schlüsselrolle ein", erklärt Fritsche. Die Technik spiele bei der Kontrolle von Verpackungen und der Produktverfolgung eine immer wichtigere Rolle. Auch Pick&Place-Roboter gehörten zu den großen Trends in der Verpackungstechnik. Sie machen Prozesse flexibler und senken den Platzbedarf einer Anlage.

Die neue Hardware-Plattform und Software-Steuerung Gemini 4 für Delta-Roboter ist ein Beispiel dafür. "Mit Produktivitätszuwächsen durch höhere Geschwindigkeit und schnellere Umstellungen trägt die Plattform zur Senkung der Gesamtbetriebskosten von automatisierten Fertigungslinien bei. Bediener können über die vereinfachte Gemini-4-Steuerung bis zu acht Delta-Roboter und 16 Transportbänder gleichzeitig steuern, was die Anlageneffizienz erhöht", erläutert König. So sollen Pick-Raten erhöht werden.

Unterstützung bei Projektierung und Umsetzung

Oliver Lingenfelder, Geschäftsführer des mittelständischen Unternehmens Oli sieht auch steigende Bedarf bei der Kundenbetreuung durch den Verpackungsmaschinenhersteller: "Neben steigenden Anforderungen an die Verfügbarkeit der Anlagen, wachsen auch die Ansprüche an die Gewährleistung und Dokumentation. Kunden erwarten mehr Unterstützung bei Projektierung und Umsetzung komplexer Projekte". Tendenziell werde der Trend zu maßgeschneiderten Kundenlösungen immer stärker. Laut VDMA sind maßgeschneiderte Lösungen und After Sales Service ein Alleinstellungsmerkmal deutscher Hersteller.

Nachhaltigkeit liegt im Trend

Nach Angaben des VDMA entscheiden sich immer mehr Konsumenten auf Grund ökologischer Kriterien für oder gegen eine Marke. Die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie ist der wichtigste Abnehmer von Verpackungsmaschinen und damit einer der Treiber für nachhaltige Konzepte im Verpackungsmaschinenbau. Auch die Firma Oli trägt diesem Nachhaltigkeits-trend Rechnung. "Wir haben eine Energiesparautomatik bei Produktionsunterbrechungen. Unsere Palettiersysteme bewegen fast nur die Masse des zu palettierenden Produktes und benötigen dadurch keine großen, leistungsfressenden Antriebe wie beispielsweise in Knickarmrobotern", so Lingenfelder.

Doch die alleinige Konzentration auf energieeffizientere Antriebe und Komponenten reiche nicht aus, sagt die VDMA-Referentin. Ressourceneffizienz sei das Stichwort. Dazu König: "Mit unseren automatisierten Verpackungstechniken möchten wir Energieeinsparungen im gesamten Produktions- und Verpackungsprozess verwirklichen. Nehmen wir einen Müsli- oder Schokoriegel als Beispiel: Eine Verpackung hat an den Enden je eine Siegelnaht und eine Längsnaht. Wir können diese mit unserer Ultraschallsiegeltechnik sicher verschließen und dabei mehrere Millimeter Nahtbreite gegenüber der Herstellung mit traditioneller Heißsiegelung sparen. Dies spart bei einer Maschine in Vollauslastung etwa 54 Fußballfelder Folie pro Jahr". Darüber hinaus werde der Aspekt der Abfüllgenauigkeit immer wichtiger. Verschwendungen müssten bestmöglich reduziert werden.

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