Matthias Oppelt, Siemens Wie ein Elefant die Welle surft

Dr. Mathias Oppelt leitet eine kundenorientierte Innovationseinheit für Siemens Digital Industries. Seine Leidenschaft ist es, mit Kunden die Zukunft der Industrie zu gestalten. Er arbeitete in verschiedenen Bereichen wie Strategie, Produktmanagement und Softwareentwicklung, um das Potenzial von Menschen, Organisationen und Portfolios zu fördern.

Bild: Siemens
23.10.2024

Die digitale Transformation erfordert neue Technologie, wandlungsfähige Organisationen und Menschen, die zusammen das Unmögliche möglich machen. Wie können sie die digitale Transformation nutzen, um wie erfahrene Surfer auf den Wellen der Veränderung zu reiten und dabei die Balance zu halten?

In der dynamischen Landschaft der Industrie sind wir heute mit einer unvermeidlichen Realität konfrontiert: Dem Wandel. Wie beim Surfen auf den Wellen des Ozeans erfordert die Anpassung an neue Winde und Strömungen ein hohes Maß an Geschick und Voraussicht. Unternehmen müssen sich nicht nur den aktuellen Herausforderungen stellen, sondern auch die Chancen nutzen, die sich aus der digitalen und nachhaltigen Transformation ergeben.

Jede Welle ist einzigartig und erfordert individuelle Anpassungen, um das Gleichgewicht zu halten und erfolgreich zu navigieren. Ähnlich verhält es sich mit den aktuellen Herausforderungen der Industrie: Die Digitalisierung, die Integration nachhaltiger Praktiken und das Bewältigen des Fachkräftemangels erfordern flexibles Denken und schnelle Anpassungsfähigkeit. Aber auch die zunehmende Globalisierung und technologische Durchbrüche wie Künstliche Intelligenz und generative Fertigung schlagen hohe Wellen. Diese Entwicklungen stellen nicht nur neue Anforderungen an die Produktionslandschaft, sondern auch an die Art und Weise, wie Unternehmen organisiert sind und mit Ressourcen umgehen.

Ein zentraler Aspekt dieses Wandels ist die Notwendigkeit, nachhaltiger zu werden. Industrieunternehmen tragen in erheblichem Maße zur globalen Energiebilanz und zu den globalen CO2-Emissionen bei. Hier liegt eine große Chance, durch Innovationen in der Produktionsweise und Ressourceneffizienz positiven Einfluss zu nehmen.

Technologischer Fortschritt spielt dabei eine entscheidende Rolle, sei es durch die Integration von IT (Information Technology) und OT (Operational Technology) in Produktionsprozesse oder durch die Entwicklung neuer, flexibler Produktionsmethoden. Rund 20 Prozent der weltweiten Emissionen gehen nach aktuellen Daten auf das Konto von Industrieunternehmen. Durch den Einsatz von Digitalen Technologien können diese Emissionen deutlich reduziert werden: Ressourcen werden effizienter genutzt und Energieverluste minimiert.

Beispielsweise hat die Automobilindustrie damit begonnen, digitale Technologien in ihre Produktionslinien zu integrieren, um den Energieverbrauch zu überwachen und den Materialeinsatz zu optimieren. Auf diese Weise können sie nicht nur ihre Kosten senken, sondern auch ihre Umweltbilanz verbessern, was sich wiederum positiv auf ihr Image und ihre Wettbewerbsfähigkeit auswirkt. Diese Veränderungen erfordern nicht nur ein Umdenken in der Technik, sondern auch in der Organisation der Unternehmen. Anpassungsfähige Organisationen sind von entscheidender Bedeutung, um auf die raschen Veränderungen des Marktes reagieren zu können. Ein Unternehmen, das diese Anpassungsfähigkeit unter Beweis gestellt hat, ist Siemens. Das Unternehmen stellt seine Innovationsstrategie von einer internen, technologie-zentrischen Struktur auf eine offene, kundenorientierte Ausrichtung um. Dies ermöglicht es, frühzeitig auf Kundenbedürfnisse zu reagieren und innovative Lösungen zu entwickeln, die den Marktbedürfnissen entsprechen.

Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Rolle der Menschen. In Zeiten steigender Nachfrage nach digitalen Kompetenzen und Anpassungsfähigkeit müssen Unternehmen sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter die erforderlichen Fähigkeiten besitzen, um diesen Wandel aktiv mitzugestalten. Ein Beispiel hierfür ist die Investition in die Ausbildung von Mitarbeitern in digitalen Kompetenzen wie KI und Datenanalyse. Diese Investitionen zahlen sich nicht nur durch höhere Effizienz und Produktivität aus, sondern stärken auch die Mitarbeiterbindung und fördern die Innovationskraft.

Ein Beispiel für den Erfolg dieser Strategie ist auch das Modeunternehmen Zara: Mit einer dezentralen Produktionsstrategie und einer schnellen Lieferkette ist es in der Lage, Trends schnell aufzugreifen und neue Produkte innerhalb weniger Wochen auf den Markt zu bringen. Diese Flexibilität hat Zara zu einem der führenden Unternehmen in der Modebranche gemacht und zeigt, wie wichtig agile Organisationsstrukturen in einer zunehmend digitalisierten Weltwirtschaft sind.

Die Zukunft der Industrie liegt in der Fähigkeit, Wellen des Wandels zu reiten und sich dabei kontinuierlich anzupassen. Durch eine strategische Kombination aus technologischer Innovation, organisatorischem Wandel und einer starken, lernbereiten Belegschaft können Unternehmen nicht nur ihre Effizienz steigern, sondern auch einen nachhaltigen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Es ist an der Zeit, die Elefanten der Industrie – die großen Unternehmen mit ihrer komplexen Struktur und Geschichte – auf Geschwindigkeit und Agilität zu trimmen. Nur so können sie die Chancen der Zukunft nutzen und ihre Position in einer globalisierten und digitalisierten Welt stärken.

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