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Dimitrios Koutrouvis Zugverspätungen adé

Friedrich Lütze GmbH

Dimitrios Koutrouvis ist seit Oktober 2022 Geschäftsführer bei Lütze Transportation. Vorher war er viele Jahre im Produktmanagement bei Lütze Transportation tätig und begleitete Friedrich Lütze seit 2017 als Entwicklungsleiter.

Bild: Lütze
23.10.2023

Ein ausgefallener Zug, ein verpasster Anschluss – darüber hat sich jeder schon einmal geärgert. Großen Verbesserungsbedarf gibt es aber auch darüber hinaus. Denn öffentliche Verkehrsmittel haben eine Schlüsselrolle, um die gewaltigen zukünftigen Herausforderungen zu bewältigen, vor denen das Transportwesen steht: Eine wachsende Weltbevölkerung benötigt Transportkapazitäten – sowohl für die individuelle Mobilität als auch für den Warentransport.

Die aktuell genutzten Mobilitätskonzepte sind nicht zukunftssicher, die negativen Auswirkungen eines zu hohen Verbrauchs fossiler Brennstoffe gravierend. Die Bahn hingegen gilt schon heute als das Verkehrsmittel mit der besten Klimabilanz – und hat als Verkehrsträger noch gewaltiges Potenzial: Wie man dieses am besten ausschöpft, kann die Bahn aus den Erfahrungen und Fortschritten der Automatisierungsinitiativen der Industrie lernen. Gewissermaßen Schiene 4.0! Denn wie in der Industrie sind auch auf der Schiene Daten der Schlüssel zu Innovation und Nachhaltigkeit.

Mit einem intelligenten Ticketing etwa ist die Auslastung eines Zuges zu jeder Zeit bekannt und Züge können automatisch konfiguriert werden, damit sie weder zu leer noch zu voll fahren, sondern immer optimal an die aktuelle Streckenauslastung angepasst sind. An Knotenpunkten können dann Züge auf wenig belasteten Strecken verkürzt werden, die auf stark belasteten verlängert wurden. So lässt sich schnell und flexibel auf verschiedene Situationen reagieren, seien es Großveranstaltungen, gerade entstehende Probleme im Straßenverkehr oder einfach nur schlechtes Wetter.

Besonders großen Nutzen bringt die präventive Wartung. Mit Livedaten lassen sich während der Fahrt durchgehend Diagnosen durchführen, sodass drohende Schäden erkannt und zu geeigneter Zeit behoben werden können – und zwar lange bevor der Zug ausfällt. Hierzu braucht es eine große Menge an Daten und eine enge Kommunikation der Produkte, die in den Fahrzeugen verbaut sind. Hier kann der digitale Zwilling, der eine Lösung in der Industrieautomatisierung ist, Abhilfe schaffen, wenn er flächenmäßig in die Bahnwelt integriert wird, und zwar in allen Hierarchiestufen.

Die Frage ist: Wenn wir verschiedene Komplexitätsstufen auch vom Fahrzeug haben, mit verschiedenen Produkten, wie können wir denn die Macht der Daten nutzen? Antwort: Datenökosysteme. Hier sehen wir schon erfreuliche Entwicklungen. Die Betreiber nutzen Plattformen, um Daten zu analysieren, Fahrzeughersteller stellen mehr Zusatzangebote zur Verfügung und können anhand der Daten, die aus dem Fahrzeug ausgelesen werden, zum Beispiel präventive Wartungszyklen oder Erkenntnisse über Verbesserungsmöglichkeiten anbieten. Nach und nach weicht auch die Vielzahl verschiedener Kommunikationsstrukturen, die Systeme wie Fahrzeugsteuerung oder Fahrgastinformationssystem unabhängig voneinander bereitstellen, einer einheitlichen auf Ethernet basierenden Infrastruktur. Was aber im Ökosystem der Bahn bislang noch fehlt, ist die Einbindung der Komponentenhersteller. Diese bieten zwar eine breite Palette von Produkten mit Schnittstellen an, die etliche nutzbare Daten an übergeordnete Steuerungen, sowie an Datenökosysteme und Plattformen kommunizieren können, aber das Angebot ist oftmals herstellerspezifisch und an regionale und nationale Regulierungen gebunden, sodass Daten teilweise gar nicht abgerufen oder zielgerichtet genutzt werden. Gerade dabei bleibt viel Potenzial wortwörtlich auf der Strecke!

Wir benötigen eine hersteller- und betreiberunabhängige Infrastruktur, die zudem länderübergreifend gestaltet werden muss, um das Produkt und das ganze Transportsystem Bahn in Europa zu verbessern und fit für die Herausforderungen der Zukunft zu machen. Hier müssen wir als Komponentenlieferant ansetzen und unsere Aufgabe darin sehen, Produkte mit offenen Schnittstellen bereitzustellen, die nutzbare Daten generieren, um die Innovation im Transportwesen voranzubringen.

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