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Uwe Vogt, Aucotec Den Digital Twin klüger machen!

Nach dem Studium der Ingenieur-Informatik arbeitete Uwe Vogt, Vorstandsmitglied bei Aucotec, im technischen Vertrieb eines führenden Mess- und Regel-Spezialisten. Seit 2000 ist er bei Aucotec, anfangs als Projektingenieur in der Entwicklung. Später übernahm er die Verantwortung für die Plattform „Engineering Base“, wurde 2006 Entwicklungsleiter und 2009 in den Vorstand bestellt.

Bild: Aucotec
25.10.2022

Engineering über den Tellerrand – was ist das und warum bringt es nicht nur Anlagenplaner, sondern auch Betreiber so viel weiter? Ein Treiber und zugleich Ergebnis dieses Ansatzes: mehr Digitalisierung. Damit sie gelingt und sich Digital Twins noch umfassender und effektiver nutzen lassen, braucht es eine von Grund auf offene Engineering-Plattform.

Engineering ist ohne das Schlagwort Digitalisierung nicht mehr denkbar. Für die verschiedenen Bereiche versprechen unzählige Werkzeuge, den digitalen Zwilling abzubilden. Doch welchen? Was muss der ideale Zwilling können? Und wie kommt er an die notwendigen Informationen?

Ein Blick auf die gängigen Lösungen zeigt, dass digital nicht gleich digital ist. Oft werden P&IDs oder Stromlaufpläne nur digital abgelegt, etwa als PDF oder DWG. Ausgereiftere Systeme können Dokumente in Strukturen verwalten und Metadaten hinterlegen. So werden zwar die Dokumente digital zugänglich, nicht aber die Intelligenz dahinter, wie Datenabhängigkeiten und funktionale Zusammenhänge. Ein Ventil zum Beispiel ist nicht nur ein Objekt auf einem P&ID; dazu gehören Antrieb, Absicherung im Schaltschrank, Verdrahtung, Signale, Programmierung und einiges mehr. Ändert sich das Ventil samt Antrieb, so erfahren das beim Einsatz spezifischer Tools die betroffenen Disziplinen nur über eine zeitraubende Kette von Abstimmungen und Datenübertragungen – ohne Garantie, nichts zu vergessen. Selbst wenn jedes System ein Datenmodell hat, ist es ein internes, ohne Verbindung zu den anderen.

Auch bei der viel zitierten Modularität im Anlagenbau ist disziplinspezifisches Arbeiten ein „Showstopper“. Das Konfigurieren der Module zu einem stimmigen Ganzen ist nur effizient, wenn sich ihre Zusammenhänge automatisch verknüpfen lassen, ohne Handarbeit. Da hilft auch kein Zusammentragen der einzelnen Engineering-Ergebnisse in PLM-Systemen und keine Plattform, die zugekaufte Tools synchronisiert. Denn da die Komplexität nur das Übernehmen der kleinsten gemeinsamen Nenner erlaubt, gehen Informationen verloren.

„Digital ist nicht gleich digital. Texte in einem PDF sind keine nutzbaren Objekte.“

Deshalb ist unser Prinzip das „Engineering über den Tellerrand“, das wir mit einer Engineering-Plattform umsetzen, die alle Kerndisziplinen vom ersten Konzept bis zur Inbetriebnahme in einem zentralen Datenmodell vereint. Das heißt aber nicht, dass es nur das eine System für den digitalen Zwilling des gesamten Anlagenspektrums geben muss. Aus unserer Erfahrung ist es viel sinnvoller, alle Details aus intelligenten Tools wie ERP- und 3D mit dem Kern-Engineering zu verknüpfen. Doch das funktioniert nur mit Systemoffenheit.

Sind dazu alle Aspekte einer Anlage, von Geräten, Orten und Funktionen bis zu den Abhängigkeiten, digitale Objekte, lässt sich die Intelligenz der Datenmodelle von ergänzenden Tools auf Objektebene verknüpfen oder übernehmen. Texte in einem PDF dagegen sind keine nutzbaren Objekte. Zudem ist die Erweiterbarkeit des Datenmodells eine Voraussetzung für unser Prinzip und entscheidend für echte Offenheit. Ein Simulationstool etwa muss nicht alles können, was das Engineeringsystem kann, aber das Engineering muss mindestens die Komplexität der Simulationen erfassen können.

Ein digitaler Zwilling, der auf mehreren Systemen beruht, ist also „klüger“ und effizienter, wenn die Modelle auf tiefster Ebene miteinander verknüpft und stets verfügbar sind. So können nicht nur die diversen Spezialisten simultan mit besserer Datenqualität engineeren. Auch Betreiber sparen viel Zeit: Wenn alle Details und Abhängigkeiten stets sofort verlässlich abrufbar sind, ist man bei Störfällen, Umbau und Wartung deutlich schneller. So wird ein disziplinübergreifendes Autorensystem und Data Repository zur Drehscheibe für Engineering Technology (ET) und unterstützt IT und OT effizient – dann ist Digitalisierung viel mehr als ein Schlagwort.

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