Seit Jahrhunderten - ach was - seit Jahrtausenden schon beschäftigt sich die Menschheit mit Primzahlen. Dabei konnte man die längste Zeit überhaupt keinen Nutzen daraus ableiten. Erst beim Thema Informationssicherheit und modernen Verschlüsselungskonzepten spielen sie eine wichtige Rolle. Weil die Computer schneller und Cyber-Kriminelle hartnäckiger werden, stehen neue Primzahlen hoch im Kurs: Die jüngste hat sage und schreibe 17 Millionen Stellen - ausgedruckt würde sie fast 6000 DINA4-Seiten füllen.
Neben Informatikern findet auch eine andere Spezies Primzahlen voll knorke: die Zikaden. Recht bodenständig bei der Stellenanzahl, lauten ihre Favoriten 13 und 17. Exakt diese Anzahl von Jahren bleiben die Larven mancher Arten unter der Erde, um dann - zeitgleich mit Myriaden Kumpels - an die Oberfläche kriechen und sich in den nächsten drei Wochen mit einem riesigen Halligalli zu vermehren. Da ihre Fressfeinde merheitlich in 2-, 4- oder 6-Jahres-Rhythmen leben, steigert der Primzahlentrick die Überlebenschancen der Zikaden deutlich.
Durch ihre Artenfülle und die Besiedelung fast aller Lebensräume haben sie eine wichtige Stellung im Wirkungsgefüge des Naturhaushaltes. Sie reagieren schnell und kleinräumig auf Veränderungen ihres Lebensraums und gelten deshalb in der Natur- und Landschaftsplanung als wichtige Bioindikatoren. Da wäre es natürlich fein, ihre Sprache verstehen und ihre Laute deuten zu können. Doch oh Graus: Die Mehrheit der Kleinzikaden kommuniziert über Körpervibrationen, die sie über die bewohnte Pflanze an Kollegen übertragen. Deshalb setzt das Museum für Naturkunde in Berlin bei der Zikadenforschung auf Laservibrometer von Polytec statt auf Mikrophone. Weil sie die Vibrationen ohne direkten Kontakt erfassen, bleibt das natürliche Verhalten der Zikade während der Abhöraktion gänzlich ungestört.