Eine Transformation der Energiewirtschaft ist ohne die Einbeziehung der Bergbauindustrie nicht denkbar. Fast 45 Prozent der weltweiten Wirtschaftsaktivitäten entfallen auf diesen wichtigen Sektor.
Paradoxerweise wird sich dies erstmal nicht ändern – im Gegenteil: Durch die steigende Nachfrage nach sauberer Energie steigt auch der Bedarf an Mineralien und seltenen Erden. Sie sind wichtige und essentielle Bestandteile von Batterien, Turbinen sowie Motoren für die Elektromobilität und Stromnetze.
Die Weltbank geht von einer um 500 Prozent höheren Nachfrage nach diesen Rohstoffen bis 2050 aus. Angesichts der Verpflichtungserklärungen auf der UN-Klimakonferenz in Glasgow 2021 – international bekannt als COP 26 – kommt der Bergbauindustrie eine wesentliche Rolle im Kampf gegen den Klimawandel zu. Große Bergbauunternehmen haben daher erklärt, bis 2050 ihre direkten und indirekten Emissionen auf null zu senken.
Pro Kreislauf-Wirtschaft
Wie lässt sich also der Bedarf nach mehr Energie und mehr Rohstoffen nachhaltig decken, ohne dass dies zulasten künftiger Generationen geht? Die Antwort klingt einfach: Wir müssen mit weniger mehr erreichen. Hierzu muss der Fokus auf eine lineare Wirtschaft, die auf dem ineffizienten, billigen Massenkonsum und dem Transport über globale Lieferketten beruht, aufgelöst werden. Stattdessen müssen wir eine Kreislaufwirtschaft entwickeln, die mit weniger Kohlenstoff, weniger Abfall, weniger Wasser und weniger Schäden auskommt.
Die Analysten von Deloitte prognostizieren der Bergbauindustrie spannende Jahre mit Umwälzungen. Einige Veränderungen ergeben sich aus den anhaltenden Auswirkungen der Corona-Pandemie und aus der wachsenden Notwendigkeit, die sogenannten ESG-Grundsätze (Environment, Social and Governance/Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) in zentrale Geschäftsfunktionen zu integrieren. Aber auch die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Anlagen entwickeln, betreiben und in bestehende Ökosysteme integrieren, verändert sich.
Das „New Normal“
Der Rückgriff auf virtuelle Welten, bevor man in der realen Welt aktiv wird, wird zur neuen Normalität. Virtuelle Zwillinge in Verbindung mit 3D-Lösungen, wie beispielsweise von Dassault Systèmes, ermöglichen nicht nur eine originalgetreue Modellierung und Simulation, sondern auch eine effiziente Zusammenarbeit und intelligente Datenanalyse.
Diese Technologien werden auf einer integrierten Plattform bereitgestellt, die Geschäftsprozesse und -funktionen zuverlässig abbildet. So ist die Rückverfolgbarkeit, wer wann welche Tätigkeit ausgeführt hat, jederzeit sichergestellt. Damit reiht sich Idee der virtuellen Zwillinge nahtlos in visionäre Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), Automatisierung und autonomes Mining ein.
Die lückenlose Digitalisierung lässt sich nicht nur auf die Produktion anwenden. Auch andere Geschäftsbereiche, wie die Weiterverarbeitung, die Logistik und Warenanlieferung, die Verwaltung oder das Recycling von Altprodukten kann in der virtuellen Welt abgebildet werden – und mit ihr auch der Bedarf der geologischen, finanziellen und personellen sowie zeitlichen Ressourcen.
Letztlich kann so der Wert geologischer Assets potenziell um 10 Prozent gesteigert, die Planungs- und Entwicklungszeit neuer Produkte um 50 Prozent verkürzt, eine zu späte Fehlererkennung um 60 Prozent vermieden und die Verschwendung von wichtigen Ressourcen um etwa 35 Prozent reduziert werden. Weitere entscheidende Vorteile sind eine höhere Qualität sowie Versorgungssicherheit. All diese Aspekte macht den Betrieb nicht nur deutlich nachhaltiger, sondern auch potenziell profitabler.
Die meisten Analysen zeigen, dass Lösungen zur Dekarbonisierung eines Großteils der Emissionen innerhalb dieses Jahrzehnts wirtschaftlich machbar werden. Dies betrifft sowohl die direkten als auch indirekten Emissionen. Mit der Implementierung von virtuellen Zwillingen, wie dem 3DExperience Twin, steigern Unternehmen die Investitionssicherheit bei Entwicklungsprojekten und Betriebsabläufen, da sie sicher sein können, dass potenzielle Risiken bereits beseitigt sind, bevor die Umsetzung in der realen Welt erfolgt.
Global denken, lokal handeln
Die Energieerzeugung und die dafür benötigten Mineralien unterliegen einem massiven Wandel: weg von einer zentralisierten, großvolumigen Erzeugung und Gewinnung, hin zu einer stärker lokalen und modularen Versorgung. Die für den Bergbau vorgeschlagenen Technologien kommen in anderen Sektoren bereits zum Einsatz. Energieerzeugung und Energienutzung sind heute stärker integriert.
Auch die Versorgung mit Rohstoffen und die Fertigung der entsprechenden Produkte folgen einem ähnlichen Muster. Geopolitische Konflikte und die Corona-Pandemie haben Politik, Gesellschaft und Wirtschaft verdeutlicht, wie wichtig diese Veränderungsprozesse sind. So ist es folgerichtig, dass einige Bergbauunternehmen die Entwicklung einer lokalen Energieerzeugung vorantreiben und in einigen Fällen sogar Produkte für Endverbraucher direkt vor Ort fertigen, anstatt auf externe Netze und ausgedehnte Lieferketten zurückzugreifen.
Der Trend zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsform wird von mehreren Seiten vorangetrieben. Die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung im Sinne der Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen, die Initiative Climate-Smart Mining der Weltbank und die Grundsätze des International Council on Mining and Metals legen die Messlatte für die Bergbaubranche hoch. Die Ambitionen gehen deutlich über die Bekämpfung des Klimawandels hinaus und berühren alle Aspekte eines nachhaltigen Umgangs mit unserem Planeten. Dassault Systèmes unterstützt diese Vision. Wenn es wirklich darum geht, Produkte, Natur und Leben in Einklang zu bringen, dann ist eine besondere Herangehensweise gefragt.