Neue Oberflächenstrukturen für Perowskit-Solarzellen Effizientere und ansprechendere PV für urbane Räume

Haptische Oberfläche auf einer Polymerfolie, erzeugt mittels RzR-NIL, die in Kombination mit einem Dekor innerhalb Design-PV als Verkleidung von BIPV-Modulen für Fassaden eingesetzt wird

Bild: Fraunhofer FEP
21.02.2025

Fassadenintegrierte Photovoltaik (BIPV) verbindet nachhaltige Energieerzeugung mit modernem Gebäudedesign. Sie ermöglicht es, Solarmodule nahtlos in Fassaden zu integrieren, beeinträchtigt jedoch bislang das architektonische Erscheinungsbild. Im Rahmen des EU-Projekts PERSEUS entwickelt das Fraunhofer FEP neue optisch wirksame Oberflächenstrukturen für Perowskit-Solarzellen: Durch den Einsatz der Rolle-zu-Rolle Nano-Imprint-Lithografie (NIL) sollen Reflexionsverluste minimiert und der Wirkungsgrad von Solarzellen gesteigert werden.

IM Projekt Design-PV werden ästhetisch ansprechende Lösungen entwickelt, die PV-aktive Fassadenbereiche unsichtbar mit nichtaktiven Flächen kombinieren. Zusammen mit 5 weiteren Partnern entwickelt das Fraunhofer FEP haptische Oberflächen, welche mittels Rolle-zu-Rolle Nano-Imprint-Lithografie (RzR-NIL) hergestellt werden.

Neben den ästhetischen Aspekten von Solarmodulen steht deren Effizienzsteigerung und die Verringerung von Reflexionsverlusten im Mittelpunkt neuer Technologien. Das im Januar 2025 begonnene und durch die EU-geförderte Forschungsprojekt PERSEUS (Förderkennzeichen 101147547) zielt darauf ab, neuartige Verfahren für die Verbesserung der Leistungsfähigkeit von Perowskitsolarzellen zu entwickeln.

Vorgehen und Verfahren

Ein Schwerpunkt bilden dabei optisch wirksame Oberflächenstrukturen, um Reflexionsverluste zu minimieren und den Wirkungsgrad der Solarzellen zu erhöhen. Das Fraunhofer FEP arbeitet hierzu unter Nutzung der RzR-NIL-Technologie an der kostengünstigen Herstellung derartiger Strukturen, welche in Zusammenarbeit mit 16 Partnern in Photovoltaikmodule für Indoor- und Outdoor-Anwendungen integriert werden.

Mittels NIL werden Oberflächentopografien auf Folien mit Strukturgrößen von wenigen 100 nm über einige Mikrometer bis zum Millimeterbereich in einem Rolle-zu-Rolle-Prozess hergestellt. Dies ermöglicht eine großflächige, kontinuierliche Produktion der Folien. Dabei wird eine strukturierte Masterwalze in eine flüssige Lackschicht gepresst, wobei gleichzeitig der Lack vernetzt wird. Die Vernetzung des Lackes mittels Elektronenstrahlen erlaubt eine schnelle und effiziente Aushärtung der Strukturen und bietet die Flexibilität, verschiedene Pigmente oder Partikel in den Lack zu integrieren. Der Prozess wird auf einer Bahnbreite von bis zu 1.250 mm und einer Prozessgeschwindigkeit von mehreren 10 Metern pro Minute durchgeführt. Dies garantiert eine hohe Produktivität.

„Mit der Nano-Imprint-Lithografie im Rolle-zu-Rolle-Verfahren eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten in der Herstellung haptischer und optisch wirksamer Oberflächen. Diese Technologie wird es uns ermöglichen, zum Beispiel die Reflexionsverluste in Perowskit-Solarzellen erheblich zu reduzieren und deren Wirkungsgrad weiter zu steigern.“, erklärt Dr. Steffen Günther, Gruppenleiter am Fraunhofer FEP. „Die Herausforderung besteht darin, den Prozess langzeitstabil zu gestalten. Hierfür optimieren wir die verwendeten Lacke hinsichtlich Abformbarkeit und Strahlenvernetzung."

Flexibel und vielseitig

Neben optischen oder photovoltaischen Anwendungen hat die Technologie vielfältige weitere Einsatzmöglichkeiten. Flexible Materialien verlangen oftmals eine spezielle Oberflächentopografie, die durch die NIL-Abformung einfach und günstig ermöglicht wird. Zielanwendungen für derart ausgestattete Folien sind zum Beispiel Lab-on-Chip-Strukturen, die Verminderung von Biofouling im maritimen Bereich, die Verbesserung der Strömungseigenschaften bei Windrädern und Containerschiffen oder die Entspiegelung von Fenstern. Auch Batterieelektroden können von einem strukturierten Substrat hinsichtlich Zyklenfestigkeit und Kapazität profitieren.

Das Fraunhofer FEP verfügt über umfassende Expertise in der Beschichtung flexibler Substrate wie Folien. Mit der hauseigenen Rolle-zu-Rolle-Anlage atmoFlex 1250 ist es zudem in der Lage, unter atmosphärischen Bedingungen Beschichtungen durchzuführen, was zusätzliche Effizienzvorteile und Kosteneinsparungen bei der Herstellung ermöglicht.

Das Technologieportfolio des Fraunhofer FEP hinsichtlich der Strukturierung von flexiblen Folien für Design-PV und integrierte Solarzellen wird während der ICE Europe vom 11. bis 13. März 2025 am Stand des Fraunhofer FEP in Halle A5, Nr. 1720 vorgestellt.

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