100 Unternehmen haben sich dem Appell der Verbändeallianz Elektronik angeschlossen, um auf die dramatischen Auswirkungen der Bürokratieflut auf den Mittelstand hinzuweisen. Gleichzeitig haben sie in einer Umfrage die aus ihrer Sicht größten regulatorischen Missstände aufgezeigt. Die Ergebnisse zeigen eine alarmierende Entwicklung: Kleine und mittelständische Unternehmen kämpfen mit unverhältnismäßig hohen administrativen Hürden, die ihre Wettbewerbsfähigkeit massiv beeinträchtigen.
Unverhältnismäßige Berichtspflichten
Viele mittelständische Unternehmen verfügen nicht über spezialisierte Stabsstellen, wie sie in großen Konzernen vorhanden sind, und sehen sich zunehmend mit einer erdrückenden Bürokratielast konfrontiert. Besonders gravierend sind die unverhältnismäßigen Berichtspflichten, die durch gesetzliche Regelungen wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, die REACH-Verordnung und diverse Nachhaltigkeitsgesetze entstehen. Der administrative Aufwand ist enorm und bindet wertvolle Ressourcen, die anderweitig produktiv genutzt werden könnten.
Ineffiziente digitale Infrastruktur
Hinzu kommen langwierige Genehmigungsverfahren, die notwendige Investitionen und Innovationen ausbremsen. Ebenso problematisch ist die doppelte Berichterstattung: Deutsche und europäische Gesetze verfolgen häufig die gleichen Ziele, unterscheiden sich jedoch in ihren Berichtsanforderungen, was zu unnötiger Doppelarbeit führt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Verwaltung in Deutschland digital noch immer nicht ausreichend aufgestellt ist. Eine ineffiziente digitale Infrastruktur erschwert und verzögert administrative Prozesse, anstatt sie zu vereinfachen.
Mehrkosten durch Überregulierung
Die Unternehmen blicken mit Sorge auf die kommenden Jahre: 43 Prozent der Befragten rechnen damit, dass sich die Kosten zur Erfüllung gesetzlicher Vorgaben im Jahr 2025 um 10 bis 20 Prozent erhöhen werden, 31 Prozent gehen sogar von noch höheren Mehrkosten aus.
Forderungen an die Politik
Die betroffenen Unternehmen fordern von der Politik dringend wirksame Maßnahmen zur Entlastung. Dazu gehören in erster Linie eine Vereinfachung, Reduzierung und Harmonisierung der Gesetzgebung, um unnötige Doppelarbeit und widersprüchliche Regelungen zu vermeiden. Zudem braucht es eine deutliche Beschleunigung der Genehmigungsverfahren, um Investitionen und Innovationen nicht weiter zu verzögern. Neue Vorschriften sollten praxisnah, pragmatisch und realistisch gestaltet sein, sodass sie für Unternehmen umsetzbar bleiben. Ebenso sind verständliche und klar formulierte Regelungen erforderlich, um Fehlinterpretationen und unnötigen administrativen Aufwand zu vermeiden.
Zentralregister zur Datenerfassung
Ein weiterer zentraler Punkt ist die Effizienzsteigerung in der Verwaltung. Eine bessere Digitalisierung und schlankere Strukturen könnten Behördengänge erheblich vereinfachen. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen müssen durch eine massive Reduktion der Berichtspflichten entlastet werden, da sie nicht über die Ressourcen großer Konzerne verfügen. Redundante Vorschriften sollten abgeschafft und doppelte Dokumentationsanforderungen vermieden werden. Die Einführung eines Bundes- oder EU-weiten Zentralregisters zur Datenerfassung könnte dabei zusätzlich Verwaltungsprozesse vereinfachen. Entscheidend ist ein echter politischer Reformwille mit konsequenter Umsetzung, statt halbherziger Maßnahmen ohne spürbare Entlastung.