Die Prozessindustrie, die Branchen wie Chemie, Öl und Gas, Raffinerien, Stahl und Zement umfasst, ist einer der weltweit größten Verursacher von Treibhausgasen. Produzenten und Unternehmen wie Bilfinger, die Anlagen in diesen Industrien errichten, betreiben und warten, stehen angesichts des globalen Strebens nach CO2-Reduktion und Nachhaltigkeit vor enormen Herausforderungen – aber auch vor großen Chancen.
Fakt ist: Eine erfolgreiche Energiewende ist ohne die Prozessindustrie nicht realisierbar. Sie ist ein integraler Bestandteil der Infrastruktur, die für den Klimaschutz notwendig ist. Ein Beispiel dafür ist die Offshore-Windenergie: Eine durchschnittliche Turbine benötigt tausende Tonnen Stahl und Zement, deren Produktion große Mengen an CO2-Emissionen verursacht. Diese Fakten verdeutlichen, dass eine Energiewende ohne die Transformation der Prozessindustrie nicht gelingen kann. Umso entscheidender ist es, die Geschwindigkeit und den realistischen Fortschritt der Industrietransformation in die zeitliche Planung von Energiewendeprojekten einzubeziehen.
In den vergangenen Jahren hat die Bedeutung von Nachhaltigkeit, CO2-Reduktion und Energieeffizienz in der Prozessindustrie stark zugenommen. Den gesetzten Zielen stehen jedoch oft vielfältige praktische Hindernissen im Weg: Behördliche Vorschriften verursachen Verzögerungen, Finanzierungen werden durch gestiegene Zinsen erschwert oder benötigtes Equipment ist durch Störungen in der Lieferkette nicht ausreichend verfügbar. Zudem ist qualifiziertes Personal oft nicht verfügbar. Diese Faktoren führen dazu, dass viele Unternehmen ihre CO2-Ziele anpassen müssen – nicht aus mangelndem Tatendrang , sondern aufgrund realer Herausforderungen.
Für eine erfolgreiche Transformation der Prozessindustrie sehen wir bei Bilfinger mehrere entscheidende Faktoren. Erstens muss Nachhaltigkeit ein zentraler Bestandteil der Unternehmensstrategie sein und darf nicht nur als Reporting-Mechanismus verstanden werden. Zweitens sollte Technologie, und nicht Ideologie, den Fortschritt vorantreiben. In Deutschland wird das Thema Kernenergie beispielsweise oft emotional diskutiert, was eine sachliche Bewertung erschwert.
Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor ist die Messbarkeit des eigenen Fortschritts. Nur was messbar ist, zählt. Unternehmen müssen in der Lage sein, den konkreten Beitrag ihrer Maßnahmen zur CO2-Reduktion nachzuweisen, und diese Ergebnisse transparent nach innen und außen kommunizieren. Das schafft Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Ebenso ist eine ehrliche und nachhaltige Außendarstellung von großer Bedeutung. Marketing und Realität müssen übereinstimmen. Es ist wichtig, offen über die tatsächlichen Herausforderungen und Fortschritte zu sprechen, anstatt ein zu optimistisches Bild zu zeichnen.
Die Prozessindustrie spielt trotz oder gerade aufgrund ihrer Rolle als großer CO2-Emittent eine Schlüsselrolle bei der Energiewende. Die Herausforderungen sind groß, aber Unternehmen, die Nachhaltigkeit ernsthaft in ihre Strategie integrieren und auf bewährte Technologien setzen, können nicht nur ihre eigenen Ziele erreichen, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zur globalen Reduzierung von Treibhausgasen leisten. Bilfinger sieht in diesen Entwicklungen große Chancen und hat im vergangenen Jahr trotz schwieriger Rahmenbedingungen in der deutschen Chemieindustrie ein deutliches Umsatzwachstum erzielt. Auch unter diesen Herausforderungen bleibt die Zukunft spannend und vielversprechend.