Fehlende Standards, ein teils noch früher technologischer Reifegrad und wenig Erfahrung mit den eingesetzten Verfahren erschweren bisher den Aufbau einer industriellen additiven Fertigung. Neben hohen Stückzahlen ist dabei die Produktqualität eine Herausforderung. Einheitliche Festigkeitswerte und Abmessungen sind vor allem in Branchen wie der Luftfahrt, dem Eisenbahnwesen oder der Medizintechnik entscheidend.
Mit der DIN SPEC 17071 steht nun der erste Standard zur Qualitätssicherung in der additiven Fertigung bereit. Er ist unter maßgeblicher Beteiligung von Deutsche Bahn, MT Aerospace, Siemens und TÜV Süd entstanden. „Mithilfe des neuen Standards können Hersteller eine risikominimierte und qualitätsgesicherte Fertigung in nur sechs Monaten aufbauen“, sagt Gregor Reischle, Head of Additive Manufacturing beim TÜV Süd. „Bisher dauerte das mitunter viele Jahre.“
Variablen drastisch reduzieren
Die DIN SPEC 17071 fasst den Stand der Technik bei der additiven Fertigung zusammen. Laut dem TÜV ist sie zudem leicht zu implementieren, weil sich die Qualitätsanforderungen bauteil- beziehungsweise produktspezifisch klären lassen. „Das bringt die Anwender wirklich weiter“, meint Reischle, „denn so entstehen vollständige und verlässliche Pflichtenhefte, was die Zusammenarbeit mit Materiallieferanten oder Auftragsfertigern erheblich erleichtert.“
Während zuvor oft über 200 verschiedene Variablen zu betrachten waren, reduziert der Standard diese nun signifikant. Die übriggebliebenen produktspezifischen Anforderungen sollen sich danach zielstrebig und kalkulierbar erreichen lassen. Das minimiert nicht zuletzt die Zahl der nötigen Lieferantenaudits und vereinfacht den Einkauf von Bauteilen.
Der Standard ist branchenübergreifend angelegt und dient als Vorläufer für eine internationale ISO/ASTM-Norm. Er ist am 15. November 2019 offiziell beim Beuth-Verlag vorgestellt worden und kann auf dessen Internetseite kostenfrei heruntergeladen werden. Der TÜV Süd hatte den Standard außerdem auf der Formnext in Frankfurt vorgestellt.