Der Weltmarktführer für integrierte Lösungen und Markenprodukte im Bereich der Kabel- und Verbindungstechnologie erzielte im Geschäftsjahr 2024 (1. Oktober bis 30. September) einen Umsatz von 1,82 Milliarden Euro (Geschäftsjahr 2023: 1,92 Milliarden Euro). Das Familienunternehmen blieb damit mit einem Minus von 5,3 Prozent leicht unter Vorjahresniveau. Die Anzahl der weltweit Beschäftigten bei Lapp stieg zum Stichtag 30. September 2024 leicht auf rund 5.700 Mitarbeitende.
„Brauchen Luft zum Atmen“
„Es war ein herausforderndes Geschäftsjahr. Dennoch blicken wir mutig nach vorne und halten an unserem weltweiten Investitionsprogramm fest. Kontinuierliche Digitalisierung, mehr Produktionskapazitäten, Ausbau unserer Logistik: Das sichert zukünftiges Wachstum“, betont Matthias Lapp, Vorstandsvorsitzender von Lapp, und ergänzt:
„Was wir von der Politik jetzt dringend brauchen: verlässliche Rahmenbedingungen, ein Ende der Überreglementierung und mehr Vertrauen in die heimischen Unternehmen. Wir wissen, wie Wettbewerb geht und wie wir uns in der globalen Wirtschaft behaupten. Aber dafür brauchen wir mehr Luft zum Atmen.“
Wachstum nur in Asien
Im Detail haben sich Lapps Regionen im Geschäftsjahr 2024 sehr unterschiedlich entwickelt: Die Region EMEA (Europa, Naher Osten, Afrika), die nach wie vor den größten Umsatzanteil bei Lapp erwirtschaftet, verzeichnete einen Umsatzrückgang von rund 9 Prozent. Vor allem in Deutschland war das Minus insbesondere aufgrund der Schwäche im Maschinen- und Anlagenbau besonders hoch. Die Region Amerika (Nord, Mittel- und Südamerika) blieb mit einer Umsatzreduzierung von zirka 3 Prozent nur leicht unter Vorjahresniveau.
„Vor allem in den USA haben wir vor der Präsidentschaftswahl bei vielen Kunden eine gewisse Investitionszurückhaltung gespürt. Ganz aktuell ziehen die Aufträge wieder an. Wegen der drohenden Zölle entscheiden sich viele Unternehmen, mehr vor Ort in den USA zu investieren. Und für neue Produktionsmaschinen braucht es unsere Verbindungslösungen, um die Anlagen mit Strom und Daten zu versorgen“, sagt Lapp.
Stark gewachsen ist die Region Asien-Pazifik. Der Umsatzanstieg von über 10 Prozent war vor allem auf die Geschäftserfolge in Indien und Südkorea zurückzuführen. Aber auch China entwickelte sich trotz eines schwierigen Marktumfeldes positiv. „Indien und Südostasien sind im aktuellen geopolitischen Umfeld die großen Gewinner. Auch im laufenden Geschäftsjahr sind die Zahlen hier positiv. Das macht mir große Hoffnung, dass wir der anhaltenden wirtschaftlichen Flaute in Zentraleuropa auch in diesem Jahr entgegenwirken können“, sagt Lapp.
Geschäft mit Batteriespeichern, Datacentern und Robotik wächst
Lapp setzt seit vielen Jahren auf konsequente Internationalisierung: Das Familienunternehmen fertigt an 26 internationalen Standorten und ist in insgesamt über 80 Ländern aktiv. Auf diese Weise konnte das Stuttgarter Unternehmen Umsatzrückgänge regional ausgleichen. Zudem setzt Lapp auf Diversifizierung und liefert Verbindungslösungen in nahezu alle Branchen.
Starke Nachfrage gibt es etwa in den Bereichen Batteriespeicher, Datacenter, Robotik sowie erneuerbare Energien, aber auch im Geschäft rund um Intralogistik, Mobilität und Lebensmittel. Auch bei Innovationen setzte Lapp Maßstäbe und präsentierte erste Kabel mit biobasierter Ummantelung sowie Steckverbinder aus nachhaltigen Materialien.
Investitionen in Digitalisierung, Logistik und Produktion
Lapp hält an seinem Investitionsprogramm fest: So erweitert das Unternehmen aktuell etwa sein Logistik- und Dienstleistungszentrum in Ludwigsburg und tätigt damit die größte Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte. In den USA werden für die Herstellung der Ölflex Anschluss- und Steuerleitungen die Produktionskapazitäten massiv ausgebaut. Und auch in Indien laufen aktuell große Kapazitätserweiterungen. Weltweit investierte Lapp im abgelaufenen Geschäftsjahr insgesamt knapp 66 Millionen Euro.
„Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten ist es wichtig, nah am Kunden zu sein und hierfür Investitionen voranzutreiben. Wer wachsen möchte, muss investieren. Unsere Antwort auf die Entkopplung der Märkte lautet „local for local“ – also lokal entwickeln und produzieren, um lokale Märkte zu versorgen. So machen wir uns unabhängiger von geopolitischen und ökonomischen Entwicklungen und können unsere Kunden im jeweiligen Land optimal bedienen“, sagt Lapp.
Gefahr Deindustrialisierung: Hoffnung auf neue Impulse
Für das laufende Geschäftsjahr geht Lapp wieder von einem einstelligen Umsatzwachstum aus. Vor allem Erfolge in Asien und den USA sollen dazu beitragen. „Unser Sorgenkind bleibt Europa, insbesondere Deutschland. Durch die drohende Deindustrialisierung schwindet auch die Nachfrage nach unseren Verbindungslösungen. Wir hoffen sehr, dass wir Unternehmer nach der Bundestagswahl neue Impulse für die Stärkung des Wirtschaftsstandortes bekommen“, plädiert Lapp und ergänzt:
„Deutschland ist unsere Heimat. Es ist ein attraktives Land mit vielen Talenten und Erfindergeist. Und wir übernehmen hier gerne Verantwortung für unsere Mitarbeitenden und deren Familien. Aber die Politik muss den Familienunternehmern auch vermitteln, dass sie in Deutschland wirklich gewollt und willkommen sind. Eine stabile Regierung, die schnelle und pragmatische Entscheidungen herbeiführt, wäre dafür ein erstes wichtiges Signal. Nur so können wir in Deutschland und Europa wettbewerbsfähig bleiben.“