Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie digitale Transformation gelingt, gibt es leider nicht. Aber ich habe nach über 30 erfolgreichen Transformationen ein paar Faustregeln gefunden, die die Unternehmensentwicklung leichter machen:
Regel Nummer eins: Transformiere mit Purpose! 85 Prozent der Unternehmen, die von Purpose und Sinnhaftigkeit getrieben werden, erzielen nachhaltiges Wachstum. Die Interessenslage verlagert sich immer stärker von einem Shareholder Value Prinzip hin zu einem Public Value. Das hängt damit zusammen, dass sich Mitarbeiter mit einem Unternehmen, das sich durch hohen Purpose auszeichnet, viel stärker verbunden fühlen. Dieses Phänomen wird mit dem fortschreitenden demographischen Wandel häufiger erscheinen, denn die „Millenials“, die nun in die Arbeitswelt und unsere Unternehmen eintreten, wollen neben beruflicher Anerkennung etwas Gutes tun. Für 70 Prozent hat es eine hohe Priorität, gesellschaftliches Engagement mit dem Unternehmensalltag zu verbinden. Übertragen auf Business Transformation heißt das, dass jede Innovation einen Purpose braucht, um nachhaltig erfolgreich werden zu können.
Regel Nummer zwei: Transformation ist immer eine klare C-Level Missionen. Sie wird nur dann erfolgreich sein, wenn sie aus echter Überzeugung von den Führungskräften nicht nur angestoßen, sondern auch begleitet werden.
Regel Nummer drei: Transformation muss man mit Dickköpfigkeit anpacken. Die digitale Transformation von etablierten Unternehmen findet auf drei Ebenen statt. Auf einer internen Ebene: dabei geht es um die richtige Strategie, und skalierbare Prozesse, und darum, eine gewisse Innovationskultur zu etablieren. Die zweite Ebene ist die evolutionäre Transformation, in der wir bestehende Wertschöpfung digital anreichern und weiterentwickeln. Und die dritte ist eine disruptiv revolutionäre Transformation, bei der wir uns auch in neue Kooperationsmodelle und -formen hineinbewegen. Die große Herausforderung besteht darin, dass man diese Ebenen nicht für sich allein und nacheinander angehen kann, sondern sie zu großen Teilen gleichzeitig managen muss – Spannungen vorprogrammiert: Unsere etablierten Strukturen kommen aus einer Effizienzkultur, wir haben auf Produktivität gesetzt und im Rahmen des Altbewährten innoviert. Die radikale, revolutionär gestaltete Innovation sieht anders aus: Sie braucht Agilität, Kreativität, Offenheit für Neues. Damit ein Transformationsvorhaben dadurch nicht verlangsamt wir und schlimmstenfalls auf halber Strecke liegen bleibt, braucht es neben den wichtigen Manager- und Entrepreneurtypen vor allem einen: den Dickkopf. Dickköpfigkeit bedeutet, nicht vor den Herausforderungen zurückzuschrecken, sondern sie als Chancen zu sehen, um das Unternehmen weiterzuentwickeln, die Transformation beharrlich voranzutreiben und daran zu arbeiten, den Purpose zu erfüllen.
Regel Nummer vier: Die Skalierung einer Idee bei ihren Erfindern belassen. Es ist ein verbreiteter Irrtum, dass die Teams und Einheiten, die für die digitale Transformation zuständig sind, gut darin sind, Ideen zu finden und zu testen, die Skalierung aber in den etablierten Konzernstrukturen ablaufen muss. Erfahrungsgemäß sind die Innovationseinheiten auch sehr stark darin, ihre Ideen schnell im Sinne des Geschäftsmodells zu skalieren. Lassen wir also besser alles beisammen und lassen Skalierungen in Einheiten zu, die nicht im Zentrum des Konzernes stehen. So gewinnt man nicht nur Zeit, sondern in der Regel auch Qualität.