Die Coronavirus-Pandemie hat eine globale wirtschaftliche Krise ausgelöst, deren negative Auswirkungen noch nicht komplett absehbar sind. Auch die für Deutschland wichtige fertigende Industrie ist stark betroffen: Die Globalität der Krise führte zu Engpässen in den Lieferketten, Umsatz und -Auftragsrückgängen.
Andere Länder mit hohem Anteil der Fertigungsindustrie an der Gesamtwertschöpfung spüren die negativen Auswirkungen ebenfalls besonders stark, so zum Beispiel die USA. Das IIoT-Unternehmen Relayr hat nun jeweils 100 Unternehmen der produzierenden Industrie in Deutschland und den USA dazu befragt, wie sich die Krise auf ihr Unternehmen auswirkt, wie sie mit den Herausforderungen umgehen und wie sie die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung beurteilen.
Nicht alle Unternehmen hart getroffen
Laut der Umfrage beurteilen 21 Prozent der befragten deutschen Unternehmen die Effekte der Krise auf ihr Unternehmen als teils oder sogar sehr positiv, 25 Prozent bemerken keine relevanten Unterschiede. In den USA ist die Stimmung etwas schlechter, aber auch hier schätzen immerhin 18 Prozent der Befragten die Krisenauswirkungen auf das eigene Unternehmen als teils oder sehr positiv ein, 15 Prozent sehen keinen Effekt auf ihr Geschäft.
Nicht überraschend: 54 Prozent der deutschen Befragten sagen, die Krise habe einen teils oder sehr negativen Einfluss auf ihr Geschäft. In den USA sind es mit sogar 67 Prozent deutlich mehr. Als größte Herausforderungen der Krise wurden dabei der Rückgang neuer Aufträge (D.: 55 Prozent, USA: 58 Prozent), der Umsatzrückgang (D.: 57 Prozent, USA: 54 Prozent) sowie die Sorge der Mitarbeiter vor einer Covid-19- Ansteckung (D.: 44 Prozent, USA: 56 Prozent) genannt.
Nur 16 Prozent der deutschen Unternehmen machen sich aber ernsthaft Sorgen um das Fortbestehen des Unternehmens; in den USA sind es mit 11 Prozent sogar noch weniger.
Investitionsverhalten positiv
Überraschend positiv sind die deutschen Antworten auf die Frage, wie sich die Pandemie auf ihr Investitionsverhalten auswirkt. 30 Prozent der befragten deutschen Unternehmen wollen in 2020 ebenso viel investieren wie im vergangenen Jahr; 24 Prozent sogar mehr als in 2019.
In den USA sind diese Zahlen niedriger: 17 Prozent wollen hier Investitionen in derselben Höhe wie im Vorjahr tätigen, 19 Prozent möchten mehr investieren. Demgegenüber planen 45 Prozent der deutschen Unternehmen niedrigere Investitionen als in 2019 – in den USA sind es 50 Prozent.
Flexibilität ist das neue Mantra
Welche Maßnahmen haben die befragten Unternehmen ergriffen, um die Herausforderungen der Krise zu meistern? Ganz vorne liegt hier die Antwort „erhöhte Flexibilität“ (D.: 54 Prozent, USA: 59 Prozent). Den Kundenservice noch weiter verbessern zu wollen, nennen 27 Prozent der deutschen und 24 Prozent der amerikanischen Unternehmen als Mittel der Wahl.
Und nicht zuletzt setzen Unternehmen beider Länder auf technische Innovationen: So möchten sich 27 Prozent der deutschen sowie 25 Prozent der amerikanischen Unternehmen (auch) auf diese konzentrieren, um die Krise zu meistern. Knapp ein Viertel der befragten hiesigen Unternehmen (24 Prozent) wollen zudem durch Veränderungen und Verbesserungen am bestehenden Produkt punkten. In den USA sind dies nur 14 Prozent.
IIoT auf dem Vormarsch
Die Unternehmen setzen verschiedene Technologien ein, um einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen. In Deutschland wird hier mit großem Abstand das Industrial Internet of Things (IIoT) genannt, das bei 47 Prozent der Unternehmen zum Einsatz kommt – in den USA dagegen nur bei 32 Prozent der Unternehmen. Big Data hingegen nutzen in beiden Ländern je 33 Prozent.
Auch bei der Nutzung künstlicher Intelligenz liegt Deutschland mit 35 Prozent deutlich vor den USA mit 22 Prozent. Diese Technologien sind dabei offenbar nicht nur grundsätzlich ein Vorteil für das jeweilige Geschäft, sondern insbesondere auch in der aktuellen Lage: Von den Unternehmen, die eine oder mehrere der aufgelisteten Technologien verwenden, sind in Deutschland 95 Prozent der Ansicht, dies würde ihrem Unternehmen in der Krise helfen. In den USA sind es ganze 99 Prozent.
Equipment-as-a-Service-Geschäftsmodelle immer beliebter
Eine komplette Änderung des eigenen Geschäftsmodells war für nur wenige der befragten Unternehmen eine Option: In Deutschland traf das nur auf 8 Prozent der Befragten zu, in den USA dagegen auf 16 Prozent. Dass neue Geschäftsmodelle wie z. B. Pay-per-Use-Modelle („Equipment-as-a-Service“) aber für Angebots- wie auch Nachfrageseite einen Vorteil in der aktuellen Krise darstellen können, erkennt ein Großteil der Befragten an: In Deutschland bewerten 26 Prozent der Unternehmen solche Geschäftsmodelle als großen oder sogar sehr großen Vorteil, 42 Prozent erkennen zumindest einen leichten Vorteil.
In den USA nennen 34 Prozent Pay-per-Use-Modelle jetzt einen großen bis sehr großen Vorteil, 29 Prozent sehen darin immerhin einen leichten Vorteil. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen gibt dann auch an, ein Pay-per-Use-Modell selbst zu nutzen (D.:10 Prozent, USA: 18 Prozent), anzubieten (D.:17 Prozent, USA: 15 Prozent) oder sogar beides (D.:14 Prozent, USA: 9 Prozent).
Lockerungen zeigen positive Effekte
Die ersten Lockerungen der Coronavirus-Maßnahmen, die im Laufe des Mais vorgenommen wurden, zeigen bereits erste positive Effekte. 8 Prozent der deutschen Unternehmen spüren seitdem eine deutliche Zunahme bei der Nachfrage nach ihren Produkten, 44 Prozent einen leichten Anstieg.
In den USA sind die Zahlen sogar noch besser: Hier sehen 14 Prozent einen deutlichen Anstieg und 45 Prozent einen leichten im Vergleich zu den Wochen vor den Lockerungen.
Josef Brunner, CEO von Relayr kommentiert
„Die Pandemie und ihre Auswirkungen sind ein Ereignis, das sich mit nichts in der näheren Vergangenheit vergleichen lässt. Es ist daher besonders erfreulich, dass die für beide befragten Länder so wichtige Fertigungsindustrie eher optimistisch in die Zukunft schaut. Sie zeigt deutlich: Moderne Technologie, Flexibilität und Kundenzentriertheit sind extrem wichtige Faktoren für den wirtschaftlichen Erfolg insgesamt und die Bewältigung der aktuellen Situation im Besonderen.
Auf diese Weise können Unternehmen auch in einer Ausnahmezeit die beste Basis dafür schaffen, ihre Zukunft und die Zukunft der Industrie mitzugestalten und zu sichern.“