Ein durchschnittliches Elektroauto in Deutschland legt täglich eine Wegstrecke von etwa 40 km zurück und verbraucht dabei ungefähr 15 kWh Energie pro 100 km. Bei einer vollständigen Elektrifizierung des Fahrzeugbestands würde dies einen erheblichen zusätzlichen Strombedarf bedeuten. Um dies genauer zu quantifizieren: Derzeit gibt es etwa 47 Millionen PKWs in Deutschland. Wenn alle Fahrzeuge elektrisch wären und jeden Tag 40 km zurücklegten, ergäbe das einen täglichen Gesamtbedarf von etwa 2,22 Milliarden kWh.
Mit fortschreitender Elektromobilität stellt sich die Frage, wie die wachsende Zahl von Elektrofahrzeugen effizient und zuverlässig mit Strom versorgt werden kann. Ein Blick auf die möglichen Herausforderungen: Jedes Elektroauto verbraucht im Durchschnitt etwa 15 kWh auf 100 km wie bereits erwähnt. Das würde für die Elektrifizierung der gesamten deutschen Fahrzeugflotte einen zusätzlichen Strombedarf von bis zu 17 Prozent bedeuten.
Besonders kritisch wird es, wenn wir in diesem Kontext mehrere Elektroautos gleichzeitig und mit hoher Leistung laden wollen. Angenommen, jede Ladesäule würde mit 20 KW laden, dann wäre eine Gesamtleistung von 800 GW nötig – mehr als das Zehnfache des heutigen Spitzenbedarfs des Landes. Derartige Szenarien könnten zu Netzüberlastungen und Stromausfällen führen und zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur erforderlich machen. Um solche Probleme zu vermeiden, könnte eine dezentrale Steuerung nach dem Prinzip der Swarm Grids eine elegante Lösung bieten. Stellen Sie sich vor, dass Ladestationen untereinander kommunizieren und sich koordinieren könnten, um die Netzlast zu optimieren. Diese Schwarmintelligenz ermöglicht es den Ladestationen, autonom zu entscheiden, wann und wie viel Energie sie ziehen, basierend auf der aktuellen Netzbelastung und anderen Faktoren.
Ein typisches Szenario: Am frühen Abend kehren mehrere Elektrofahrzeuge nach Hause zurück und möchten gleichzeitig geladen werden. Die Ladestationen könnten durch ihre Vernetzung erkennen, dass das Netz bereits stark belastet ist. In diesem Fall könnten sie automatisch die Ladeleistung reduzieren, um eine Überlastung zu verhindern. Dies geschieht durch Echtzeitkommunikation und gegenseitige Abstimmung der Ladestationen, ähnlich wie ein Schwarm, der seine Mitglieder koordiniert, um gemeinsame Ziele zu erreichen.
Schwarm Grids bieten nicht nur Lösungen für Ladestationen, sondern auch für andere regelbare Lasten wie Wärmepumpen oder dezentrale Speicher. Durch die Integration von Erzeugern, die in das Netz einspeisen, können Schwarm Grids die Netzstabilität weiter verbessern und helfen, Engpässe zu vermeiden. Um ein Schwarm-Grid-System zu implementieren, kommen fortschrittliche Technologien wie Powerline-Kommunikation und intelligente Netzanalysealgorithmen zum Einsatz. Mit diesen Systemen können Netzengpässe schnell erkannt werden und entsprechend darauf reagieren. Eine zentrale Steuerung ist nicht erforderlich. Für die Netzbetreiber bedeutet dies: geringere Infrastrukturinvestitionen und weniger Personalaufwand, um das Netz zu überwachen. Endverbrauchern bietet ein Schwarm Grid die Möglichkeit, kurzfristig hohe Ladeleistungen zu nutzen, ohne das Risiko einer Netzüberlastung einzugehen. Dadurch kann der Übergang zur Elektromobilität beschleunigt und die Energiewende unterstützt werden, indem die Flexibilität und Zuverlässigkeit der Stromversorgung erhöht wird.
Die Zukunft der Energieverteilung könnte stark von Schwarm Grids geprägt sein, die nicht nur für Elektrofahrzeuge, sondern auch für andere Anwendungen im Energiesektor eine Schlüsselrolle spielen könnten. Durch weitere Forschung und Standardisierung könnte diese Technologie zur Norm werden, die die Effizienz steigert und die Herausforderungen der Energiewende bewältigt. Insgesamt zeigt sich, dass die Einführung von Swarm Grids ein vielversprechender Ansatz ist, um die Komplexität der modernen Energieinfrastruktur zu bewältigen und nachhaltige Lösungen für die Zukunft zu bieten.