Antriebstechnik VIP Talk auf der Roten Couch

11.04.2013

Im Rahmen der diesjährigen Hannover Messe nahmen wieder hochkarätige Automatisierungsexperten auf der ROTEN COUCH Platz. Dem Leitthema der Messe folgend, ging es beim VIP-Talk vor allem um die Themen Integration und Industrie 4.0. Die Live-Gespräche stehen in voller Länge auf www.youtube.de/publishindustry bereit und sind über den QR-Code direkt zu erreichen.

Höhere Effizienz durch Integration

Ralf Geßlein, Leiter Drive Train Systems, Siemens

Siemens räumt der Integration mit TIA - Total Integrated Automation einen hohen Stellenwert ein. Wie haben sich die Ansprüche des Anwenders verändert?

Früher stand die Funktionalität der Produkte klar im Vordergrund. Durch das Motto Durchgängigkeit ist TIA heute Status Quo und bedeutet eine Vernetzung der Antriebs- und Automatisierungstechnik in einem perfekten Engineering-Umfeld. In Zukunft erwarte ich, dass die Durchgängigkeit noch weiter voranschreitet, dass wir eine stärkere Verschmelzung von virtueller und realer Welt erleben werden und das Thema Antriebssysteme immer mehr in den Fokus rückt.

Wohin geht die Reise der Integration in der Antriebstechnik?

Heute ist es wichtig, den Gedanken Integrated Drive Systems zu verstehen und das bedeutet die dreifache Integration. Erstens: Die horizontale Integration, im Sinne der best möglichen Auswahl unserer Produkte, um diese mit dem geeigneten Antriebssystem zusammenzuführen. Zweitens: Die vertikale Integration, hinein in die Automatisierungstechnik, über die Feldebene bis zu MES und IT. Drittens: Die softwarebasierte Integration, um den kompletten Live-Cycle unserer Produkte und der Produktion unseres Kunden abdecken zu können.

CPS als Innovationstreiber für Industrie 4.0

Rahman Jamal, Technology & Marketing Director Europe, National Instruments

Das große Schlagwort lautet Industrie 4.0. Was steckt dahinter und was ist das Revolutionäre daran?

Industrie 4.0 ist eine Art Sammelbegriff für Computer Integrated Manufactoring, kurz CIM, aus den 1970er Jahren und benennt die zeitgemäße Fortsetzung der rechnergesteuerten Fertigung. Er bezeichnet mehr eine Evotion, statt einer Revolution.

Welche Bedeutung hat die Vision der Cyber Physical Systems für Automatisierungs- und Messtechnik?

Cyber deutet auf das Vernetzte, das Intelligente hin. Physical hingegen zielt auf die Anbindung an die reale Welt über Sensoren und Aktoren ab, und im Begriff Systems stecken eingebettete Systeme für Regel- und Steueranwendungen. Messund Automatisierungstechnik verschmelzen und erzeugen intelligente Systeme. Die ganze Dynamik, die in solch einem Cyber Physical System steckt, hängt von der kommerziellen Technik ab. Eine wichtige Charakteristik ist, dass all diese Systeme sehr stark von der Software getrieben werden und ihre Funktionalität darauf beruht. Das ist das Revolutionäre daran.

Software als Schwerpunkt für Innovation

Norbert Scholz, Geschäftsführer, Baumüller Nürnberg

Herr Scholz, es gibt ein Zitat von Ihnen, das lautet: "Software wird verstärkt Schwerpunkt für Innovationen in der Automatisierung." Was meinen Sie damit konkret?

Die Hardware, die wir verwenden ist ja von den Innovationssprüngen her heute eher begrenzt. Wir bilden zunehmend die Maschinenfunktionalität unserer Kunden über Software-Module ab. Der Kunde hat skalierbare Systeme und kann mit geringem Engineering-Aufwand eine hohe Eigenleistung erbringen und daraus eine flexible Maschine produzieren. Das wollen wir mit unseren Software-Produkten erreichen.

Welche Funktionalität lässt sich in der Antriebstechnik mit Software umsetzen?

Wenn man von antriebsnahen Systemen ausgeht, gehört es heute zum Stand der Technik, Wickler- und Querschneiderfunktionen sowie Coordinated Motion auf der Steuerungs- und Prozessebene abbilden zu können. Dazu kommen weitere Features wie Condition Monitoring. Außerdem wird erwartet, dass man durch die schnellen, ehernet-basierten Feldbusse große Datenmengen handelt und sie natürlich auch entsprechend für Software-Tools auf der Prozessleitebene oder auf dem Bedien-Panel zur Verfügung stellt.

Networking im Engineering wird zur Pflicht

Maximilian Brandl, Vorsitzender der Geschäftsführung, Eplan Software & Service

Das Motto der Hannover Messe lautet Integrated Industry. Inwieweit ist diese Forderung auch im Engineering umsetzbar?

Auch im Engineering ist diese Forderung sehr wichtig. Die meisten Firmen in Deutschland setzen eine professionelle ECAD-Lösung ein, aber die Herausforderung besteht darin, dass Software-Systeme untereinander, mit der Maschine oder auch mit einem Werkstück kommunizieren können. An dieser Stelle erwarte ich noch einige Quantensprünge im Kundennutzen.

Welchen Anteil hat das Engineering heute an der Wettbewerbsfähigkeit von Maschinen- und Anlagenbauern? Wie wird sich das in Zukunft verhalten?

Das Engineering macht heute einen großen Anteil der gesamten Produktkosten aus - zudem werden hier laut VDMA 80 bis 90 Prozent der Gesamtkosten definiert. Im Engineering besteht aus meiner Sicht sehr hohes Potenzial, um bei den Gesamtkosten zu sparen. Aber auch die direkten Engineering-Kosten lassen sich noch senken, wenn man Prozesse automatisiert und die richtigen Werkzeuge und Tools einsetzt.

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