OPC UA als Schlüsseltechnologie für sichere Data Spaces „Die Basis für die vernetzte Industrie“

Stefan Hoppe, Präsident der OPC Foundation: „Die Datenbereitstellung per OPC UA für den Data Space ist so einfach wie das Ziehen einer Tasse Espresso, Kaffee, Latte etc.“

19.03.2025

Im Interview mit A&D sprechen Stefan Hoppe, Präsident der OPC Foundation, und Lars Nagel, CEO der International Data Spaces Association, über die Bedeutung von OPC UA für industrielle Data Spaces. Sie erläutern, wie OPC UA als universelle Modellierungssprache und Kommunikationsmechanismus den sicheren und standardisierten Datenaustausch zwischen Unternehmen ermöglicht.

Wie finden Sie unser Titelbild zum Thema OPC UA für Data Spaces?

Hoppe:

Super – die Bildersprache „die Datenbereitstellung per OPC UA für den Data Space ist so einfach wie das Ziehen einer Tasse Espresso, Kaffee, Latte etc“ passt perfekt: Es gibt mit über 150 OPC UA Companion Spezifikationen für diverse Industrien eine unglaublich hohe „Auswahl an Getränken“, die sehr einfach „angezapft“ werden können. Mit der Darstellung der Einfachheit von OPC UA als Datenquelle für Assets in der Produktion aber auch als „powered by OPC UA“ wie die AAS oder der Digitale Zwilling stimmt das Titelbild. Allerdings passt der zweite Teil nicht ganz: Ein Data Space ist kein „Behältnis/Pool“ – wie hier die Tasse- sondern eine direkte „Live-Verbindung“ zwischen Teilnehmern – aber es ist sehr nah dran.

Sind Data Spaces also so etwas wie Data Lakes?

Nagel:

Nein – ganz im Gegenteil. Data Spaces lassen sich besser mit dem Internet vergleichen. Sie sind die Basis für den Austausch von Daten, die bisher noch nicht - insbesondere zwischen Unternehmen - ausgetauscht werden. Es besteht eine große Hemmung, Unternehmensdaten überhaupt zur Verfügung zu stellen, und ggf. sogar noch mit Partnern in einem Ökosystem auszutauschen. Weil man unbekannten Teilnehmern nicht traut, und weil man nicht weiß, wer was mit den eigenen Daten macht. Man will bestimmen, was mit seinen Daten geschieht, und man will Transparenz, wie auf dieser Basis Wertschöpfung betrieben wird. Und dann muss man natürlich von dieser Wertschöpfung profitieren.

Es gibt schon so viele Protokolle – warum brauchen wir noch ein Data Space Protokoll?

Nagel:

Das Anheften von Nutzungsbedingungen an Daten, die man für werthaltig erachtet, und überhaupt das Beschreiben und Katalogisieren von Daten ist derzeit nicht standardisiert geregelt. Es fehlt sozusagen im derzeitigen Internet (und Internetprotokoll). Beschreiben von Daten als ökonomischem Wert („asset“), das Verhandeln von Nutzungsbedingungen und dann das Abstimmen, wie die Daten letztendlich ausgetauscht werden, muss standardisiert geregelt werden, um die sogenannte Datenökonomie entstehen zu lassen. Dies muss domänenübergreifend und daher agnostisch funktionieren - es geht also um die Governance von Daten, wer darf sie wie und unter welchen Bedingungen nutzen (klare Nutzungsbedingungen für Daten). Die Interpretation der Daten, deren Bedeutung in einem Kontext (Semantik), wird in der Regel domänenspezifisch geregelt. Insofern passen Data Space Protokoll und OPC UA als Modellierungssprache für industrielle Datenökosysteme perfekt zusammen. Und stellen Sie sich die möglichen Innovationen vor, wenn auf diese Weise standardisiert werthaltige Daten zwischen unterschiedlichen Domänen (z. B. Industrie, Energie und Mobilität) ausgetauscht werden können.

Deckt sich das mit der Strategie und dem Verständnis der OPC Foundation, also „eine Beschreibungssprache für alles in der Automatisierungswelt“?

Hoppe:

Zunächst haben wir nie den Anspruch auf Weltmacht gestellt. Zweitens stimme ich aber der Darstellung zu: OPC UA ist gestartet als rein technische Beschreibung von Assets wie dem Roboter oder der Pumpe und deren Verwendung innerhalb eines Prozesses. Die ökonomische, betriebswirtschaftliche Sicht ist später mit dem Ansatz der AAS dazugekommen und ich bin sehr froh, dass wir nun mit „AAS powered by OPC UA“ zusammen mit der IDTA hier eine technisch gute Lösung gefunden haben die beiden Welten zusammenbringt. Die OPC Foundation hat sich immer um Interoperabilität bestehende aus den Säulen Modellierung, Transport und Sicherheit von Informationen gekümmert, aber nie um die Governance von Daten. Somit ist die Zusammenarbeit mit der IDSA komplementär.

Warum sollte man sich mit Data Spaces beschäftigen?

Nagel:

Ich habe verstanden, dass wir nur mehr Wertschöpfung erzielen können, wenn wir mehr Daten austauschen und zu höherem Wert kombinieren und verarbeiten. Ich traue aber dem Netzwerk nicht und weiß nicht, was mit meinen Daten passiert. Data Spaces regeln klar, wie mit Daten umgegangen werden soll - genau so, wie ich es mit Nutzungsbedingungen für meine Daten festlege.

Ist diese Kooperation der aktuelle Fokus ihrer Cloud Initiative?

Hoppe:

Die Cloud Initiative hat viel mehr zu bieten, zur Hannover Messe informieren wir am Mittwoch in kompakten 2 Stunden über den Status der Arbeiten zu KI, der Cloud Referenzarchitektur, dem neuen Web API – und natürlich dem OPC UA Connector für den Data Space, ich freue mich schon auf den Beitrag von Lars Nagel dort.

Bildergalerie

  • Lars Nagel, CEO der International Data Spaces Association: „Data Spaces regeln klar, wie mit Daten umgegangen werden soll – genau so, wie ich es mit Nutzungsbedingungen für meine Daten festlege.“

    Lars Nagel, CEO der International Data Spaces Association: „Data Spaces regeln klar, wie mit Daten umgegangen werden soll – genau so, wie ich es mit Nutzungsbedingungen für meine Daten festlege.“

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