EU-Kommission gibt Übernahme frei E.on will Innogy zügig integrieren

Die EU-Kommission hat der Übernahme von Innogy durch E.on nun final zugestimmt.

Bild: iStock, nespix
18.09.2019

Vor kurzem hat die EU-Kommission der Übernahme von Innogy, durch E.on, zugestimmt. Nun möchte der Konzern das Unternehmen schnell integrieren, dabei gilt es viele Faktoren zu berücksichtigen.

„Mit der Integration von Innogy schaffen wir ein Unternehmen, das die Kunden voll und ganz in den Mittelpunkt stellen wird. Gemeinsam mit unseren Kunden wollen wir die neue Energiewelt aktiv mitgestalten, dabei innovativer werden, Energie immer effizienter nutzen und einen wirkungsvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, sagte E.on-Chef Johannes Teyssen.

Wünsche für die Zukunft

Durch die Integration von Innogy soll die Leistungsfähigkeit des Unternehmens im Interesse der Kunden, Partner, Mitarbeiter und Aktionäre gestärkt werden. „Wir verbinden unsere Stärken mit denen von Innogy und schaffen so ein Unternehmen, das mit intelligenten Netzen immer mehr grünen Strom zu den Menschen, Unternehmen und Kommunen bringt und sie miteinander verbindet. Das innovative und attraktive Produkte und Dienstleistungen für mehr als 50 Millionen Kunden in 15 Ländern entwickelt. Das mehr als 70.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zukunftssichere Arbeitsplätze bietet. Und das den Aktionären attraktive Wert- und Wachstumsperspektiven eröffnen wird“, sagte Teyssen.

Zusagen an die EU-Kommission akzeptabel

Mit der Zustimmung der EU-Kommission sind verschiedene Zusagen von E.on zur Abgabe einzelner Geschäfte oder Geschäftsteile verbunden. Dazu gehören das Strom- und Gaskundengeschäft von Innogy in der Tschechischen Republik sowie Veräußerungen im ungarischen Stromkundengeschäft von E.on. Für Deutschland beziehen sich die Zusagen vornehmlich auf wesentliche Teile des E.on-Heizstromkundengeschäfts sowie den Bau und Betrieb einzelner Autobahn-Ladestationen für Elektrofahrzeuge. „Wir hätten diese Geschäfte gern fortgeführt, werden die Auflagen der EU-Kommission aber selbstverständlich umsetzen. Vor dem Hintergrund der großartigen Entwicklungschancen für die neue E.on sind diese Zugeständnisse verkraftbar“, so Teyssen. Insgesamt werden Vertriebsgeschäfte mit rund 2 Millionen Kunden vor allem in Osteuropa abgegeben. Abgaben im Netzgeschäft gibt es hingegen nicht.

RWE künftig im E.on-Aufsichtsrat

Wie von der E.on-Hauptversammlung im Mai 2019 beschlossen, wird E.on nach Vollzug der Übernahme von Innogy den E.on-Aufsichtsrat auf 20 Mitglieder vergrößern. „Mit dieser Erweiterung wollen wir einerseits Arbeitnehmervertretern von Innogy Sitz und Stimme im E.on-Aufsichtsrat geben und andererseits sicherstellen, dass Erfahrungen der Kapitalseite aus dem heutigen Aufsichtsrat von Innogy zur Verfügung stehen. Außerdem wird ein Vertreter von RWE, unserem bald größten Aktionär, im Aufsichtsrat vertreten sein“, sagte E.on-Aufsichtsratsvorsitzender Karl-Ludwig Kley.

Für die Vertreter der Anteilseigner wird E.on den RWE-Vorstandsvorsitzenden Rolf Martin Schmitz zur gerichtlichen Bestellung vorschlagen, zudem den Unternehmer Ulrich Grillo und die US-amerikanische Unternehmensberaterin Deborah B. Wilkens, die derzeit beide noch Mitglieder des Innogy-Aufsichtsrats sind. Außerdem werden Monika Krebber, Stefan May und René Pöhls als Vertreter der Arbeitnehmer der Innogy Mitglieder des E.on-Aufsichtsrats.

Veränderungen in der Führung?

Die Führung der neuen E.on liegt weiter in den Händen der bisherigen Vorstandsmitglieder des Unternehmens. Der Aufsichtsrat von E.on bekräftigte seine bereits zuvor getroffene Entscheidung, dass Johannes Teyssen das Unternehmen weiter als Vorstandsvorsitzender führen soll. Er bestätigte zudem Leonhard Birnbaum, Thomas König, Marc Spieker und Karsten Wildberger als Vorstandsmitglieder von E.on. Den Vertrag von Finanzvorstand Marc Spieker verlängerte der Aufsichtsrat um fünf Jahre bis Ende 2024.

„Johannes Teyssen hat E.on in den letzten Jahren auf die neue Energiewelt fokussiert. Er ist der richtige Mann dafür, die Integration von Innogy zügig und erfolgreich umzusetzen und die profitable Entwicklung unseres Unternehmens weiter voranzutreiben“, hob Kley hervor. Auch die anderen Vorstandsmitglieder hätten die richtigen Kompetenzen, Persönlichkeiten und Erfahrungen, um E.on nach der Übernahme von Innogy weiterzuentwickeln. „Wir sind deshalb im Aufsichtsrat nach eingehender Prüfung zu der gemeinsamen Überzeugung gelangt, dass das erfolgreiche Führungsteam von E.on nicht verändert werden sollte. Es bleibt natürlich bei dem Beschluss des Aufsichtsrats vom Dezember 2016, dass für den Frauenanteil im Vorstand von E.on eine Zielgröße von 20 Prozent mit einer Umsetzungsfrist bis Ende 2021 gilt. An diesen Beschluss werden wir uns halten und dafür rechtzeitig die Weichen stellen“, so Kley weiter.

Anteil weiblicher Führungskräfte erhöht

E.on hat nun auch die künftigen Führungspositionen in wettbewerblich relevanten Bereichen und damit die erste Ebene unterhalb des Vorstands fast vollständig besetzt. Wie bei der bereits im Juni ausgewählten Gruppe stammen auch die jetzt neu benannten Führungskräfte zu fast gleichen Teilen von E.on und Innogy. „Wir haben die jeweils am besten geeigneten Persönlichkeiten für die Rollen in der neuen E.on ausgewählt. Ich freue mich sehr, dass im künftigen Führungsteam E.on und Innogy gleichermaßen vertreten sind und dass wir den Anteil weiblicher Führungskräfte auf dieser Ebene auf rund 25 Prozent steigern konnten“, sagte Teyssen.

Victoria Ossadnik wird CEO des Vertriebs und der Customer Solutions in Deutschland. Katherina Reiche (bisher Hauptgeschäftsführerin beim Verband kommunaler Unternehmen, VKU), wird ab Januar 2020 die Leitung einer der größten und wichtigsten operativen Einheiten im deutschen Netzgeschäft bei E.on übernehmen. „Ich freue mich sehr, dass wir für die größten Unternehmen der E.on-Gruppe in Deutschland zwei solch erfolgreiche Managerinnen gewinnen konnten“, erklärte Johannes Teyssen. „Mit Katherina Reiche setzen wir zudem ein klares Signal, wie wichtig uns weiterhin die enge Partnerschaft mit Kommunen und Stadtwerken ist“, so Johannes Teyssen.

Die neue E.on wird ihren Sitz wie geplant in Essen haben, und die E.on-Zentrale am Brüsseler Platz wird auch die Zentrale der neuen E.on sein. „Damit und mit der Neuausrichtung von RWE bleibt Essen Energiehauptstadt“, sagte Teyssen. Von Essen aus werde das Unternehmen das Netz- und Kundenlösungsgeschäft in 14 Ländern Europas und in der Türkei steuern. Darüber hinaus werde die Essener Zentrale auch E.on's Innovationszentrum sein.

Zusammenarbeit bereits seit 12 Monaten

Den Grundstein für eine erfolgreiche Integration hatte E.ON in Zusammenarbeit mit Innogy bereits in den letzten 12 Monaten gelegt. Seit dem Sommer letzten Jahres arbeiten Projektteams mit Vertretern von E.on und Innogy an der künftigen Struktur des E.on-Konzerns. „Die Zusammenarbeit mit Innogy war von Vertrauen und gegenseitigem Respekt geprägt. Dafür bin ich insbesondere Uwe Tigges und dem heutigen Innogy-Vorstand sehr dankbar“, betonte Teyssen.

RWE wird zum größten E.on-Aktionär

„Wir sind uns bewusst, dass wir mit der Freigabe aus Brüssel nun die Gesamtverantwortung für die neue E.on haben“, hob Teyssen hervor. Der RWE-Anteil an Innogy in Höhe von knapp 76,8 Prozent wird voraussichtlich bereits morgen auf E.on übergehen. RWE wird mit 16,7 Prozent zum größten E.on-Aktionär. Das Übernahmeangebot von E.on aus dem vergangenen Jahr wird bis Ende der kommenden Woche vollzogen und den Anteil von E.on an Innogy um weitere gut 9,4 Prozentpunkte erhöhen. Zusammen mit den in den vergangenen Monaten an der Börse erworbenen Aktien hält E.on dann insgesamt 90 Prozent der Innogy-Aktien. E.on soll zudem sehr zeitnah im Aufsichtsrat der Innogy angemessen vertreten sein.

E.on hat bereits Anfang September ihre Absicht angekündigt, zeitnah einen umwandlungsrechtlichen Squeeze-out durchzuführen und damit die derzeit von Minderheitsaktionären gehaltenen Innogy-Anteile zu übernehmen. Teyssen: „Voraussichtlich bereits morgen wird Innogy zu E.on gehören. Wir werden nun in klaren Schritten die Führung übernehmen. Dabei wahren wir selbstverständlich die Rechte der verbleibenden Minderheitsaktionäre. Wir werden Innogy zunächst als eine Beteiligung innerhalb des E.on-Konzerns führen und in der vor uns liegenden Integrationsphase die Governance schrittweise so anpassen, wie das in solchen Prozessen üblich ist. Unser Ziel ist und bleibt die zügige und vollständige Integration von Innogy.“

Erneuerbare Energien-Bereich wird an RWE übertragen

Zur Transaktion mit RWE gehört auch die Übertragung der Geschäfte mit Erneuerbaren Energien von E.on und Innogy. Der Geschäftsbereich Erneuerbare Energien von E.on wird bis Ende September auf RWE übergehen, der von Innogy so schnell wie möglich im nächsten Jahr. Auch die Minderheitsbeteiligungen von E.on an den Kernkraftwerken Gundremmingen und Emsland will E.on bis Ende September an RWE übertragen. Das Gasspeichergeschäft von Innogy und die Innogy-Beteiligung am österreichischen Energieunternehmen Kelag sollen im kommenden Jahr an RWE gehen. E.on wird zudem einen finanziellen Ausgleich im Wert von 1,5 Milliarden Euro von RWE erhalten.

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